Missbrauchsvorwürfe in den USA: Schützte Kardinal pädophile Geistliche?
Roger Mahony, der Erzbischof von Los Angeles, soll pädophile Priester gedeckt haben. Jetzt ermittelt die kalifornische Staatsanwaltschaft.
LOS ANGELES dpa Die kalifornische Staatsanwaltschaft ermittelt nach einem Bericht der "Los Angeles Times" im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen gegen den Erzbischof von Los Angeles, Kardinal Roger Mahony. Das Blatt beruft sich auf namentlich nicht genannte Quellen aus dem Umfeld der Staatsanwaltschaft. Er sei über die angebliche Untersuchung durch eine Grand Jury "erstaunt und verblüfft", sagte Mahony dem Bericht vom Donnerstag (Ortszeit) zufolge in einem Radiointerview. Laut Zeitung wird geprüft, ob Mahony und andere Kirchenobere pädophile Geistliche trotz massiver Vorwürfe geschützt und nicht aus dem Dienst entlassen haben.
Mahonys Anwälte bestätigten der "Times", dass die Staatsanwaltschaft das Erzbistum kontaktiert und "Informationen über eine Reihe Priestern, von denen bereits zwei gestorben sind", erbeten habe. Der Kardinal selbst sei aber nicht Gegenstand der Untersuchung.
Im Dezember 2006 hatte sich das Erzbistum Los Angeles mit mehr als 500 Opfern sexuellen Missbrauchs durch pädophile Priester außergerichtlich auf eine Entschädigung in Höhe von 660 Millionen Dollar geeinigt. Mahony sprach damals von einer "größeren Bemühung zur Heilung und Versöhnung". Er bekräftigte seine Verpflichtung, sexuellen Missbrauch zu bekämpfen. Die Erzdiözese in Los Angeles ist mit mehr als fünf Millionen Mitgliedern die größte katholische Diözese in den USA.
US-Diözesen haben in den vergangenen Jahren immer wieder hohe Entschädigungen gezahlt. Im Herbst 2007 einigte sich die Kirchengemeinde in San Diego mit Opfern sexuellen Missbrauchs auf Zahlung von knapp 200 Millionen Dollar. Die Vorwürfe von 140 Klägern gingen bis in die 50er Jahre zurück. In die bis dahin größte Entschädigungssumme hatte 2003 die Diözese von Boston eingewilligt. Sie zahlte 300 Männern, die nach eigenen Angaben von Priestern missbraucht worden waren, 85 Millionen Dollar.
Leser*innenkommentare
Maria
Gast
Wie lange denn noch?
Wie lange wollen wir es denn noch zulassen, dass Männer der Katholischen Kirche, die qua Amt eine Vertrauensposition innehaben, dieses Vertrauen auf so schamlose & menschenverachtende Weise ausnutzen dürfen? Steht denn die Kirche über den Menschenrechten? Wieso distanzieren sich nicht mehr - oder über mal irgendwelche?! - Kirchenvertreter glaubwürdig & mit Konsequenzen von den schwarzen Schafen aus ihren eigenen Reihen? Es kann noch nicht sein, dass "keiner was davon gewusst hat".
Ist es denn so viel verlangt, dass das System Katholische Kirche endlich im 21ten Jahrhundert ankommt? Erste Angebote:
1) Die Katholische Kirche gibt ihre fragwürdige Machtposition auf & wendet sich den Menschen offen & ehrlich zu.
2) Die Katholische Kirche löst sich selbst auf, weil sie einsieht, dass sie den Bedürfnissen der Menschen im Jahre 2013 mit ihren tradierten Lebensvorstellungen aus dem Mittelalter nicht mehr gerecht werden kann.
Amen.
Amos
Gast
Die Katholische Kirche ist der reinste Anachronismus
Was könnte man mit diesem Geld, was zum größten
Teil nur dem Selbstzweck dient alles anfangen?
Man stelle sich vor, ein Schlosser würde seinen
Knarrenkasten in die Ecke schmeißen und zum Meister
sagen: Ich arbeite nur mit Ring-und Maulschlüssel-,
ich bin Konservativ.- Der würde nicht mehr gebraucht.
Bert
Gast
So mancher Zölibatär ist ein Zölibazi, wie man in Bayern sagt.
Lustig ist das aber nicht, wenn es um kriminelle Kinderschändung geht.
Das Eheverbot inkl. Homosexualitätsverbot für vatikanistische Priester (Zölibat) ist ein Filter: Gesunde Männer werden abgeschreckt; und wenn es ein gesunder Mann dennoch wagt, vatikanischer Priester zu werden, machen ihn eingtrichterte Schuldgefühle allmählich krank.
Daran wird offenbar: Die vatikanische Ideologie ist an ihrer Wurzel krank. Aus einem Prinzip wie etwa, der Gott sei gut und die Göttin sei der Teufel, kann nichts Gutes oder Gesundes hervorgehen.