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Missbrauchsvorwürfe gegen "Konkret"-Gründer"Kleine Lolitas, kokett und gerissen"

Anja Röhl erhebt Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Vater, den "Konkret"-Gründer Klaus Rainer Röhl. Die "Konkret" mutierte Ende der 60er vom Sprachrohr der Apo zum Pädo-Pornoblatt.

Die "guten Onkels" und die Lolitas: Konkret in den 70ern. Bild: scan konkret

Übergriffige Patres, lüsterne Reformpädagogen, Zeitungen, die Pädophilentexte drucken - und jetzt auch Konkret: Der Skandal um sexuellen Missbrauch von Minderjährigen, losgetreten durch ehemalige Schüler einer Jesuitenschule, hat längst auch die politische Linke erfasst. Nun erhebt Anja Röhl, Tochter des Konkret-Gründers Klaus Rainer Röhl, schwere Vorwürfe gegen ihren Vater. Der Kopf der in den Sechzigerjahren einflussreichen linken Politzeitschrift soll sie bereits mit fünf Jahren begehrt, später auch missbraucht haben.

Das beschreibt die heute 55-Jährige in einem bewegenden Bericht im aktuellen Stern. Röhl habe sie und ihre Halbschwestern Regine und Bettina von klein auf mit anzüglichen Bemerkungen und Berührungen traktiert, um sie an seine sexuelle Neigung zu gewöhnen. Dass er nur Mädchen unter 13 Jahren attraktiv fand, hätten viele gewusst: Kollegen, Freunde und auch seine spätere Ehefrau Ulrike Meinhof, die Mutter der Zwillinge Regine und Bettina.

"Er verriet mir […], dass er mich schon auf dem Wickeltisch erotisch gefunden habe, und setzte mir des Öfteren seine Theorie auseinander, dass junge Mädchen besser durch ältere, erfahrene Männer defloriert werden sollten", schreibt Röhl. Als sie mit fünf Jahren allein mit ihrem Vater im Winterurlaub gewesen sei, habe er sich im Bett an ihren nackten Körper gedrückt und onaniert. Damals war sie 5 Jahre alt, mit 14 habe sich der Vater ihr zum letzten Mal genähert - um einen Zungenkuss zu "demonstrieren".

Hintergrund

Klaus Rainer Röhl: Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift Konkret war bis 1973 Klaus Rainer Röhl. Röhl wurde 1928 in der Nähe von Danzig geboren, Schulbesuch in Stade, danach Studium in Hamburg. Noch vor dem Studienabschluss wurde Röhl jedoch Herausgeber. 1955 startete er die bundesweit erscheinende Zeitschrift Studentenkurier, die am 8. Mai 1955 in Konkret umbenannt wurde. Nach seinem Ausscheiden bei Konkret gründete Röhl im Herbst 1973 die Zeitschrift das da. 1993 ließ sich Röhl als freier Publizist nieder und nahm in einem Buch Abschied von seinen "linken Lebenslügen". Er veröffentlichte unter anderem in der rechtslastigen Jungen Freiheit und schreibt regelmäßig für die Preußische Allgemeine Zeitung.

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Konkret: Die Zeitschrift war bis in die Siebzigerjahre hinein das einflussreichste Blatt der Außerparlamentarischen Opposition. Zu den Autoren gehörten u. a. Hans-Magnus Enzensberger, Peter Rühmkorf, Heinrich Böll, Bernt Engelmann, Rolf Hochhuth, Walter Jens und Sebastian Haffner. Zu den Redakteuren zählten u. a. Günter Wallraff, Stefan Aust und Röhls Ehefrau Ulrike Meinhof, die von 1960 bis 64 auch Chefredakteurin war. Dass die SED Konkret mit finanziert hatte, berichtete Röhl 1974 bereits selbst. Später kam heraus, dass die Stasi das Blatt für Kampagnen nutzte.

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Ulrike Meinhof: Am 23. April 1969 löste sich Ulrike Meinhof von Konkret: "Ich stelle meine Mitarbeit jetzt ein, weil das Blatt im Begriff ist, ein Instrument der Konterrevolution zu werden, was ich durch meine Mitarbeit nicht verschleiern will." Zur Radikalisierung der Linken und der Rolle der Zeitschrift schrieb Peter Rühmkorf in Konkret: "Das Schicksal der Zeitschrift ,konkret', ihre äußeren Anfechtungen und ihre inneren Irritationen sind nicht zu trennen von den Spannungen in der linken Bewegung überhaupt."

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Die Porno-Postille: Zu starken Irritationen führte Anfang der Siebzigerjahre der Richtungsschwenk. Konkret änderte Aufmachung und Inhalt hin zu sexuellen Themen - unter dem Begriff sexuelle Revolution. Röhl selbst begründete den Auftritt damit, eine an Sex und Porno interessierte "Laufkundschaft" ansprechen zu wollen. Unter vielen Linken galt Konkret fortan als "Polit-Porno-Postille". Konkret-Titelstorys waren 1971 u. a. "Was Väter träumen: Hilfe, ich liebe meine Tochter!", "Man nennt sie die ,guten' Onkels: Männer und kleine Mädchen", "Eine Zwölfjährige gibt zu Protokoll: Lolita für einen Sommer", "Vorsicht: Minderjährig! Wie Ehemänner Opfer von Lolitas werden" - Herausgeber und Chefredakteur dieser Ausgaben: Klaus Rainer Röhl.

Jahrelang blieb Anja Röhl mit ihren Erinnerungen allein, nur wenigen Freunden gegenüber soll sie sich offenbart haben. Dass sie jetzt an die Öffentlichkeit geht, liegt auch an der aktuellen Debatte über sexuellen Missbrauch. "Endlich wird den Opfern zugehört", sagt Stern-Autor Arno Luik. "Das hat ihr den Mut für die richtigen Worte gegeben, die sie lange nicht gefunden hat." Zu Luik, der vor vielen Jahren eine Reportage über eine missbrauchte Frau schrieb, hatte Röhl Vertrauen gefasst und ihn dann plötzlich angerufen. In drei Stunden habe sie den Text "herausgewürgt", der heute im Stern erscheint.

Vor dem Hintergrund von Röhls Enthüllungen müsse die Geschichte der bundesrepublikanischen Linken neu bewertet werden, findet Luik. Mindestens aber die Geschichte der 1955 gegründeten Zeitschrift Konkret, die unter Röhls Führung zunächst zur intellektuellen Hauszeitschrift der Studentenbewegung aufstieg und später zum Pornoblättchen verkam. Das kritische Magazin, das - wie nach 1990 herauskam - mit Stasi-Geldern finanziert wurde, machte anfangs durch prominente Autoren wie Peter Rühmkorf und durch Kampagnen, etwa gegen Atomkraft, von sich reden.

1973, nach dem Niedergang von Konkret, wurde Röhl geschasst und widmete sich als Herausgeber der Magazine das da und spontan weiter pseudo-sexualaufklärerischen Geschichten mit minderjährigen Mädchen in den Hauptrollen.

Der Verleger Röhl, der gern ausschweifende Prominenten-Partys auf Sylt feierte, war nicht der Einzige, der das libertäre Meinungsklima der damaligen Zeit für die Verbreitung pädophiler Positionen nutzte. Unter anderen auch der Päderast Peter Schult durfte seine Neigung zu 'koketten' Minderjährigen als freie Liebe unter Gleichberechtigten darstellen. Es war schließlich der taz-Artikel über Pädophilie in der Linken (taz vom 22. 4.), der Anja Röhl zu ihrem Stern-Text veranlasste.

"Sie war empört, dass unter all den Namen ausgerechnet der ihres Vaters fehlte", sagt Stern-Autor Luik. "Einen der wichtigsten Männer, die offen die Pädophilie propagiert haben, habe ich in der eigenen Familie gehabt, er heißt Klaus Rainer Röhl und war mein Vater", schreibt sie. Und wird konkret. "Er nannte Mädchen zwischen 5 und 13 ,kleine Lolitas' und bezeichnete sie als ,kokett' und ,gerissen'. Er sagte solche Dinge in meinem Beisein schon zu Zweijährigen und bezeichnete in meiner Gegenwart meine Halbschwester Bettina des Öfteren als das ,sinnlichste Baby', das er je kennengelernt habe."

Im Umfeld des Verlegers hätten alle gewusst, dass er pädophil sei, so die übereinstimmende Meinung von Zeitzeugen. Dem Stern liegen mehrere eidesstattliche Erklärungen dazu vor. Dass Röhl seine Neigung mit mindestens einer seiner Töchter auch auslebte, mögen viele geahnt haben. Gesprochen wurde darüber nicht. So wie auch Anja Röhl mit niemandem darüber sprach. Nur ihrer Stiefmutter Ulrike Meinhof, die mit Röhl von 1961 bis 1967 verheiratet war, schrieb sie 1969 einen Brief aus dem Internat. Darin erklärte sie, warum sie nicht mit der Familie in Berlin leben wolle. Offenbar verwendete Meinhof den Originalbrief später vor Gericht: 1970 kontaktierte die mittlerweile steckbrieflich gesuchte Terroristin ihren Anwalt und übergab ihm den Brief. Damit wollte sie aus dem Untergrund heraus verhindern, dass die Töchter beim pädophilen Vater untergebracht werden, mit dem sie im Sorgerechtsstreit war. Ulrike Meinhof wurden die Kinder zwar zugesprochen, der Vater behielt aber ein vorläufiges "Aufenthaltsbestimmungsrecht".

Konkret-Titelblatt in den 70ern Bild: scan konkret

Vor diesem Hintergrund erscheint die "Sizilien-Entführung" der Röhl-Zwillinge durch RAF-Mitglieder in einem anderen Licht. Ließ Meinhof die Kinder 1970 aus Sorge für vier Monate nach Sizilien bringen, von wo aus sie zu Meinhofs Schwester oder in ein palästinensisches Waisenhaus gebracht werden sollten? Tat der ehemalige Konkret-Redakteur Stefan Aust, der Wind vom Aufenthaltsort der Zwillinge bekommen hatte, den Kindern mit der Befreiung und der Rückführung zum Vater damit wirklich einen Gefallen?

Mit ihrem Text kratzt die Röhl-Tochter jedenfalls am Nimbus des prominenten Linken-Ehepaars Ulrike Meinhof/Klaus Rainer Röhl. Vieles spricht dafür, dass sich zwischen dem Kopf der legendären "Hauszeitschrift" der 68er und der Ikone des "bewaffneten Kampfs" ein in Missbrauchsfamilien gängiger Konflikt abspielte: Er missbraucht, sie ahnt, schweigt - und geht. Und führt einen ohnmächtigen Kampf gegen die Allmacht seiner Liebe, deren Krankhaftigkeit so schwer zu beweisen ist.

"Lolita für einen Sommer" Bild: scan konkret

Bettina Röhl wollte sich gestern zunächst nicht zu den Vorwürfen ihrer Halbschwester äußern und das heutige Erscheinen der sechsseitigen Geschichte im Stern abwarten. Erst wenn sie wisse, was Anja Röhl geschrieben habe, wolle sie darüber nachdenken, ob sie sich äußern wird.

Anja Röhls Text ist mehr als nur die Anklage eines Opfers, sie sucht nach Erklärungen. Für den Selbsthass, der den Vater immer befiel, bevor er sich ihr näherte. Für seine Abneigung gegen erwachsene Frauen, die für ihn "Nutten" gewesen seien. Für seine Sehnsucht nach der Reinheit des Kindes, das noch keinen Sex kenne. Vielleicht, schreibt sie, habe ihn die frühe Kriegserfahrung als 16-jähriger Soldat zu dem gemacht, was er später geworden sei. Klaus Rainer Röhl bestreitet die Vorwürfe seiner ältesten Tochter. Sie seien "absurd", äußerte er sich gegenüber dem Stern und sagt: "Da war nichts."

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42 Kommentare

 / 
  • JH
    Jerry Hoss

    Noch was: Wie in meinem Lebensroman "5 Abtreibungen & 2 Adoptionen" nachzulesen: Nicht nur konkret, praktisch ALLE deutschen Publikums-Periodika brachten in den späten 60rn und 70rn Titelfotos mit nackten minderjährigen Mädchen, oft sehr jung: Der SPIEGEL hatte zB Eva Ionescou (11) in "total frontal nudity" mit der Schlagzeile: "Verkaufte Lolitas". Dieses damals sehr medienpräsente child model hat dadurch offenbar keinen Schaden genommen. sie ist heute eine geachte Schauspielerin und Regisseurin, genauso wie Brooke Shields, die auch in gleichen Alter sowohl nude model und soft core Pornodarstellerin (in "Pretty Baby", wenig später auch in "Blue Lagoon") war. Heute speist sie im Weissen Haus mit den Obamas....

  • H
    Helga

    Warum Frauen wie Anja Röhl darüber schreiben und reden? Weil sie 1. auf diese Art und Weise verarbeiten und 2. ein Tabuthema öffentlich machen. Gut so! Was in letzter Zeit in den Medien offen gelegt wurde, war nur die oberste Spitze des Eisberges. Wer sich klar macht, was da noch alles an Verbrechen im Morast vor sich hin schwappt, der dürfte nachts an sich nicht mehr schlafen können und genau das muss endlich ALLES ans Tageslicht.

     

    Irgend jemand schrieb hier: Es gilt die Unschuldsvermutung. Seltsam, dass dies immer für die Täter gilt, nie aber für diejenigen, deren Unschuld grausam ausgenutzt wurde. Sie werden von der Familie und der Öffentlichkeit angegriffen und der Lüge bezichtigt, stehen immer in der Rechtfertigungsecke.

     

    Das Lolita-Prinzip der 70er diente doch nur dazu, die Schuld von den Männern auf die jungen Mädchen abzuwälzen und gesellschaftsfähig zu machen. Filme dieser Art werden selbst heute noch gerne häufig im TV gezeigt.

  • M
    Mazza

    die 68-er herren studenten waren z.t. eine horde von machos; und das in einer zeit, in der vergewaltigung i.d. ehe als kavaliersdelikt gesehen wurde - denn vor der vergewaltigung der ehefrauen hielten die herren gesetzgeber seit jahrhunderten die augen geschlossen.

     

    die porno-postille konkret zeigt doch deutlich, wie sich der herausgeber und wie mann sich ein frauenbild wünschte.

    warum wird von einigen dem weibl. opfer Anja Röhl die unwahrheit unterstellt - ähnlich wie im fall Polanski, der auch heute durch eine vielzahl prominenter unterstützung erhält , obwohl bekannt ist, dass er ein 13-jähriges mädchen sexuell missbrauchte. auch hier wurde eine straftat verharmlost oder sogar abgestritten.

     

    es ist beschämend, was Anja Röhl durch ihren Stiefvater erleben musste - und es ist beschämend, wenn ihr nicht geglaubt wird.

    es gibt tausende und aber tausende sex. machtmissbrauchsopfer - mädchen wie jungen - innerhalb der kath. kirche - wird ihnen auch die unwahrheit unterstellt?

  • M
    meckie

    Um die Diskussion um ein paar Zeitzeugen zu erweitern, hier ein Zitat aus der Konkret Literatur 2009:

    ""KONKRET? Gibt's das noch? Früher hab ich das auch gelesen." Das Früher der älteren Herren sind die Jahre, in denen KONKRET mit allerlei Onanierhilfen und Titelzeilen wie "Mögen Frauen Vergewaltigung?", "Was Mädchen weich macht - Rezepte für Männer" oder "Machen Miniröcke dumm?" für Absatz gesorgt hatte. Der Lyriker Peter Rühmkorf war noch in seinen letzten Lebenstagen stolzer Theoretiker dieses vom ihm erfundenen Verkaufsrezepts, dessen Praktiker, sein Freund Klaus Rainer Röhl, bei der Auswahl der Titelbilder stets darauf bestand, daß der nackte Hintern der Abgebildeten am rechten Bildrand erschien, denn: "Man schlägt von rechts." Geschäftsführender KONKRET-Redakteur jener Jahre war unter anderen ein gewisser Stefan Aust. Wenn Not am Mann war, ging der investigative Journalist auch gern selbst mit der Kamera auf Motivsuche für "heiße Reports" ("Liebe unter freiem Himmel - Wie frei sind Deutschlands Mädchen?"; 10/67) oder reiste an den "Sonnenstrand von Bulgarien" (7/67): "Bäuchlings liege ich im heißen Sand. Ich bin braun wie ein Zeozon-Mann und nackt wie Adam vor dem Sündenfall." (Eine Selbsttäuschung. Braun wie ein Zeozon-Mann wurde Aust erst bei der Abfassung seiner Wiedervereinigungsopern auf "Spiegel-TV" zwanzig Jahre später.)

     

    Warum hat bei denen eigentlich noch niemand nachgehakt. Es wäre doch hilfreich mal den großen RAF-Inquisitor, nach seiner Rolle und seinen "Neigungen" zu befragen. Bei Aust stellt sich ja auch nun die Frage, ob seine Rückholaktion der Kinder nicht "Beihilfe zum Mißbrauch" war.

  • EL
    Elisabeth Lahusen

    Zur Schuldfrage- aus dem Bericht von Wolfgang Röhl:

    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/roehl_vs_roehl_in_halb_eigener_sache/

     

    Anja Röhl kann gut lügen. Praktisch wie gedruckt. Das zeigt bereits ein einziges, gravierendes Beispiel. In ihrer Meinhof-Verklärung auf den oben genannten Blogs heißt es, Ulrike M. habe im Gefängnis am Ende doch noch den Wunsch geäußert, ihre Zwillinge wiedersehen zu wollen. „Niemals“ wäre sie ohne eine einzige Zeile an die Kinder „aus dem Leben getreten“. Was Anja Röhl verschweigt, ist in der Röhl-Familie allerdings Kenntnisstand. Es war nämlich eben jene Anja R., die einen ihr von Ulrike Meinhof aus dem Gefängnis mitgegebenen Brief an die Zwillinge unterschlagen hatte. Die Meinhof/Röhl-Kinder haben ihn erst vor ein paar Jahren erhalten.

     

    Ob Ulrike Meinhof noch am Leben wäre, wenn ihre Kinder den Brief bekommen und sie im Knast besucht hätten? Vielleicht wäre sie dann wirklich nicht „aus dem Leben getreten“. Sondern hätte das Leben gewählt. Und der verdammten RAF in den Arsch getreten.

    Mein Kommentar dazu:

    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/leserbriefe/article/die_frau_als_opfer/

  • JH
    Jerry Hoss

    Was hat Anja Roehl wohl von den Stern-Redakteuren, die uns einst die gefakten Hitler-Tagebuecher unterjubelten, an Auspack-Honorar bekommen? -- In den fruehen 60ern habe auch ich bei konkret frei mitgearbeitet und fand, dass diese Redaktion die fairste und grosszuegigste im westdeutschen Wirschaftswunder-Blaetterwald war (siehe mein Lebensroman '5 Abtreibungen und 2 Adoptionen'). Dass K.R. Roehl aber ein Hurenbock, Opportunist und Abzocker war, wurde spaetestens bekannt, als die konkret-Belegschaft und Ulrike Meinhof gegen ihn meuterten. Jetzt muss ausgerechnet er als angebliche Indiz fuer die ach so versauten APO-Linken herhalten. Die Hexenjagd der sex-negativen Feminazis und Kampfemanzen gegen die aelteste Perversion der Menschheit geht weiter. Wo es doch vielleicht genausoviele 'KinderschaenderINNEN' wie 'Kinderschaender' gibt.

  • PH
    Petra Hartmann

    Da will wohl Jemand wieder in die Presse und für sich Schlagzeilen machen.

     

    Genau das habe ich mir gedacht als ich den Eintrag von dem mehrfach vorbstraften Pädokriminellen Dieter Gieseking gelesen habe.

    http://www.vachss.de/mission/berichterstattung/gieseking.htm

  • E
    Eli

    Dazu Wolfgang Röhl über den Geisteszustand von Anja R.:

     

    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/print/0016173

  • L
    Leser

    "Offenbar war Pädophilie in den 70ern, wenn nicht progressiver Mainstream, dann doch zumindest als Spielart der Sexualität akzeptiert. Andernfalls hätten die hier abgebildeten Konkret-Cover ja einen Sturm der Entrüstung auslösen müssen."

     

    Dazu sollte man wissen, es lief mit Abbildungen seinerzeit genau umgekehrt. Nackte Kinder wurden auch in der Werbung verwendet und niemand regte sich darüber auf. Sex mit Minderjährigen war freilich auch in der Zeit gesetzlich strafbar. Daran lag es also nicht, dagegen wurden bereits freie Brüste als Pornografie gesehen und zensiert. Die Öffentlichkeit dachte, nackte Kinder können nicht erregend sein, nackte Frauen dagegen immer und es geht hier um Bilder, die man heute auf jeden Zeitungscover sieht. Da hat sich die Einstellung etwas verändert, ich verweise hier auf die Selbstzensur eines Plattencovers der Scorpions.

  • F
    Fragend

    In der Print-Ausgabe desselben Artikels wird auch auf den Berliner Pädagogen Reinhart Wolff, Begründer des Berliner Kinderschutzentrums verwiesen, in der Onlineversion des Artikels fehlt dieser Hinweis. Was ist der Hintergrund?

  • S
    sachichnich

    @ nichtvermietbar

     

    Ja, genau, es muss nach 30-40 Jahren an die Öffentlichkeit.

     

    Bei mir ist die ganze Scheiße auch jetzt erst zum Vorschein gekommen (gut 30 Jahre danach). Ich kann erst jetzt drüber reden. Vermutlich, weil ich mich vor dem Hintergrund des gesamten Mißbrauchsskandals - egal, ob katholische Kirch, Odenwaldschule oder sonstwas - plötzlich nicht mehr so allein gefühlt habe. Und mich nicht mehr so unendlich geschämt habe für das, was passiert ist.

     

    Es ist völlig naiv, anzunehmen, dass jetzt viele auf einmal auf einen Zug aufspringen. Könnte sein, dass der ein oder andere dabei ist, aber so what??

    Für die ganz große Mehrheit ist es eine unglaubliche Erleichterung, jetzt endlich drüber reden zu können. Gerade weil so viele andere, teilweise starke, bewundernswerte, erfolgreiche Menschen darunter sind.

    So ekelhaft und furchtbar es ist, für mich und sehr viele andere ist der ganze Skandal echt heilsam.

     

    Und Ihnen möchte ich anraten, vielleicht mal folgendes Zitat zu beherzigen:

    "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."

  • Z
    Zeitungsleser

    @ Robby:

     

    Wenn Sie hier den Artikel von Apin kritisieren, dann lesen sie doch bitte den Text von Anja Röhl im Stern, um den es hier geht.

     

    Zum einen illustriert der Stern den Text nicht bloß mit 2 pornographischen Konkret-Titelbildern aus den 70er (wie die TAZ diesen Artikel hier in ihrer Online-Ausgabe), sondern mit 4; zweimal direkt daneben: Familienphotos von Anja Röhl.

     

    Zum anderen schreibt der Stern über Anja Röhl: "Erst jetzt, da auch andere öffentlich über erlittenen Missbrauch sprechen, hat sie die Kraft für die Worte gefunden." Der Grund, aus dem dieser Fall erst jetzt an die Öffentlichkeit kommt ist sehr wahrscheinlich der, dass die Tabuisierung des Themas, die bislang vorherrschte, endlich durchbrochen ist. Nebenbei bemerkt, dieser Durchbruch bahnte sich schon länger an; Telepolis braucht schon vor einem Jahr dazu einige Sachen, anlässlich der Entwicklungen in Irland, z.B.:

     

    http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30577/1.html

     

    Jedenfalls glaube ich nicht, dass es Anja Röhl um Rache geht, zumindest nicht vorrangig. Sie schreibt:

    "Ich will es nicht entschuldigen, ich habe mit meinem Vater schon lange gebrochen, ich verzeihe ihm nichts, aber erklären müssen wir uns das Phänomen unbedingt, wir müssen daraus lernen."

     

    Wahrscheinlich meint Anja Röhl mit "wir" hier nicht nur die Linken.

  • VI
    von Inge

    TAZ S. 1 oben rechts "Deutsche Linke" Wieso stehen die Taten des K.R. Röhl für "die politische Linke"? Was, bitte sehr, ist daran links? Herr Röhl war es nie, er war immer ein Schwätzer und Geldabsahner. Ich habe viele Jahre in der Druckerei von konkret gearbeitet. Seine Partys waren ihm immer wichtiger als die Diskussionen oder Aktionen jener Jahre. Und Ulrike hat uns immer sehr leid getan.

    Die TAZ sollte mit Zuweisungen an LINKE sehr viel behutsamer sein.

  • D
    Dieter.Gieseking

    Da will wohl Jemand wieder in die Presse und für sich Schlagzeilen machen. Und der Stern & taz greift diese Werbung natürlich mit Begeisterung auf. Andererseits ist es ganz gut, dass jetzt entlich mal über die früheren Zeiten berichtet wird. Allerdings fehlt der Bogen von damals nach HEUTE. Es gibt heute zwar keine Pädophilenbewegung, die auch nur annähernd mit damals zu vergleichen wäre, aber eine Pädophilenszene im Internet gibt es schon. Natürlich wird diese Szene wohlwissend und bewußt todgeschwiegen. Journalismus bedeutet aber, dass auch darüber berichtet werden muss. Immerhin gibt es laut Schätzungen der Berliner Charite runde 200.000 Pädophile in Deutschland. Es gibt pädophile Webseiten und Internetforen, die auch immer eine seriöse und faire Schlagzeile wert ist. Was der Focus vor einigen Wochen konnte, dass steht auch der taz zu. In diesem Sinne...

  • MN
    mein name

    Es ist unfassbar, wie einige Kommentatoren hier versuchen den Sachverhalt zu verharmlosen, und dies mit den abenteuerlichsten Begründungen. Da wird suggeriert, in den 70ern hätten es die Leute nicht besser wissen können, Pädophilie hätte quasi zum guten Ton gehört und man dürfe es rückwirkend nicht verurteilen. Waren denn die Menschen in den 70ern denn nicht zurechnungsfähig? Darf man die moralischen Verfehlungen der Generation 1930/40 vielleicht auch nicht verurteilen, weil damals ein anderer Zeitgeist herrschte und man es nicht besser wusste und eigentlich nur gut meinte? Welch absurder Rechtfertigungsversuch.

    Ebenso absurd ist die Forderung nach weiteren Beweisen, bevor ein solcher Artikel veröffentlicht werden dürfe. Die im Artikel zitierten Titelbilder allein sprechen Bände. In Sachen moralischer Relativmus und Mangel an Reflektionsfähigkeit steht das linksliberale Lager dem Vatikan anscheinend in nichts nach.

  • K
    Kamilla

    Was mich an solchen Geschichten immer wundert, ist dieser Drang an die Öffentlichkeit? Wenn mich mein Vater mißbraucht hätte, würde ich das weder dem örtlichen Käseblatt noch dem STERN erzählen. Was wird damit eigentlich erreicht? Wie kann man sich wohler fühlen, wenn man die eigene Familie bundesweit in einem Schmierblatt durch den Dreck zieht? Wer kann mir dieses Verhalten erklären?

  • B
    Benjamin

    Interessanter Artikel, nur warum bedienen sich auch hier wieder Leute die politisch was auf dem Kasten haben der alten Schublade "links"?

     

    Als ob perverse Veranlagung was mit der Gesinnung zu tun hätte...

  • A
    Andrea

    Dieser Röhl.....ein Kotzbrocken und nicht mehr!

    Und wer da behauptet, Anja Röhl hätte sich das alles nur ausgedacht, dem ist wirklich nicht zu helfen. Ich wurde einst selbst Opfer von derartigen Übergriffen und kann somit durchaus empathisch nachempfinden, wie sich das anfühlt. Ich für meinen Teil hoffe Röhl bekommt seine Strafe für diese Abscheulichkeiten.

    Sicher ist das Thema Ulrike Meinhof noch immer ein Tabu aber sie hatte recht als sie äußerte "Röhl ist ein Schwein". Oder auch:"Röhl das Schwein".

    Kein Wunder, dass sie nicht wollte, dass ihre beiden Töchter bei ihm aufwachsen. Was sie jedoch leider nicht verhindern konnte. Ich bin gespannt, ob sich Bettina oder Regine Röhl noch zu Wort melden.

  • AR
    A.S. Reyntjes

    Die feine Odenwald-Angeberei mit Po-lis und Griechentum und Edelmut war mir jahrzehntelang genau so fremd und miesig (oder: miss-ig) wie die Pornerei von Röhl und Co.

     

    Misschmasch oder Missbrauch - mir blieb ein Miss-trauen; und die Selbstverpflichtung, "Edel & Schmutz" keinen Pfennig, keine Achtung zu gönnen.

     

    Dieter Hildebrandt sagte ja über den katholischen Missbrauch: "... er sei eben Brauch". - So war auch Konkret-Porno Polit-p i p i-fax!

     

    Pädophile (wie auch die großen Brutal-Miesen unter den Polit-Gewalttäter: die Holocaust-Leugner) sind Leugner, Laller und Lügner.

  • Z
    Zeitungsleser

    Für alle die es Interessiert; Online hat der Stern immerhin einen kurzen Überblick zu dem Text von Anja Röhl:

     

    http://www.stern.de/panorama/tochter-von-konkret-gruender-roehl-angst-als-ich-nur-seine-schritte-hoerte-1563826.html

  • VV
    Volker Vonssen

    Als langjähriger, kritischer aber wohlgesonnener taz-Leser fällt mir auf, dass dieser Artikel seit mehr als 24 Std. online ist und viel gelesen wurde. Kommentare: keine! Liegt es daran, dass die taz noch aussortiert, was veröffentlicht wird (was ich als untypisch einschätzen würde) oder vielleicht daran, weil es sich a) um ein "Schmuddelthema" handelt (danke an die taz, dieses Eisen anzufassen!) was auch noch b) das eher linke taz-Spektrum in ein denkbar schlechtes Licht scheinen lässt (oh, konkret, RAF, irgendwie sind wir doch alle links usw usf.)? Was meinen die anderen Leser?

     

    ANMERKUNG DER REDAKTION: Leider können wir Leserkommentare stets nur mit Verzögerung freischalten, da sämtliche Kommentare vor einer Veröffentlichung von der Onlineredaktion gegengelesen werden müssen. Da davon jeden Tag einige hundert hier ankommen, kann das Freischalten im Einzelfall - wie hier - auch mal etws länger dauern. Wir bitten dafür um Entschuldigung.

  • HL
    Heinz Lücking

    Keine Ahnung ob der Scheint trügt. Nachdem vor einiger Zeit das erste Mal ein zweiseitiger Beitrag zur Problematik des Umgangs mit Kindesmissbrauchs und Pädophilie innerhalb der Linken erschien, hatte ich den Eindruck das sich mehr oder weniger ein plötzliches Stillschweigen in der TAZ zur Problematik an sich ausbreitete. Weniger Artikel und keine bösen Leserbriefe mehr zur Katholischen Kirche - aber auch keine Leserbriefe, die sich mit dem Problem innerhalb der Linken auseinandersetzten.

  • H
    Halbalba

    Ok, der Lebenslauf des Angeklagten ist nun bekannt, rein zufällig das perfekte Feindbild der Linksgrünen.

     

    Wo aber ist der Lebenslauf der Anklägerin? Oder ist die automatisch sakrosankt?

  • KK
    kai klaussen

    Ach, taz: hast du dich immer noch nicht davon erholt, dass du lange Zeit in konkret als Kinder-Faz bezeichnet worden bist? Seit 1974 gehört konkret nicht mehr Röhl, sondern Gremliza. Und seitdem ists aus mit Pornos. So ein Hinweis wäre ja in die ellenlangen Infokästen leicht reingegangen ...

  • N
    nichtvermietbar

    ...genau, und nach 30, 40 jahren muß dann alles an die öffentlichtkeit? weshalb nicht sofort? ich habe allmählich das gefühl das viele leute jetzt noch schnell auf den missbrauch-zug aufspringen wollen um öffentliche aufmerksamkeit zu bekommen.

  • A
    aixpert

    So so,

     

    jetzt weiß ich im nachhinein doch endlich, warum wir damals nach dem Wandel des Politmagazins zur Softpornogazette den Spruch drauf hatten, "Raus kleiner Röhl"!

  • A
    and

    Hallo taz,

     

    Ihr schreibt: "Und führt einen ohnmächtigen Kampf gegen die Allmacht seiner Liebe, deren Krankhaftigkeit so schwer zu beweisen ist."

     

    Ich finde das sehr problematisch, denn so setzt auch Ihr Missbrauch mit Liebe gleich. Das Problem ist nicht die Allmacht der Liebe, sondern der Missbrauch. Und die Macht, die er von vielen bekommt.

     

    Liebe ist nicht Missbrauch. Missbrauch ist nicht Liebe.

     

    Ich bin selbst betroffen und ein grosses Problem des Umgangs für Beteiligte und Nichtbeteiligte damit ist meiner Erfahrung nach der Etikettentausch von Liebe und Missbrauch. Das ist die Verwechslung der TäterInnen, die das dann auch den Opfern einreden (wollen). Und bei Bedarf Aussenstehenden. Und vor allem sich selbst. Auf einen Einwand (so war/ist das auch in meinem Fall mit meinem Vater) immer nur antworten, dass es Liebe sei, sehr grosse Liebe, zu grosse Liebe, Vaterliebe, Mutterliebe.

     

    Dem entspricht Ihre o.g. "Allmacht der Liebe". Es ist keine Liebe. Es ist Missbrauch. Wer Missbrauch Liebe nennt, titelt von den TäterInnen ausgeübten Missbrauch um in ein Problem der Opfer. Was, du hast ein Problem damit, dass du geliebt wirst? Von Vater/Mutter geliebt wirst? Wieso wirfst Du Deinem armem liebenden Elternteil vor, dass es ein Täter/eine Täterin sei? Ich, dein Vater/deine Mutter habe dich doch nur lieb, und zwar sehr sehr lieb. Und wer nicht geliebt werden will, hat ein Problem. Wer einfach nur lieben will, sein eigenes Kind lieben will, hat kein Problem. Er/sie macht alles richtig und muss sich folglich auch nicht weiter damit auseinandersetzen. So die Logik des Missbrauchs. Das ist ein wichtiger Teil des Missbrauchs.

     

    Die Allmacht bedeutet in meinen Augen die Macht, die der Missbrauch bekommt, von TäterIn aber auch von allen anderen. Wenn die Tat von allen, von der Gesellschaft wirklich verstanden werden würde und entsprechend damit umgegangen würde, im Grossen wie im Kleinen, hätte der Missbrauch keine grosse Macht mehr und schon gar keine Allmacht.

     

    Ich finde Ihren Bericht insgesamt gut geschrieben. Trotzdem möchte ich Sie auf diese Formulierung aufmerksam machen. So bedienen Sie, wie ich finde, (unbewusst) die gleichen Mechanismen, die es für die Opfer so schwer machen, (öffentlich) zu sprechen. Denn auch von Aussenstehenden gesagt zu bekommen, dass das Liebe sei und nicht Missbrauch, wiederholt den Missbrauch, setzt ihn fort. Und das gibt ihm diese grosse Macht.

     

    Und noch als letzte Bemerkung: dass Missbrauch Liebe sein soll, haben viele TäterInnen und Täter schon früh gelernt. Es wurden ihnen gesagt, von ihrem Vater, von ihrer Mutter. Sie haben es sich selbst gesagt, um sich zu beruhigen, weil sie es sonst nicht ausgehalten hätten. Es war zu schrecklich. Sie waren zu schwach. Sie waren selbst Opfer. Haben dies ihr Leben lang verdrängt. Und wurden so zum Täter, zur Täterin.

  • H
    Huhn

    Mich hat die starke begriffliche Nähe zwischen den Parolen der pädosexuellen Stadtindiander, die auch in Berlin aktiv waren und Anfang der 80er so manches FU-Seminar "besetzten", Aufmerksamkeit forderten und bekamen, und den Schlagworten der Reformpädagogik immer gewundert. Hier wie dort ist viel von "Selbstbestimmung", "eigengesteuertem Leben und Lernen", "Selbstverantwortung" etc. die Rede.

    Heute weiß man warum: die Ikonen der Reformpädagogik haben selbst ein hermetisches Missbrauchssystem errichtet, mit dieser Verantwortungsumkehr sollten die sexuellen Ziele Erwachsener kaschiert werden.

     

    Außerhalb des pädagogischen pädosexuellen Milieus ging es offensichtlich noch viel direkter und brutaler zu, soweit es weibliche Kinder betraf.

    Da werden bereits Babys und Kleinkinder mit all den schlüpfrig-gewalttätigen Attributen wie Luder und lüstern versehen, mit denen die Täter solange ihren sexuellen und Machtmissbrauch verbrämten, bis Opfer und Publikum die falschen Zuschreibungen an sich selbst und anderen zu entdecken meinten.

    Der Widerspruch zwischen Aufklärungshabitus des investigativen Journalisten und verdeckter sexueller Gewalt gegen Kinder schien einzig "Emma" ins Auge gefallen zu sein.

  • ES
    Erich Sass

    Habt Ihr absichtlich "vergessen" zu erwähnen, dass die heutig konkret, seit Gremliza sie übernommen hat, außer dem Titel, nichts mehr mit Röhls Schmierblatt zu tun hat?

  • L
    LJW

    Auch 1968 hat kein aufrechter Linker verstanden, was Ulrike mit diesem Zuhältertypen K.R.Röhl verband. Doch das galt als Privatsache und nackte Frauen auf dem Titel galten als sexuelle Befreiung; man wollte ja nicht verklemmt sein, vor allem auch deshalb weil man es meistens war.

    Das Aust K.R.Röhl in vielerlei Hinsicht zugearbeitet hat, ist nicht besonders erstaunlich: Er war nie ein engagierter Linker und bestenfalls ein Genosse "Halt mal.."; ein karrierebewußter Vielschreiber, der alles mitmachte, was ihm nützlich erschien, ohne jedes Verantwortungsbewußtsein, wie sich auch später erwiesen hat.

    Doch wäre ein Fehler Röhl als Linken darzustellen, denn die sexuelle Emanzipation und Exprimentierfreudigkeit der sogenannten `68 damit zu diskreditieren, was mit Sicherheit geschehen wird.

    Der Bericht von Fr. Röhl im Stern eignet sich nicht dazu. Eher ist das Gegenteil der Fall.

  • M
    meinname

    Das ist erschütternd und widerwärtig.

  • R
    Robby

    Zunächst einmal sollte die Unschuldsvermutung gelten, solange nicht das Gegenteil bewiesen wurde.

    Frau Apin stellt überhaupt keine kritischen Fragen – etwa bezüglich MÖGLICHER Intentionen einer so späten Abrechnung der nunmehr über 50jährigen Tochter Röhls.

    Jeder kritische Journalismus hinterfragt aber seine Quellen, ohne sie notwendigerweise demontieren zu müssen.

    Anja Röhl hat zu ihrem Vater seit Jahren keinen Kontakt mehr und ich frage mich ernstlich, wozu eine solche »Abrechnung« gut sein soll bzw. welche Intention sie verfolgt.

    Verspätete Rache? Geht es wirklich um den Schmerz des erlebten Missbrauchs – oder darum, den verhassten Vater zu diskreditieren und genussvoll vom Sockel zu stürzen?

    Anja Röhl berichtet in Ihrem Stern-Artikel von Fummeleien und pädophilen Sprüchen des Vaters, die auch Ulrike Meinhof bekannt gewesen wären, ohne dass diese etwas unternommen hätte.

    Anja Röhl behauptet nicht, dass der Vater sie vergewaltigt oder zu sexuellen Handlungen gezwungen hätte. Denkbar ist auch, dass 45 Jahre nach den Erlebnissen mit dem Vater bestimmte Streicheleien als sexuelle Handlungen GEDEUTET werden – denkbar ist freilich auch, dass diese Streicheleien wirklich sexuell intendiert und somit missbräuchlich waren. Nur: WIR wissen es nicht! Und auch Frau Apin war wohl damals nicht dabei.

    Dass Nina Apin jetzt aus Schulmädchen-Report-Berichten des KONKRET-Herausgebers Röhl eine Art »Indiz« für die Richtigkeit des Missbrauchvorwurfs seiner Tochter zimmert und zugleich noch einen Pädophilie-Verdacht (!)nachschiebt, finde ich sehr assoziativ und billig. Eine solche Insinuation könnte auch aus der Bild-Zeitung stammen. Etwas mehr Sensibilität bei diesem Thema wäre schon nützlich gewesen. Übrigens: Sensibilität nicht nur gegenüber Menschen, die missbraucht wurden, sondern auch gegenüber Menschen, deren Schuld in keinster Weise erwiesen ist – und die durch solche Anschuldigungen massiven Anfeindungen ausgesetzt sein dürften.

  • R
    rolfmueller

    Tut mir Leid, ich halte es für moralisch nicht richtig, nach 30 Jahren wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Weiterentwicklung Leuten eine Haltung vorzuwerfen, die zu jener Zeit nicht verwerflich schien.

     

    Offenbar war Pädophilie in den 70ern, wenn nicht progressiver Mainstream, dann doch zumindest als Spielart der Sexualität akzeptiert. Andernfalls hätten die hier abgebildeten Konkret-Cover ja einen Sturm der Entrüstung auslösen müssen.

     

    Die Leute wussten es wohl nicht besser.

  • F
    Flo

    Jetzt werde ich also öfters in Erklärungsnot kommen. Na toll, dass hatten wir doch schon mit der Odenwaldschule.

  • HL
    Helen Leuner

    Frau Apin,

    ich habe Ihren Text über die Missbrauchsvorwürfe gegen Klaus Rainer Röhl mit Interesse gelesen.

     

    An einigen Stellen wird meines Erachtens jedoch der Eindruck erweckt, dass sexuelle Übergriffe gegenüber Kindern etwas mit gegenseitigkeit oder Liebe zu tun hätten.

    Zum einen schreiben sie, "Dass Röhl seine Neigung mit mindestens einer seiner Töchter auch auslebte, mögen viele geahnt haben". "Seine Neigung mit jemandem ausleben", diese Formulierung hat nichts mit der Realität von Kindesmissbrauch zu tun, bei dem es kein Miteinander gibt.

    Kindesmissbrauch ist Gewalt und Unrecht, bei dem die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes aufs tiefste missachtet werden und das Kind in ein Objekt, einen "Gebrauchsgegenstand" verwandelt wird.

    Zum anderen schreiben sie: "Er missbraucht, sie ahnt, schweigt - und geht. Und führt einen ohnmächtigen Kampf gegen die Allmacht seiner Liebe, deren Krankhaftigkeit so schwer zu beweisen ist."

    Kindesmissbrauch sowie sexueller Missbrauch im Allgemeinen sind in meinen Augen eine Form der Folter. Sexueller Missbrauch kann Menschen zerstören. Dass Sie hier von Liebe schreiben, wirft bei mir die Frage auf, ob Sie überhaupt verstanden haben, was Missbrauch für Kinder eigentlich bedeutet.

     

    Freundliche Grüße

     

    Helen Leuner

  • H
    Hupsi

    Hupsi, und wieder eine Ikone weg!

    In der Liste fehlt aber noch Herr Cohn-Bendit...

  • ES
    Edmund Staiber

    Und wetten, das dieser eigentlich Recht interessant klingende Text, durch die Medien (die nicht mal hebephilie und pädophilie unterscheiden können) wieder instrumentalisiert und durch dümmliche Kommentare entwertet wird ?

     

    Ach nee ... ist ja hier schon der Fall.

  • TH
    Thomas H

    Warum überrascht mich das nicht?

     

    Vielleicht, weil ich einst als junger "Genosse" bereits miterlebt hatte, was etliche westdeutsche "Genossen" so auf Solidaritätsbrigade in Nicaragua trieben ...

     

    Companero Daniel Ortega war dort keineswegs der einzige Kinderschänder.

     

    Durch die "Brigadisten" aus dem Westen wurde Nicaragua (neben Kambodscha) zu einem Geheimtipp für reisende pädophile Mistkerle.

  • T
    Torben

    Die kindliche Sexualität zu leugnen wäre aber auch falsch.

  • BB
    Brenda Brandenburg

    Wenn das keine Neuigkeiten sind! Ich glaube der Tochter Anja Röhl.Ulrike Meinhof floh also auch vor ihren perversen Ehemann in den Untergrund! Jetzt erklärt sich nicht nur einiges sondern alles! In der Hamburger Uni stellte Ulrike im vollem Plenum mal die tabuisierte Frage: Welche Frau ist noch nie von ihrem Mann oder Freund geschlagen worden? Es gingen von über hundert nur drei Arme hoch. Sie hätte die andere Frage auch noch stellen sollen. Aber selbst sie, die es wußte, hat nicht über das tägliche Verbrechen, dem die wenigsten Kinder entgangen sind und entgehen werden, gesprochen. Wahrscheinlich hätte ihr auch niemand zugehört oder hätte es soo schlimm gefunden. Der Hamburger Richter der dem Kinderschänder die Kinder trotzdem zusprach ja offenbar auch nicht. Und wenn alle von der Pädophilie Röhls wußten, sollen wir dann glauben, ausgerechnet Herr Stefan Aust wußte es nicht? Was ist er dann gewesen, als er dem pädophilen Vater die Töchter zuführte? Durch eine Entführung der Kinder aus dem Schutzversteck der Mutter. Da muß die Geschichte aber gründlich umgeschrieben werden!

    Seit den Zeiten Ulrikes hat sich in den Familien und Gerichten weder für die Kinder noch für die ihrer Schutzmacht beraubten Mütter etwas wesentliches geändert. Dank sei der patriarchalen Zwangsfamilie! Erst in den 80er Jahren wurde der Staat als Zuhälterstaat auf Frauendemos angeklagt. Damals nannte man es "heilige Familie". Heute begründet man die Entmachtung der Mütter ihre natürliche Schutzfunktion gegen die (sexuelle) Vatergewalt zu stellen mit der scheinheilen Behauptung: Das Kind hat ein Recht auf Mutter und Vater. Selbst wenn das Kind sich mit Händen und Füßen wehrt und fleht, dieses Recht nicht in Anspruch nehmen zu müssen.

  • O
    Oertzen

    Tschja. Das passiert eben, wenn eine Bewegung gleich welcher Art keine interne Hygiene und Auslese betreibt.

     

    Aus Sicht der alleinigen Maxime "Hauptsache immer und nur gegen den etablierten Mainstream" ist das natürlich plausibel, dass man solche perversen Schweine nicht direkt rauswirft und an den Pranger stellt bzw. anzeigt.

     

    Aber das ist in diesem Fall eben ein sehr starkes Argument, zumindest in Teilen, FÜR das damals so verschmähte Establishment und seine, wiederum: in Teilen, eben doch sinnvollen Regeln.

  • V
    vic

    Allein weil Röhl ein pädophiles Schwein ist, muss die Rolle der bundesrepublikanischen Linken wirklich nicht umgeschrieben werden.

    Und bei Anja Röhl wäre ich vorsichtig. Sie ist gerne und oft und sehr (wie soll man´s sagen?) medienpräsent.