■ Mit der CDU-Basis auf Du und Du: Hattig im Wahlkampf
Wirtschaftssenator Josef Hattig ist kein Vollblutpolitiker geworden in den ersten Monaten seiner späten Karriere – aber in den Wahlkampf zieht er doch wie ein alter Parteisoldat. Rund 50 treue CDU-Anhänger waren am Mittwoch abend zu Hattig in den Habenhauser Pottkiecker gekommen; eine der klassischen Wahlkampf-Versammlungen, auf denen das eigene Klientel mobilisiert werden soll. Die SPD sei die reine Katastrophe, erklärt Hattig, Schröder kein Europäer. Die Zweitstimme sei die Kanzlerstimme, schwor er die CDU-Anhänger ein. Er sei sicher, daß Kohl die Wahl wieder gewinnt, aber zurücklehnen soll sich deshalb niemand: „Es bleibt spannend bis zum letzten Moment.“ Der Vorsitzende der Versammlung kündigte am Ende das Programm an, mit dem die Habenhauser CDU ihren Beitrag zum Sieg von Helmut Kohl leisten will: Am kommenden Sonntag gibt es einen Preisskat (Gewinn: eine Reise nach Bonn), die Habenhauser Christdemokraten fahren zum Jazz-Frühschoppen in der Waldbühne, und dann ist da noch das Kinderfest auf der Jugendfarm, dann der 27. September, der Wahltag, „für mich gibt es eine Art Wahlpflicht“, erklärt der Versammlungsleiter.
Eine gute Stunde hatte Hattig geredet; er hat die Wahlkampf-Redebausteine aus Bonn mit „erstens“, „zweitens“, drittens“ streng gegliedert. Die Versammlung wird aufgefordert, die Gelegenheit zu Fragen an den Senator zu nutzen. Fragen? Haben die Habenhauser Christdemokraten eigentlich keine. „Es regnet, wir müssen noch ein bißchen hier bleiben“, hilft Hattig über die peinliche Pause hinweg. Dann fragt doch jemand, ein Lehrer der Schule Huckelriede: Warum wird diese Schule geschlossen, die bevorzugte Sek 2 „für uns hier in Habenhausen“? Und ist es nicht reine Geldverschwendung, was da an Umbau- und Umzugs-Karussell geplant wird?? War nicht Huckelriede vor zwei Jahren als Standort für ein Wirtschaftsgymnasium im Gespräch? Warum ist ausgerechnet der CDU-Mann Klaus Bürger für die Schließung der Traditionsschule?
Zehn Minuten redet Hattig über die Schulpolitik im allgemeinen, die Notwendigkeit, die Elite zu fördern, und nebenbei darüber, daß er sich „am Hochofen“ das Geld fürs Studium verdient habe. „Ich bin nicht so ganz zufrieden“, versucht der Lehrer noch einmal, an seine Frage zur Schulschließung Huckelriede zu erinnern. Hattig: „Da passe ich jetzt mal.“ Der Versammlungsvorsitzende springt ein und versichert, das Thema sei in der CDU sehr umstritten, und die CDU-Neustadt sei auch gegen die Schließung.
Hattig verspricht, er wolle sich einmal um das Thema kümmern. Die CDU-Basis in Habenhausen geht zufrieden nach Hause. K.W.
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