Mit den Telefon-Kosten auf Du und Du: Telekom gibt etwas Konkurrenzdruck nach
■ „XXL“-Tarif ist fast konkurrenzfähig
„Sonntags für null Pfennig telefonieren – quer durch Deutschland – mit XXL“, heißt die neue Werbeoffensive der Telekom für ihre ISDN-Kunden. Der alte deutsche Monopolbetrieb, der immer noch von den meisten Kunden 12 Pfennig für ein Drei-Sekunden-Gespräch abkassiert, geht mit diesem Angebot erstmals auch im lokalen Bereich einen deutlichen Schritt auf das private Preisniveau zu. Denn neben dem Werbeschlager für den Sonntag kosten Ortsge-spräche tagsüber nur noch 6 Pfennig die Minute, ab 18 Uhr dann 3 Pfennig. Pferdefuß dabei nur: Immer noch bietet die Telekom keinen sekundengenauen Abrechnungstakt an. Ein Gespräch von 61 Sekunden kostet den XXL-Telekom-Kunden 12 Pfennig, es ist eben eine Sekunde „zu viel“. Bei einem 6-Pfennig-Tarif mit sekundengenauer Abrechnung würde das 7 Pfennig kosten. Im Schnitt muss man bei einem Anbieter, der nicht sekundengenau abrechnet, ca. 25 Prozent der Telefon-Kosten draufrechnen.
Damit läge das neue XXL-Angebot bei real ca. 8 Pfennig im Ortsgespräch und damit immer noch über dem Tarif von EWETel (6,5 Pfennig sekundengenau). EWETel sucht die Kunden derzeit mit einem anderen Lockangebot zu binden: Wer zu EWETel wechselt, bekommt Geld geschenkt, je nach Tarif 50 oder 100 Mark. Allein mit den Preisen könnte der Oldenburger Anbieter niemanden in Bremen oder im Umland überzeugen, da die Tarife in allen Segmenten knapp über denen der NordCom liegen. Die gemeinsame Tochter der Bremer Stadtwerke (swb) und des finnischen Telefon-Konzerns „Mäkitorppa“ hat nach wie vor das günstigste Angebot: 6 Pfennig für das Ortsge-spräch (inkl. einer 50-Kilometer-Region), 12 Pfennig für das Ferngespräch tagsüber (3 bzw. 5 ab 18 Uhr) bei sekundengenauer Abrechnung.
Nur wer jeden Sonntag deutlich mehr als 25 Mark vertelefoniert, würde mit „XXL“ besser liegen, denn die Telekom nimmt für „XXL“ 60 Mark Grundgebühr, die NordCom nur für einen ISDN-Anschluss 40 Mark.
Eigentlich wollte die Telekom ihr XXL-Lockangebot noch durch „T-Online-inclusive“ versüßen: Die acht Mark Grundgebühr für den Eco-Tarif (außer Telekom und AOL kann sich kaum jemand noch leisten, so was zu kassieren!) sollten bei „XXL“ wegfallen, sonntags sollte surfen auch „umsonst“ sein. Das Verwaltungsgericht Köln untersagte der Telekom aber einstweilen dieses Paket. Die Telefonkosten fürs Internet am Sonntag sparen kann allerdings mit XXL jeder Surfer, der sich mit einer normalen Nummer ins Netz einwählt. „Lohnen“ tut sich der Tarif dadurch nur für solche, die sonntags stundenlang online sein wollen. T-Online „by call“ ohne Monatsgebühr kostet inzwischen 3,9 Pfennig pro Minute, bei T-Online-eco kassiert die Telekom 8 Mark Grundgebühr und 2,5 Pfennig im Minutentakt – die NordCom bietet ihren Kunden einen (schnelleren) Internet-Zugang für 2,5 Pfennig sekundengenau an.
Ihre Analog-KundInnen hält die Telekom offensichtlich für völlig unflexibel, ihnen bietet sie bisher nichts an, um sie von einem Wechsel zu einem der halb so teuren privaten Anbieter zu abzuhalten. K.W.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen