■ Mit Gewässerschutz auf du und du: Wäsche auf dem Acker
Wetteraukreis (taz) – Die Landwirtschaft steht nicht eben in dem Ruf, ein Garant für die Reinhaltung des Grund- und Oberflächenwassers zu sein. Vielmehr sieht sie sich erheblicher Kritik wegen ihres hohen Einsatzes an Pflanzenschutzmitteln (PSM) ausgesetzt.
Schon ein einziges Gramm des Stoffes, aus dem Unkraut- und Schädlingskiller sind, genügt, um eine Million Liter Oberflächenwasser nachhaltig zu verunreinigen. Daß diese chemischen Keulen dort überhaupt zuschlagen können, hat allerdings weniger etwas mit der Gefährlichkeit der verwendeten Mittel, als mit der Gewohnheit der Landwirte zu tun, ihre Spritzgeräte nach dem Ackereinsatz auf dem heimischen Hofgelände von Pflanzenschutzmittelresten zu reinigen. Wer dafür keinen speziellen Gerätewaschplatz hat, der spült die chemischen Reste über den Gully notgedrungen in die Kanalisation. Von dort erreichen sie direkt die Fließgewässer und sorgen dafür, daß der Grenzwert von einem Millionstel Gramm pro Liter Oberflächenwasser derzeit häufig um mehr als das Dreihundfertfache überschritten wird.
Mit einem bundesweit einmaligen Forschungsprojekt wurde jetzt im Wetteraukreis (Hessen) nachgewiesen, daß die Lösung dieses Umweltproblems einfach und kostengünstig sein kann. Der Landwirt braucht sein Spritzgerät im Prinzip einfach nur draußen auf dem Acker waschen. Dazu bedarf es lediglich eines zusätzlichen Frischwasserbehälters und einer Waschvorrichtung.
Wird der leergespritzte Tank gleich auf dem Feld gespült, gelangen die übriggebliebenen PSM-Reste in starker Verdünnung ins Erdreich – was ohnehin ihrer Bestimmung entsprochen hätte. Auf den heimischen Hof kehrt ein gereinigtes Fahrzeug zurück. Umfangreiche Meßananlysen ergaben, daß der Eintrag an PSM in Fließgewässer auf diese einfache Weise um 90 Prozent reduziert werden konnte.
Jetzt ist die Industrie gefragt. Fertige Bausätze, mit denen Spritzgeräte umweltfreundlich aufgerüstet werden können, gibt es bisher ebensowenig wie eine neue Generation von Gerätetypen mit eingebautem Wassertank und Waschanlage. Die Wiesbadener Umweltforscher sind sich allerdings sicher, daß der Markt hier bald mitziehen wird.
Die Ergebnisse des Projektes werden heute im Umweltbundesamt in Berlin vorgestellt. Jörg Schulze
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