Mit dem Wyhl-Jubiläum auf Du und Du: Die Vorbilder feiern
Berlin/Wyhl (taz/dpa) – 25 Jahre ist es nun her, dass sich angesichts des projektierten Baubeginns des AKWs Wyhl am Rhein Männer und Frauen vor die Baumaschinen gestellt haben. Was am 18. Februar 1975 ein Akt der Verzweiflung war, führte zu einer der erfolgreichsten Protestaktionen in der Nachkriegsgeschichte und motivierte viele Anti-Atom-Leute in den Demonstrationen, die noch folgten.
Die Polizei räumte die Besetzer zwar schon am 20. Februar wieder ab und zäunte die Baustelle mit Panzerdraht ein. Drei Tage später kamen jedoch 28.000 Menschen und überwanden den Zaun. Sie blieben bis zum November und zwangen Landesregierung und Betreiber zu Verhandlungen. Diverse Gerichtsverfahren folgten, bis CDU-Ministerpräsident Lothar Späth am 30. August 1983 den Bau auf Eis legte.
Was das nach der jahrelangen Pro-Atom-Propaganda, Verhören und Hausdurchsuchungen bedeutete, lässt sich heute nur noch schwer nachvollziehen. Vorbildhaft für später war vor allem das Bündnis zwischen Linken und Ökobewegten und der Bevölkerung vor Ort. Die internationale Vernetzung in der Region Dreyecksland – Südbaden, Elsass und Nordschweiz – war auch nicht die Art von Europäisierung, die sich die Mächtigen vorgestellt hatten: Neben Wyhl wurden nämlich noch ein paar AKWs und eine Bleichemiefabrik im Elsass verhindert. Und auch die Schweizer AKW-Pläne waren nur noch in Ansätzen durchzusetzen.
So konnten die Wyhler am Wochenende an der Stelle der Baustelle in den Rheinauen einen Gedenkstein enthüllen. Gila Altmann, grüne Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, sprach und zeigte Verständnis dafür, dass der Basis der Atomausstieg unter Rot-Grün nicht schnell genug geht. Vielleicht klappt’s ja bis zum 50-Jährigen in Wyhl. rem
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