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■ Mit Dammbrüchen auf du und duEin klassischer Unfall

Berlin (taz) – Sieben Millionen Tonnen giftiger Schlamm, zehn bis fünfzehn Tonnen toter Fisch und 100 Millionen Mark Verluste für die Landwirte – das ist die vorläufige Bilanz des Giftunfalls in der spanischen Schwefelkiesmine Los Frailes. Die Folgen für den Nationalpark Doñana immer noch kaum absehbar.

Nicht außergewöhnlich, sagt Andreas Bernstorff von Greenpeace. Die Katastrophe sei ein geradezu „klassischer Unfall“ in der Bergbauindustrie, begünstigt durch den Usus, Giftschlämme „hinter dürftigen Staumauern und Dämmen in steilem Gelände“ zu lagern.

Tatsächlich gab es allein in den neunziger Jahren mindestens fünf schwere Unfälle, die auf mangelnde internationale Umweltstandards für den Rohstoffabbau zurückzuführen sind.

So hatte sich eine 1992 in Betrieb genommene Goldmine in der Summitville Mine, Colorado, USA, bereits in den ersten Wochen als störungsanfällig erwiesen. Austretender Giftschlamm verseuchte den Fluß Alamosa auf 25 Kilometern, der Betreiber ging bankrott, die Sanierungskosten in Höhe von 80 Millionen Mark mußte die US- Umweltbehörde übernehmen.

Ein Jahr später begruben Schlamm und Geröllmassen im Süden Ecuadors eine Goldgräbersiedlung, deren Bewohner den Berg El Tierrero mit Tunneln ausgehöhlt hatten. 24 Menschen starben.

Das bisher größte Unglück ereignete sich im Februar 1994 in der Harmony Mine in Südafrika, wo Wolkenbrüche einen Damm unterspülten und 2,5 Millionen Tonnen blausäurehaltigen Giftschlamm freisetzten. 17 Bewohner eines illegalen Goldgräberdorfes erstickten oder ertranken. Ein Gericht sprach Dammbauer und die Minengesellschaft schuldig.

Kaum 18 Monate darauf brach die Rückhaltemauer des Auffangbeckens im Goldbergwerk Omai in Guyana. 2,5 Millionen Kubikmeter Blausäurelösung flossen in den Fluß Essequibo, in dem die Säurekonzentrationen gemessen wurden, die mehr als siebenfach höher waren als bereits tödlich für Menschen. Die kanadische Konstruktionsfirma Knight Piesold Ltd. lehnte die Verantwortung ab, Regierungsvertreter und Umweltgruppen gaben dem Minenbetreiber die Schuld.

1996 dann gelangten nach einem Dammbruch in der Kupfermine Boac auf der Insel Marinduque, Philippinen, drei Millionen Tonnen Klärschlamm, belastet mit Cadmium, Blei und Quecksilber, in den Fluß Boac. Zwanzig Dörfer wurden überschwemmt, Fluß und Fischbestände nachhaltig vergiftet – Gouverneur José Antonio Carreón erklärte, es könne 25 Jahre dauern, bis sich die Region wieder erholt habe. bw

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