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■ Mit dem Welthandel auf du und duGlobalisierer unter sich

Hamburg (taz) – Undramatisch entwickelt sich der Welthandel von Gütern und Dienstleistungen. In den neunziger Jahren wuchs sein Volumen auf rund sieben Billionen Dollar – ein Anstieg um rund 75 Prozent. Im selben Zeitraum stiegen das globale Sozialprodukt um 50 Prozent und die Devisenumsätze um 100 Prozent.

Selbstverständlich ist der Anstieg des Welthandels durch die global verbreitete Inflation überzeichnet. Netto war die Steigerungsrate in diesem Jahrzehnt wesentlich kleiner als in der Vergangenheit: Zwar hat gestern die Welthandelsorganisation (WTO) bekanntgegeben, daß der globale Handel 1997 um 9,5 Prozent gewachsen ist. Doch wenn man die Wechselkursveränderungen herausrechnet, ist der Welthandel zwischen 1990 und 1996 nur um knapp 2 Prozent gewachsen. Das ist weniger als früher: Zwischen 1979 und 1981 etwa hat der Welthandel mehr 4 Prozent zugenommen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) behauptet in seinem „World Economic Outlook“ die Einbeziehung von „einem größeren Teil der Welt und von einer größeren Zahl von unabhängigen Staaten“. Tatsächlich stiegen zum Beispiel Süd- Korea oder Singapur in die Gruppe der „Fortgeschrittenen Staaten“ auf. China (2,4 Prozent) oder Malaysia (1,3 Prozent) konnten ihre Anteile am Weltexport seit 1980 immerhin verdoppeln. Um so bemerkenswerter ist, daß die Größten ihre Weltmarktanteile stabilisiert haben: Allein 48,7 Prozent des Welthandels wird von den G-7-Staaten getragen. Zugleich entfallen auf die 50 afrikanischen Staaten gerade mal 3,4 Prozent. „Afrika ist heute weniger als je zuvor in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts in die Weltwirtschaft integriert“, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium. Und Afrika ist keine Ausnahme: Die meisten der 183 vom IWF gezählten Staaten stagnierten oder fielen zurück.

Soweit überhaupt sinnvoll von einer Globalisierung des Welthandels gesprochen werden kann, betrifft es die sieben „Major industrial countries“ (IWF): Sie exportieren in die knapp zwei Dutzend Staaten, die ansonsten noch von einigem weltwirtschaftlichem Rang sind, und zugleich nehmen die G 7 auf ihren Heimatmärkten die Produkte und Serviceleistungen von Staaten wie Hongkong, Süd-Korea oder Mexiko auf. Dabei handelt es sich vorrangig um Rohstoffe, Halbfertigprodukte für die industrielle Veredelung und einfache Industriefertigungen. In die umgekehrte Richtung werden kapital- und wissensintensive Erzeugnisse exportiert. Die Globalisierung erschöpft sich mancherorts in einigen Rucksacktouristen und dem Export von Folklore-Artikeln. Hermannus Pfeiffer

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