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Missbrauchs-Affäre bei der BBCTV-Comedian verhaftet

Die Kindesmissbrauchsaffäre bei der BBC zieht weitere Kreise. Nach der Verhaftung eines Musikers ist jetzt ein weitere Prominenter festgenommen worden.

Der 69-jährige Freddie Starr ist wegen des Verdachts des Kindesmissbrauchs verhaftet worden. Bild: dapd

LONDON afp | Im Zuge der Ermittlungen wegen mutmaßlichen hundertfachen sexuellen Missbrauchs durch den BBC-Starmoderator Jimmy Savile ist laut Medienberichten am Donnerstag ein weiterer britischer Prominenter festgenommen worden. Es handle sich um den Komiker Freddie Starr, berichteten die BBC und der Sender Sky News. Die Polizei bestätigte die Festnahme eines Mannes aus Warwickshire, nannte jedoch keinen Namen.

Die Polizei teilte am Freitagmorgen mit, der über 60-jährige Mann sei am späten Donnerstagnachmittag wegen Verdachts eines Sexualvergehens in Gewahrsam genommen worden. Inzwischen sei er gegen die Zahlung einer Kaution auf freiem Fuß. Starr war der zweite Mann, der im Zuge des Skandals festgenommen wurde: Am vergangenen Wochenende war der britische Glam-Rock-Star Gary Glitter vorübergehend festgenommen worden, auch er kam gegen Kaution wieder frei.

Zuvor hatte eine Frau, die nach eigenen Angaben als Minderjährige von Savile missbraucht worden war, Starr vorgeworfen, sie als 14-Jährige in Saviles Garderobe sexuell belästigt zu haben. Der 69-jährige Komiker hatte die Vorwürfe in einem Fernsehinterview im Oktober zurückgewiesen und gesagt, er wolle sich der Polizei erklären. "Ich würde nie und nimmer ein minderjähriges Mädchen anfassen", sagte Starr damals. Dies seien "falsche Anschuldigungen", Savile sei "verabscheuungswürdig".

Scotland Yard hatte kürzlich wegen des Verdachts auf "Missbrauch in noch nie dagewesenem Ausmaß" durch den Fernsehmoderator Savile Ermittlungen eingeleitet. Den Ermittlern zufolge gibt es Hinweise, dass Savile rund 40 Jahre lang Kinder missbrauchte. Die Polizei geht von 300 möglichen Opfern aus. Savile war im Jahr 2011 im Alter von 84 Jahren gestorben.

Der Moderator, dessen Markenzeichen seine wilde Frisur und eine dicke Zigarre waren, war aus zahlreichen BBC-Sendungen bekannt und in der Bevölkerung sehr beliebt, bis der Skandal im vergangenen Jahr nach seinem Tod ans Licht kam. Bei seiner Arbeit kam Savile häufig mit Kindern und Teenagern in Kontakt.

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2 Kommentare

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  • D
    Doroina

    Wo ein Pädophiler ist, ist zumeist immer ein ganzes Nest. Die haben ihre eingespielten Netzwerke, Codes und Strukturen, um ihr vornehmliches Ziel, nämlich möglichst vieler Kinder habhaft zu werden, um sie zu vergewaltigen, möglichst regelmäßig zu erreichen. „Frischfleisch ziehen“ ist ein gängiger Begriff in der Pädophilen-Szene, der verdeutlicht, worum es geht: ständig frischen Nachschub.

     

    Jede/r, die/der sich ernsthaft mit der Materie beschäftigt, weiß das.

     

    Pädophile gehen – wie Savile – äußerst strategisch vor, sind wahre Täuschungskünstler, gewinnen dadurch leicht das Vertrauen anderer. Sie haben oft angesehene berufliche und soziale Positionen, was sie einerseits ebenfalls tarnt und unangreifbar macht („Der? Der hat das doch gar nicht nötig“), ihnen andererseits den Zugang zu Kindern sichert. Sie geben sich gerne als Wohltäter aus, speziell natürlich von Kindern. Sie beherrschen die „Kunst der Verstellung“, wie es die Autorin Anna Salter nennt. Das schützt sie nicht nur während ihres oft viele hundert Opfer umfassenden „Streifzugs“ (serieller Kindesmissbrauch), sondern vielfach eben auch vor Strafe, weil sich auch ein Richter von ihrem manipulativen Wesen täuschen lässt.

     

    Pädophile sind zumeist gut vernetzt (die nötigen Mittel haben sie aufgrund ihrer zumeist höheren gesellschaftlichen Position), bilden (verdeckt natürlich) Interessensbünde, tauschen sich aus. Und das nicht mal mit einem schlechten Gewissen, sondern eher in einer Art „Avantgarde“-Habitus. Mann hat ein spezielles, wenn auch von der Gesellschaft „unverstandenes“ Interesse. Und da findet mann sich dann leicht mit anderen, die dieses Interesse ebenfalls hegen und hilft sich gegenseitig. Sie sehen das übrigens nicht so tragisch wie unsereins: In ihren Augen tun sie den Kindern „etwas Gutes“. Daher gibt es bei dieser speziellen Untergruppe der Kindesmissbraucher auch so gut wie kein Schuldbewusstsein. Was sie dann wieder umso unverdächtiger wirken lässt…

  • R
    reblek

    "Verdachts des Kindesmissbrauchs" - Vielleicht sollte Hilal Sezgin noch öfter darauf hinweisen, dass "Kindesmissbrauch" nichts anderes ist als VerGEWALTigung, auch wenn der deutsche Gesetzgeber samt -in so dumm war und ist, das nicht zu begreifen. Allerdings können die beiden auch die Frage nicht beantworten, was "Kindesgebrauch" ist, denn wo "Missbrauch" ist, müsste eigentlich auch ein "Gebrauch zu definieren sein.