Mit 83 Jahren gestorben: Architekt Albert Speer junior ist tot
Er war weltweit gefragt. Besonders am Herzen lag Albert Speer junior, Städte für Mensch und Umwelt verträglich und nachhaltig zu gestalten.
Global versuchte er, seine Philosophie von einer umweltgerechten, nachhaltigen Stadtplanung umzusetzen. Dazu gehörten für ihn eine Minimierung des Flächenverbrauchs und energieeffizientes Bauen. Ob Europa, Asien oder Afrika: Nach Speers Ansicht konnte überall „intelligent“ gebaut werden.
Zuerst hatte bild.de von dem Todesfall berichtet. Demnach stürzte Speer am Donnerstag in seiner Frankfurter Wohnung und brach sich unter anderem die Hüfte. Trotz Operation sei er einen Tag später im Krankenhaus gestorben.
Speer war sehr daran gelegen, in Medien und Öffentlichkeit nicht mit seinem Vater – dem gleichnamigen Chefarchitekten und Rüstungsminister des NS-Diktators Adolf Hitler – in Verbindung gebracht werden, wie er der dpa zu seinem 75. Geburtstag sagte. Dennoch konnte er dem Schatten seines Vaters kaum entrinnen.
Doch Speer junior stellte sich seiner Familiengeschichte. Zusammen mit zwei weiteren Geschwistern hat er sich etwa an Heinrich Breloers dreiteiligem Doku-Drama über den NS-Großbaumeister beteiligt, den die ARD 2005 ausstrahlte. Auch sein Großvater und Urgroßvater waren schon Architekten.
Projekte in arabischen Ländern
Speer wurde 1934 als ältestes von sechs Kindern in Berlin geboren. Nach dem Krieg entwickelte Speer als Schüler ein Stotter-Syndrom, das er später im Erwachsenenalter überwand, indem er sich wiederholt Redesituationen auslieferte. Er absolvierte zunächst eine Schreinerlehre, machte das Abitur nach und studierte dann in München Architektur. Anfang der 60er Jahre kam er in ein namhaftes Architekturbüro in Frankfurt.
1964 gründete er sein eigenes Büro. Speer gewann mehrere Wettbewerbe, darunter 1966 den Deubau-Preis. Unüblich war damals seine Zusammenarbeit mit Soziologen im Städtebau. Heute hat die Frankfurter Firma AS&P (Albert Speer und Partner) rund 200 Mitarbeiter weltweit und eine Tochtergesellschaft in Schanghai. Das Architekten-Büro war unter anderem an der Weltausstellung „Expo 2000“ in Hannover und am Neubau der Europäischen Zentralbank beteiligt.
Es beriet aber auch die algerische Regierung und hatte Projekte in Saudi-Arabien. Das Verbinden von traditionellem arabischen Städtebau mit modernster Infrastrukturtechnologie machte im arabischen Raum Schule.
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