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■ Mit dem Auto-Umwelt-Test auf du und duDas kleinste Übel

Berlin (taz) – Der Sieger heißt Ford. Vom Verkehrsclub VCD ist das Modell „Fiesta 1.1I“ zum umweltfreundlichsten Auto auf deutschen Straßen gekürt worden. Auf Champagner und Lorbeerkranz müssen die Fordwerke allerdings verzichten: Der kleine Fiesta wurde nur als kleinstes Übel ausgezeichnet. „Autos mit Pfiff“, rügt der VCD, „bieten die Hersteller auch dieses Jahr nicht an.“ Die getesteten Wagen seien durchweg zu schnell, zu schwer, mit unnötigem Komfort hochgerüstet, und sie verbrauchen zuviel Sprit.

200 gängige Autotypen wurden vom VCD getestet: Alles was stinkt, röhrt und die Luft verpestet, war vertreten. Die Industrie zeigte sich bei der Untersuchung bis auf zwei Ausnahmen sehr kooperativ. Nur Mercedes-Benz und BMW weigerten sich, den Fragebogen des VCD auszufüllen und schickten den Bonner Testern statt dessen einen Packen Infomaterial.

Von den VCD-Testern wurden Lärm, Abgaswerte und Spritverbrauch benotet, Punktabzüge gab es für zu hohe Motorisierung und tendenzielle Raserei. Für umweltfreundliche Techniken bei der Herstellung – Lackschlammaufbereitung, Kat-Recycling oder reduzierten Kunststoffeinsatz – konnten die Hersteller Zusatzpunkte ergattern. Auch die kostenlose Rücknahme von Altautos wurde mit Extrapunkten bewertet.

Am Ende lag der Fiesta 1.1I mit 280 Punkten vor dem Opel Corsa 1.2I mit 270 Punkten. Den dritten Platz mit jeweils 260 Punkten teilen sich der Fiat Cinquecento 0.9 i. E. Und der VW Golf Ecomatic. Ford-Sprecher Udo Reinhold – „wir haben uns sehr gefreut“ – wertete den Sieg als Bestätigung für den Kurs der Fordwerke. Für die zweite Jahreshälfte 1996 kündigte er einen neuen Kleinwagen an, der ökologisch noch besser abschneiden werde.

Mit dem Titel „Umweltsau des Jahres“ dürfen sich zwei Autos schmücken, die mit null Punkten unangefochten den letzten Platz belegten. Es sind dies – nichts ist unmööglich – der Toyota Lexus LS 400 und der Mitsubishi 3000 GT.

Das grüne 3-Liter-Auto ist noch in weiter Ferne. Der Golf Ecomatic bietet mit einem Stadtverbrauch von 4,6 Litern noch den günstigsten Wert. Das Siegerauto verbraucht in der Stadt 6,9 Liter. Von 1981 bis 1993 ist der Spritverbrauch nach VCD-Angaben um lediglich 20 Prozent auf 9,8 Liter gesunken. Was die moderne Motorentechnik an Einsparung erzielt, wird durch höhere PS-Zahlen wieder verschleudert. Und der Trend zu überzüchteten Motoren hält weiter an. Zu den wenigen erfreulichen Ergebnissen gehört der Verzicht auf den Ozonkiller FCKW in der Autoproduktion. Zudem sprachen sich etliche Hersteller für die Einführung einer neuen Kat-Generation mit Vorwärm-Einrichtung aus – heutige Katalysatoren funktionieren erst nach zwei Kilometern Fahrt. Manfred Kriener

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