■ Mit Ugandas Schulden auf du und du: Genuß 2000
Washington (taz) – Uganda ist möglicherweise das erste Land, das in den Genuß der Schuldenerleichterung kommen könnte. Das ostafrikanische Land hat sich seit Jahren streng an die politischen Auflagen des IWF gehalten, und trotz enormer Schwierigkeiten hält es die Schuldendienstzahlungen aufrecht. Fast ein Viertel der Exporteinnahmen geht direkt an die Gläubiger.
Für die Bevölkerung sind die Zins- und Tilgungszahlungen für die 3,4 Milliarden US-Dollar Schulden eine schier untragbare Bürde. Die Entwicklungsorganisation Oxfam hat in einem Länderreport ausgerechnet, daß die Regierung in Kampala fast zehnmal soviel für den Schuldendienst ausgibt wie für die medizinische Grundversorgung. So sterben auf dem Land in Uganda sechzigmal mehr Frauen im Kindbett wie in Industrieländern. Ein Drittel der Kinder besucht keine Schule.
Darüber hinaus würgt die Verschuldung eine wirtschaftliche Erholung ab, weil sie Investoren aus In- und Ausland abschreckt. Denn der Staat ist nicht imstande, die verfallende Infrastruktur zu sanieren, die Ausbildung der Arbeitnehmer ist mangelhaft, und überdies läßt die hohe Verschuldung Währungsinstabilität, künftige Inflation befürchten.
Wenn die Schuldeninitiative greift, könnte Uganda 80 Millionen Dollar jährlich einsparen. Damit ließe sich Oxfam zufolge die Gesundheitsversorgung für zwei Millionen Menschen finanzieren, die Impfung von einer Million Kindern, sauberes Trinkwasser für eine Million Menschen und die Versorgung von zwei Millionen Kindern mit Schulbüchern und Heften.
Für ein Land wie Uganda ist die Schuldeninitiative von Weltbank und IWF besonders wichtig, weil die beiden Finanzinstitutionen mittlerweile 70 Prozent seiner Schulden halten. Die im Pariser Club organisierten staatlichen Gläubiger haben schon einen Teil von Ugandas Schulden erlassen – allerdings wurde der Schuldendienst nur um fünf Prozent vermindert.
Beim jetzt beschlossenen Programm kann Uganda auf eine Sonderbehandlung hoffen. Weil das Land in diesem Jahr schon sein zweites IWF-Programm erfolgreich abschließt, wollen Weltbank und IWF Entgegenkommen zeigen und stellen Erleichterungen nicht erst nach sechs, sondern schon nach drei Jahren in Aussicht. Selbst dann würde sich für Uganda erst ab dem Jahr 2000 die Situation verbessern.
Der lange Vorlauf hat schon zu massiver Kritik geführt. Und inzwischen hört man immer öfter, daß schon nächstes Jahr mit der Schuldenreduzierung angefangen werden soll. Die Weltbank scheint zu befürchten, daß ihre Schuldeninitiative sonst nur noch als bürokratischer Papiertiger dasteht. lieb
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