■ Mit Amalgam auf du und du: Nicht zwingend
Bonn (AP) –Ein generelles Verbot des umstrittenen Zahnfüllstoffs Amalgam hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gestern erneut in Bonn von der Bundesregierung gefordert. Der Umweltverband stützt sich dabei auf eine Studie mit 20.000 Speicheltests, die einen klaren Zusammenhang zwischen der Zahl der Amalgamplomben und der Konzentration des Amalgambestandteils Quecksilber im Mundspeichel ergeben hätten.
Getestet wurden Personen zwischen 20 und 40 Jahren. Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer müsse rasch handeln, forderte Erhard Schulz, Geschäftsführer des BUND-Landesverbandes Baden-Württemberg und Auftraggeber der Studie. Den von der Organisation beauftragten Forschern an der Universität Tübingen sei der Nachweis gelungen, daß Menschen mit erhöhten Quecksilbermengen im Speichel signifikant häufiger an Krankheitsbildern wie Zahnfleischbluten, Schlaf- und Gedächtnisstörung sowie Beeinträchtigungen der Magen- und Darmfunktion leiden, sagte Schulz. Dies sei das Ergebnis einer Analyse, „aus der sich, ähnlich wie bei Zigarettenrauchen und Lungenkrebs, im Einzelfall kein zwingender Kausalzusammenhang herleiten läßt“.
Bei der Studie handle es sich um den „weltweit größten Feldversuch“ zur Freisetzung von Quecksilber aus Amalgamplomben. Schulz forderte Seehofer auf, dem Tübinger Arbeitskreis Umweltanalytik den Auftrag zur Anschlußforschung zu erteilen und diese auch zu finanzieren. Der Minister dürfe es nicht Umweltverbänden überlassen, erforderliche Forschungsprojekte zu finanzieren, um die Bevölkerung vor vermeidbaren Gesundheitsrisiken zu schützen.
Durch die bisherigen Erhebungen sei Amalgam jetzt „zweifelsfrei als riskanter Zahnfüllstoff überführt“, erklärte Schulz. Seehofer müsse deshalb Amalgam verbieten. Außerdem dürften die Unikliniken in Deutschland angehende Zahnärzte nicht länger darin ausbilden, Amalgamplomben zu legen. Hier solle man sich ein Beispiel an mehreren namhaften Schweizer Zahnkliniken nehmen.
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