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Archiv-Artikel

Mit Glässgen in eine ungewisse Zukunft

Denkbar knapp wurde der Intendant von Radio Bremen wiedergewählt. Der darf sich jetzt überlegen, wie der Umzug des Senders finanziert werden soll, wenn der sein Grundstück nicht für den geplanten Preis los wird

Bremen taz ■ Heinz Glässgen bleibt Intendant von Radio Bremen. In nicht-öffentlicher Sitzung wurde er gestern vom Rundfunkrat für eine weitere Amtsperiode gewählt. „Mit überwältigender Mehrheit“, berichtete die Vorsitzende des Rundfunkrates, Roswitha Erlenwein, in der öffentlichen Sitzung.

Das war nicht ganz korrekt: 19 Stimmen der 36 Rundfunkräte benötigte Glässgen. Und die bekam er auch. Und keine mehr. Drei Gegenstimmen gab es, 14 Mitglieder des Rundfunkrates waren zu dem Tagesordnungspunkt „Wahl des Intendanten“ schlicht nicht gekommen.

Bei dem anderen Zukunftsthema des Bremer Sendehauses ist die Lage unklarer als noch vor zwei Wochen. Der Rundfunkrat debattierte unter Tagesordnungspunkt 10 über die Finanzierungsprobleme beim geplanten Neubau und Umzug, ohne aber irgendwelche Entscheidungen zu treffen oder auch nur zu erfahren. Eigentlich sollte ja in diesen Tagen der Startschuss für den Baubeginn gegeben werden: Im Stephani-Quartier, wie die Lage an der Faulenstraße aus PR-Gründen heißen wird, soll ein Neubau entstehen, in dem beide Teile von Radio Bremen – Hörfunk und Fernsehen – zusammenziehen, damit Betriebs- und Personalkosten gespart werden können.

Doch noch ist unklar, ob der Sender die zehn Millionen für sein Gelände an der Hans-Bredow-Straße gegenüber des Weserparks bekommen wird. Wenn der Verkaufspreis niedriger ausfällt, klafft im Investitionsplan eine Lücke. Rundfunkrats-Mitglied Bernd Neumann (CDU) sagte gestern dazu lapidar, bei geringeren Verkaufserlösen müsse Radio Bremen eben preiswerter bauen.

Ein weiteres Problem: Die Vermietung von Räumen in dem geplanten „Medienforum“ im Stephani-Quartier. 60 Prozent der Bürofläche sollen an andere Medienunternehmen vermietet werden. Vor fünf Wochen wurde in der FAZ eine Suchanzeige geschaltet, weil es noch keinen Interessenten gab.

Im Vergleich zu diesen offenen Fragen erscheinen die 65 Millionen Euro fast sicher, die Radio Bremen von den anderen ARD-Anstalten als „Strukturhilfe“ bekommen soll.

„Wir müssen auf der Einnahmenseite Verbesserung erzielen“, um für die nächste Gebührenperiode 2009 bis 2012 zu einem ausgeglichenen Haushalt zu kommen, meinte Intendant Glässgen. Es würde sich alle Jahre wieder eine Schere zwischen Gebühren und Kosten öffnen. Um auf eine „schwarze Null“ zu kommen, fehlten etwa vier Millionen Euro, meinte Verwaltungsratsvorsitzender Thomas von der Vring. „Nach der Rosskur der vergangenen Jahre“ gebe es kaum noch Spar-Spielräume, meinte Glässgen, wenn nicht Programme gestrichen werden sollen. Sparen ohne Programmkürzung und weiteren Entlassungen sei nicht möglich, sagen unisono alle aus dem Sender.Klaus Wolschner