Mirolav Klose: Verschrecktes Reh

Der FC Bayern München nimmt das Training für die neue Saison auf, und Miroslav Klose staunt nicht schlecht.

Klose, erblondet, nach seinem ersten Trainings-Tor für die Bayern Bild: ap

MÜNCHEN taz Zur Mittagszeit durch die Münchner Fußgängerzone? Das ist kein Spaß. Da wird gerannt und gerempelt. Wenn irgend möglich, meidet der Münchner die Touristenmeile um den Marienplatz oder nutzt streng geheime Schleichwege. Wer neu ist in der Stadt, ist klar im Nachteil. Wie Miroslav Klose. Mitten durch die Theatinerstraße marschierte er zur Praxis von Bayern-Doc Müller-Wohlfahrt in die Fürstenfelder Straße - und wunderte sich, dass sich ein ansehnliches Menschenknäuel um ihn bildete. Spätestens als er kurz darauf im Hotel "Vier Jahreszeiten" in der Maximilianstraße seinen Vierjahresvertrag unterschrieb, wusste er, dass ein Teil der sicher sehr anständigen Bezahlung auch als eine Art Schmerzensgeld zu sehen ist.

Dass die Münchner Medienlandschaft eine andere ist als die Bremer, wird dem Nationalstürmer nicht ganz fremd gewesen sein. Und doch schien er beim Trainingsauftakt an der Säbener Straße geschockt von all dem Rummel. Mehr als tausend Menschen sahen die erste Übungseinheit (Basketball zum Aufwärmen!), mehrere Dutzend Journalisten quetschten sich zur Pressekonferenz in den Mini-Medienraum, und als Klose diesen mit Trainer Hitzfeld betrat, passte sein Gesichtsausdruck so gar nicht zu seinen Worten: "Absolut positiv" sehe er all das, blickte dabei aber wie ein verschrecktes Reh. "Meine Erwartungshaltung ist sehr hoch. Ich will hier Titel sammeln." Klingt gewaltig, kam aber als kaum verständliches Geflüster an. Am zweiten Spieltag nach Bremen? "Das wird gut." Das Zusammenspiel mit Luca Toni? "Es wird nicht viele geben, die uns aufhalten können."

Davon gehen Hitzfeld und Hoeneß ebenfalls aus, fordern aber vorweg Zeit und Geduld ein, bis sich das Team gefunden hat. "Wir haben einen guten Kader", sagte Hitzfeld, "und wir wollen auch die beste Mannschaft sein." Zehn Neue muss er integrieren, zählt dabei auch die beiden Jungen Toni Kroos und Mats Hummels neben all den Stars mit. Schwierig wird das, aber es war wohl schon schlimmer: "Bei meiner ersten Trainerstation 1983/84 beim Sportclub Zug waren es elf neue Spieler. Eigentlich nur sieben, aber der Präsident hat noch vier dazugekauft und wollte dann auch noch mitreden." So etwas wird ihm jetzt nicht mehr passieren, aber spannend wird die Saison schon, das musste auch Hitzfeld zugeben. Gemessen daran, dass er noch vor ein paar Monaten als Teilzeitmoderator müßigging, hat er da sicherlich Recht.

Es wird keine einfache Vorbereitung werden. Viele Spieler sind nach diversen Operationen noch nicht fit. Lucio dürfte bis zum Beginn des Trainingslagers in Donaueschingen am 8. Juli wieder dabei sein, Schweinsteigers Teilnahme ist unsicher, andere fallen länger aus. Laut Hitzfeld braucht Ismael noch drei Wochen, Podolski vier, Schlaudrauff sechs bis sieben, bei Sagnol wird es Ende August werden. Sonderurlaub bis Mittwoch haben die Nationalspieler Ribery, Luca Toni, Zé Roberto sowie die Noch-Bayern Roque Santa Cruz und Wolfsburg-Rückkehrer dos Santos. Der Kader wird schrumpfen: 27 Spieler sind auch für den FC Bayern zu viel.

Standesgemäß kommt der Testgegner aus Brasilien (São Paulo), und was liegt für einen Global Player wie den FC Bayern näher, als solch eine Partie in Hongkong auszutragen (Sonntag, 8.30 Uhr, DSF). Auch dort soll es zur Mittagszeit in der Fußgängerzone ja recht wild zugehen.

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