■ Mit der Bewegung Slowfood auf du und du: Stark dort, wo sie weniger gebraucht wird
Turin (taz) – Die Bewegung der langsamen Genießer wurde 1986 unter dem Wappentier der Schnecke gegründet. Ursprünglich als Gegenbewegung zum Fastfood gestartet, ist Slowfood heute die wichtigste Instanz im Kampf gegen uniforme, künstliche Nahrungsmittel. Die Organisation hat mehr als 70.000 Mitglieder in 35 Ländern. Die Zentrale sitzt im italienischen Piemont.
Slowfood proklamiert das Recht auf Genuß und die Bewahrung alter Küchentraditionen. Zugleich wird eine natürliche landwirtschaftliche Produktion favorisiert mit ökologischer Orientierung. So ist Slowfood heute die längst fällige Kreuzung zwischen Umweltkämpfern und Gourmets. Und ein Bollwerk gegen die „Versklavung durch Geschwindigkeit und Hast“, wie es im Manifest von 1989 heißt.
Slowfood ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Das Non-Profit- Unternehmen produziert Bücher und Gastronomieführer in Rekordauflagen. 2.000 Exemplare der neuen Ausgabe seines Weinführers wurden allein in den ersten drei Tagen auf dem Salone bestellt, noch bevor er überhaupt erschienen war.
Wichtiger Schwerpunkt der Arbeit war im vergangenen Jahr das Projekt „Arche“, eine Art Arche Noah des Geschmacks. Mit diesem Projekt soll die natürliche Vielfalt der Geschmäcker und Aromen der Welt gegen die Lebensmittelmultis, gegen Fooddesign und chemischen Retortengeschmack, gegen Erdbeeraroma aus Sägemehl und Fleischersatz aus Klärschlamm verteidigt werden. Slowfood forscht nach alten gastronomischen Traditionen, listet die aussterbenden Früchte, Haustierrassen und Essenszubereitungen auf. Jetzt wird die weltweit erste Universität für Essen und Trinken in die Startlöcher geschoben.
Die Crux: Die meisten Aktivitäten sind auf Italien konzentriert. Slowfood ist dort am stärksten, wo es am wenigsten gebraucht wird. In Amerika und Nordeuropa, wo die kulinarischen Sitten sehr viel schneller verwahrlosen, sind die langsamen Genießer noch eine kleine Minderheit. Die Bundesrepublik ist mit gegenwärtig mehr als 2.000 Mitgliedern in 41 Städten der zweitgrößte Verband. Und im März wird in Lübeck erstmals eine deutsche Variante des Salons des Geschmacks eröffnen. man
Interessierten sei die deutsche Ausgabe des Magazins „Slow“ zur gaumenschwängernden Lektüre empfohlen.
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