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■ Mit Siemens-Geschäften auf du und duImmer gut geschmiert

Berlin (taz) – Siemens ist sauber – oberflächlich betrachtet. Bestechung sollte international verboten werden, forderten Spitzenmanager des deutschen Elektrokonzerns kürzlich in einem Brief an die OECD. Intern verlangen sie von ihren Mitarbeitern eine Unterschrift unter die Arbeitsordnung. Darin steht, daß Siemens-Mitarbeiter keine Geschenke über 50 Mark verteilen oder einsacken dürfen.

Doch von porentiefer Reinheit ist Siemens weit entfernt: Überall in der Welt schmiert der Konzern, um an lukrative Aufträge heranzukommen und andere Bewerber auszutricksen. Ob bei einem Stahlwerk auf Java, beim Aufbau des Telefonsystems zu Zeiten des Schahs im Iran oder der Metro in Medellin – Siemens ließ jeweils ein paar Millionen Mark Bakschisch an die Entscheidungsträger springen. Auch die südafrikanische National Party wurde von Siemens zur Zeit der Apartheid großzügig unterstützt, damit sie an den günstigen Bedingungen im Land – geringe Umweltauflagen, billige Löhne – nichts änderte.

Zwischen 1992 und 1995 wurden mehrere Siemens-Manager verurteilt, weil sie einen Münchner Baurat und einen „Provisionsvermittler“ mit über drei Millionen Mark bestochen hatten. Auf diese Weise bekam der Konzern den 108-Millionen- Auftrag, die Prozeßleittechnik für zwei Kläranlagen zu liefern. „Das war nicht Siemens-Geschäftspolitik, sondern der Eifer einzelner Personen“, sagt Pressesprecher Paul Heller.

Auch in Spanien watet Siemens im Korruptionssumpf. Mindestens 16 Millionen Mark Bestechungsgelder sollen in den achtziger Jahren an die Sozialistische Partei unter anderem dafür geflossen sein, daß der deutsche Konzern die Schnellbahnstrecke Madrid–Sevilla elektrifizieren und Loks dafür liefern durfte. Siemens bekam den 1,8-Milliarden-Mark-Auftrag.

Siemens bestreitet die Zahlungen nicht, weist aber den Bestechungsvorwurf weit von sich. Das Geld sei an eine Unternehmensberatung gezahlt worden. Daß die nur zur Parteienfinanzierung da war, will Siemens nicht gewußt haben. „Sie hatten das Know-how über lokale Begebenheiten“, so Sprecher Heller. Peinlich für Siemens, daß die schweizerische und die spanische Justiz Dokumente gefunden haben, die Zahlungen des Konzerns an den Expolizeichef Luis Roldán belegen sollen.

Pech hatte der Konzern beim Auftrag für Hochgeschwindigkeitszüge in Süd-Korea. Obwohl der Konzern laut Handelsblatt 50 Millionen Mark an den damaligen südkoreanischen Premier Roh gezahlt hat, bekam der französische TGV den Zuschlag. Auch in Singapur lief es für Siemens nicht gut: Wegen nachgewiesener Korruption hat der südostasiatische Staat den Konzern für fünf Jahre von allen öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen. Annette Jensen

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