■ Mit dem Baumwollwurm auf du und du: Zähe Genresistenzlinge
Berlin (taz) – Ein Baumwollfalter ärgert weiter die Gentechnikkonzerne. Der Schädling schien durch eine neue Anti-Insekten-Baumwollart schon gebannt. Wie sich im Labor gezeigt hat, setzen sich resistente Schädlinge jedoch schneller durch als bisher angenommen. Das meldete gestern die britische BBC.
Forscher an der Universität von Arizona untersuchten den Falter Pectinophora gossypiella, im Englischen als Pink bollworm moth bezeichnet. Das Flattervieh hat den Namen von seinen pinkfarbenen Larven, die die Baumwollkapseln von innen leerfressen. Der US-Agrarkonzern Monsanto versprach hier Abhilfe. Er präsentierte gentechnisch veränderte Baumwolle, die das Insektengift des Bacillus thuringiensis (Bt) selbst produziert. Die Larven würden sich also theoretisch selbst vergiften, wenn sie solche Baumwollkapseln fressen.
In der Praxis zeigte sich jedoch, dass es immer einige Exemplare des Samenfressers gibt, die gegen das Bt-Gift resistent sind. Weil ihre nichtresistenten Kollegen aber hinweg siechen, können die resistenten Exemlare sich konkurrenzlos vermehren, das Bt-Gift würde nutzlos.
Dies ist eine so ernste Bedrohung, dass sich die US-amerikanische Umweltschutzbehörde EPA für die Einrichtung von „Schutzzonen“ einsetzt, also für Sektoren mit konventioneller Aussaat, die 15 bis 30 Prozent der Anbaufläche ausmachen sollen. Auf diesen normalen Baumwollstreifen könnten sich dann nichtresistente Falter weiter vermehren. Wenn sie sich mit den resistenten Exemplaren paaren, wird die Widerstandskraft gegen Bt nicht weitervererbt.
So das Kalkül. Doch die Arbeiten in Arizona zeigen, dass die Larven resistenter Gossypiella fünf Tage länger für ihre Entwicklung brauchen als die anderen. Bis sie geschlüpft sind, könnten die herkömmlichen, in den genfreien Feldernaufgewachsenen Exemplare sich längst gepaart haben. In Feldversuchen müsste nun gezeigt werden, ob die eine Sorte Falter die andere wirklich verpasst oder ob sie nicht doch munter durcheinander schlüpfen. rem
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