■ Mit Genmais auf du und du: Unbekanntes Risiko
Berlin (taz) – Die Nebenwirkungen von gentechnisch veränderten Pflanzen sind noch nicht ausreichend erforscht. Zu diesem Ergebnis kommt das Umweltbundesamt in einer Studie. Wissenschaftler an der Universität Bayreuth hatten untersucht, welche Auswirkungen der Einsatz von Pflanzen hat, denen das Erbgut des Insektengift produzierenden Bacillus thuringiensis (BT) eingesetzt wurde.
Die Gene des Bakteriums werden vor allem in Maispflanzen eingeschleust, um sie vor dem Hunger der Insektenraupen zu schützen. Die Pflanzen produzieren ein Gift, das im Vergleich zu chemischen Pflanzenschutzmitteln nur für eine sehr kleine Gruppe von Insekten giftig, für Menschen und Säugetiere aber ungefährlich ist.
Die Wissenschaftler der Universität Bayreuth bemängeln allerdings, daß die Auswirkungen der gentechnisch veränderten Pflanzen auf nützliche Insekten nur schwer einschätzbar sind. Unerwartete Resultate hatten etwa Versuche von Schweizer Wissenschaftlern geliefert. Diesen war der Nachweis gelungen, daß auch die nützliche Florfliege – gerade zum Insekt des Jahres gekürt – über die Nahrungskette durch die BT-Toxine vergiftet werden kann. Außerdem wurde bislang nicht hinreichend erforscht, in welchem Maße die sogenannten Schädlinge Resistenzen gegen das Insektengift entwickeln könnten. Weil die Toxine permanent in den Pflanzen enthalten sind, ist es wahrscheinlich, daß sich die Insekten schnell anpassen und das Gift unwirksam wird. Aus diesem Grund fordern Wissenschaftler nicht nur die weitere Erforschung der Auswirkungen von BT-Pflanzen, sondern auch die Entwicklung von geeigneten Tests.
In Deutschland darf gentechnisch veränderter Mais bislang noch nicht großflächig angebaut werden. Die Firma Novartis erhielt in diesem Jahr erstmals eine Sondergenehmigung zum Anbau von 350 Hektar BT- Mais. Wegen massiver Proteste von Umweltschutzgruppen wurden die sieben Tonnen Saatgut an geheimgehaltenen Standorten ausgebracht. Kritiker bezeichnen die gentechnische Veränderung von Mais als überflüssig. Die biologische Schädlingsbekämfung sei mindestens ebenso effektiv. So könne zum Beispiel die Schlupfwespe gegen den Hauptschädling, den Maiszünsler, eingesetzt werden. Das sei zwar teurer, die Folgen aber besser zu kalkulieren. Jens Uehlecke
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