Mit Werbung unerfolgreich: Leeres "Schaufenster"
Rund zwei Millionen Euro verweigert die Telekom dem Land Bremen für die Vermarktung der öffentlichen Plakatflächen. Offenbar unterliegt sie der Konkurrenz.
BREMEN taz | Einst lobte sich der grüne Bausenator für den lukrativen Millionendeal, doch jetzt bleiben die Gelder aus: Die Deutsche Telekom, die seit 2011 Bremens Werbeflächen vermarkten darf, zahlt seit dem Sommer kein Geld mehr dafür. Die Rede ist von Schulden von rund zwei Millionen Euro. Das wurde jetzt im nicht-öffentlichen Teil des Haushaltsausschusses der Bürgerschaft bekannt.
Laut des bis 2026 laufenden Vertrages bekommt Bremen pro Jahr mindestens 3,9 Millionen Euro – und die Telekom im Gegenzug das Recht, 1.100 öffentliche Werbeflächen zu vermarkten. Doch nun „verweigert“ sie die Zahlung der vereinbarten Pacht, heißt es in einer Vorlage des Bauressorts. „Offenbar werden die erwarteten Umsatzzahlen bei weitem nicht erreicht“, schreibt die Behörde.
Die Telekom-Tochter „Out of Home Media“, die derzeit mit großzügigen Preisrabatten wirbt, will mit Verweis auf „laufende Verhandlungen“ keinerlei Kommentar abgeben. Sie ist, außer in Bremen, derzeit nur in Wolfsburg und in Arnsberg vertreten, einer Stadt im Hochsauerland mit 80.000 EinwohnerInnen. Bremen sollte einer der „Pioniermärkte“ der 2007 gegründeten Firma werden, sagte der grüne Bausenator Reinhard Loske seinerzeit, ein „Schaufenster“. Bei der Telekom hieß es, Bremen sei „immens wichtig“.
In Bremen konkurriert die Telekom vor allem mit der Ströer-Gruppe um Werbung in der Öffentlichkeit.
Bei der Telekom kostet ein Plakat auf einem Schaltkasten mindestens 1,70 Euro pro Tag, ein Großflächenplakat ist laut Preisliste ab 4,95 Euro am Tag zu haben. Mindestens 61,50 Euro täglich werden fällig, wenn es auf einem Sockel in 2,5 Meter Höhe hinter Glas steht - plus Steuer.
Zum Vergleich: Bei Ströer kosten neun Quadratmeter Großplakat im Schnitt zwischen 4,30 und 57,60 Euro am Tag, wenn es in einem erhöhten "Mega-Light-Board" hängt werden laut Liste zwischen 29,70 und 74 Euro am Tag fällig, plus Steuer.
Inzwischen stellt das Unternehmen laut Senatsvorlage in Frage, ob der – bislang offenbar erfüllte – Vertrag über die pauschale Vergabe von Werberechten „überhaupt wirksam abgeschlossen werden konnte“. Ob die Telekom rechtlich fundierte Zweifel hegt oder nur nach Wegen sucht, günstigere Konditionen durchzusetzen, ist unklar.
Sicher ist, dass sie deutlich mehr Geld abgeben soll als die ehemals kommunale Deutsche Städte Medien, die heute Teil der Ströer-Gruppe ist und seit 1982 Bremens Werbewände vermarktete: Sie zahlte für knapp 1.300 Flächen zuletzt rund eine Million Euro im Jahr an Bremen.
Allerdings hat sich die Ströer-Gruppe nicht aus Bremen zurück gezogen, sondern wirbt weiter auf privaten Flächen. Deren Bestand hat sie zuletzt durch Verträge mit Grundstückseigentümern sogar „weiter ausgedehnt“, schreibt das Bauressort. Nach eigenen Angaben vermarktet Ströer bundesweit 230.000 Werbeflächen und ist in allen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern vertreten. Die Telekom dagegen nur in zwei.
Sie klagt nun offenbar darüber, dass die Bauordnungsbehörde Werbeanlagen der Konkurrenz nicht zu ihren Gunsten verboten hat. Die Telekom mache Bremen dafür „verantwortlich, dass ihre Umsatzplanung sich nicht realisieren lässt“, schreibt das Bauressort. Dass sie nun kein Geld mehr an Bremen zahle, sei ein „klarer Vertragsbruch“, heißt es in der Vorlage. Einen langwierigen Rechtsstreit wolle die Behörde aber vermeiden, sagt die Ressortsprecherin. „Die Verhandlungen laufen.“ Die Stadt habe ihren Teil des Vertrages jedoch erfüllt.
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