■ Mit der Frau im Betrieb auf Du und Du: „Sympathisch“
Frag nach bei „Hansa-Flex“– Produktions- und Vertriebsfirma für Hydraulikschläuche in Bremen-Mahndorf: Seit '94 hält das Unternehmen für vieles her, zum Beispiel für das Attribut „frauenfreundlichst“. Als ebensolches wurde Hansa-Flex damals von der Bremer Senatorin für Frauen und dem Senator für Wirtschaft ausgezeichnet, mit 10.000 Mark preisgekrönt.
Herhalten muß Hansa-Flex seither stellvertretend auch für „innovative Ideen“. Denn der Bremer Wettbewerb „Frauenfreundlichster Betrieb“, der jetzt in seine zweite Ausschreibungsrunde geht, ist erklärtermaßen auf der Suche nach solchen. Gesucht werden im Allgemeinen: flexible Arbeitszeiten, die Abkehr von traditionell männlich besetzten Berufsfeldern, Aufstiegschancen für Frauen, Wiedereinstiegschancen, Weiterbildungschancen, eine Erleichterung der Verbindung von Familie und Beruf. All das war bei Hansa-Flex schon zu finden. Jetzt soll eine weitere ähnlich oder sogar noch weiter fortgeschrittene Bremer Firma ausgemacht werden ('94 hatten sich 20 am Wettbewerb beteiligt).
„Wir haben da sicher noch nicht die großen Frauen-Erfolge“, nörgelte gestern Frauen-Senatorin Tine Wischer (SPD) bei der eigens einberufenen Landespressekonferenz ein wenig. Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) fand, man müsse hier Jahr für Jahr stimulieren und die Botschaft verkünden: „frauenfreundlich ist sympathisch.“– „Noch nie waren Frauen so erwerbstätig wie heute“, sagte Manfred Ahlsdorff, Präsident der Unternehmensverbände, und versprach, sich bei den Unternehmen für „Gleichwertigkeit“einzusetzen. Vieles sei verschlafen worden, nichts aber erzwingbar.
Helga Ziegert, Kreisvorsitzende beim DGB, lobte die gesammelte Neugierde auf neue Ideen und forderte, vielleicht Frauen und Männern die Möglichkeit zu geben, sich in Kinderzeiten der Familie zu widmen. Lauert hier ein Preisverdacht? Hansa-Flex läuft diesmal ja außer Konkurrenz. Frau Tubis nämlich, eine der „dienstältesten“Damen bei der Firma, erinnerte sich '94 bereits, daß bei Hansa-Flex der Werkstattleiter in den Erziehungsurlaub ging, als es Erziehungsurlaub für Männer noch nicht gab.
Bremer und Bremerhavener Betriebe mit fünf bis 1.000 MitarbeiterInnen mit solchen und anderen kreativen Innovationen sind also anmeldbar bis 15.6.97 bei Frau Gessner, Gleichstellungsstelle, Knochenhauerstraße 20/25. 28195 Bremen, sip
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