■ Mit Bankerinnen auf du und du: Kinderlose Deutsche
Berlin (taz) – Nicht nur in der Fernsehwerbung der Direktbanken wird die freundliche Einladung „Guten Tag, hier ist Ihre Sowieso-Bank, was kann ich für Sie tun?“ in der Regel von Frauen ausgesprochen. Gut die Hälfte aller in Banken und Sparkassen in EU-Ländern Beschäftigten sind weiblich – und die meisten von ihnen sitzen am Schalter und kümmern sich um die Laufkundschaft. Wenn es um die großen Entscheidungen geht, sieht die Sache dagegen ganz anders aus. Die treffen wie gehabt Männer. So manche Existenzgründerin hat sich auf dem Weg zu einem Bankkredit an den Vorurteilen hauptsächlich männlicher Banker abarbeiten müssen. Da wird das gemeinsame Haus zwar problemlos als Sicherheit akzeptiert, wenn der Ehemann ein Darlehen braucht, bei der Frau werden aber zusätzliche Werte verlangt.
Zu sagen haben in den Banken immer noch die Männer. Das ist auch das Ergebnis einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) über die Karrieremöglichkeiten weiblicher Führungskräfte in der Bankenwelt. Immerhin: Der Trend geht in die richtige Richtung. Während 1990 noch neun von zehn Bankhäusern einen ausschließlich männlich besetzten Vorstand aufwiesen, sind es inzwischen nur noch acht. Insgesamt stieg der Anteil von weiblichen Vorstandsmitgliedern von 0,9 auf 3,4 Prozent, der Prozentsatz der Direktorinnen auf der zweiten Managementebene von 1,6 auf 4,9 Prozent. Die meisten der befragten Bankerinnen arbeiteten jedoch in gar nicht topmanagementtauglichen Bereichen wie Personal-, Verwaltungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Nur jede sechste hatte mit Rechtsfragen, Risikomanagement oder Strategien zu tun.
Wie sie dabei Familie und Karriere verbinden können, hängt offenbar von den nationalen Rahmenbedingungen ab. Während in skandinavischen Ländern 91 Prozent der Bankmanagerinnen verheiratet und 86 Prozent Mütter sind, haben nur 78 Prozent ihrer westeuropäischen Kolleginnen einen Ehemann und nur 43 Prozent Kinder. Besonders familienfeindlich zeigt sich dabei die deutsche Bankenwelt: Mehr als jede zweite der befragten Frauen war alleinstehend, geschieden oder verwitwet, nur jede zwölfte hatte Kinder. Beate Willms
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