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■ Mit dem Universalbanksystem auf du und duKeine Chance für Sparer

Hamburg (taz) – „Deutsche Banker – sind des Stahlarbeiters Henker!“ war auf einem Transparent zu lesen, als im März 1997 einige zehntausend Stahlwerker durch „Bankfurt“ demonstrierten. Ihr Unmut richtete sich gegen die Deutsche Bank und „ihre“ Krupp-Thyssen-Fusion. Daß die Bankiers auch für das Stahlgeschäft verantwortlich sind, liegt am spezifisch deutschen „Universalbanksystem“: Jenes erlaubt fast alles – vom Kleinkredit bis zur Einführung der Telekom-Aktie, von der Unternehmensberatung bis zur Hausratsversicherung und vom Bausparen bis zur Gründung eines Investmentfonds. Der hiesige Sonderstatus sowie steuerliche und bilanzrechtliche Ausnahmen haben es deutschen Großbanken erlaubt, in nur zwei Jahrzehnten zu Global Playern heranzuwachsen. Und im Gefolge deutsche Konzerne, bei denen sie oft große Aktienpakete halten. Heute operieren die deutschen „Bankers Top five“ in höchsten Sphären: Ihre gemeinsame Bilanzsumme ist höher als das deutsche Bruttoinlandsprodukt von 3,6 Billionen Mark.

Wirtschaftsprofessor Wilhelm Hankel klagt deswegen: „Ein echter Volkskapitalismus kann sich unter dem Regime der Universalbank nicht entwickeln!“ Millionen Geldsparer hätten keine Chance, reale Vermögensbesitzer „ihrer“ Volkswirtschaft zu werden, sagte der unbequeme Prof gegenüber der taz. Kein Problem sieht darin indessen einer der engsten Berater Gerhard Schröders: „Ich sehe Bankenmacht positiv!“, überraschte der heutige Bonner Wirtschaftsstaatssekretär Tacke vor der Bundestagswahl die Leser des Hamburger Abendblatts. Tacke begründet dies mit seinen Erfahrungen in den USA, wo Investmentfonds die Unternehmenspolitik bestimmen würden. Das führe aber zu Shareholder-value und kurzsichtiger Geschäftspolitik.

Diese niedersächsische Angst vor der Modernisierung bleibt allerdings zweifelhaft: In Deutschland gehören die Investmentgesellschaften – ihr Fondsvolumen überspringt inzwischen die Rekordmarke von einer Billion Mark – ohnehin den großen Banken. Hermannus Pfeiffer

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