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Mir fehlt der Glaube

betr.: „Kein Sonderrecht für Priester“, taz vom 30. 8. 02

„Harte Zahlen“ zu sexualisierter Gewalt durch Priester und andere KirchenmitarbeiterInnen werden noch schwerer zu ermitteln sein als bei anderen Verbrechen. Nach wie vor befürchten die Opfer das Nicht-glauben- bzw. Nicht-wahrhaben-Wollen ihrer Umgebung. „Ombudsstellen“ sollen eingerichtet werden, „die Opfer unabhängig beraten“ – allein, mir fehlt der Glaube.

Bis Februar war ich als Mitarbeiterin einer katholischen „Präventions- und Clearingstelle gegen sexuelle Gewalt“ in Köln tätig. Zur Clearingarbeit gehörte unter anderem Beratung für Fachkräfte in pädagogischen Einrichtungen, insbesondere bei katholischen Trägern. Die Einrichtung war mit zwei halben Stellen besetzt, nicht sehr üppig für eine Großstadt. Missbrauch durch Priester und andere KirchenmitarbeiterInnen war hier immer wieder Thema. Es gibt übrigens auch evangelische Pfarrer und Dekane, die diese Verbrechen begehen. Es handelt sich vorrangig um Machtmissbrach. Das Perfide bei Kirchenmännern ist eher darin zu sehen, dass sie sich mit der Aura von Demut und Nächstenliebe umgeben. Die Geschäftsführerin und die Vorstandsfrauen des Sozialdienstes katholischer Frauen entschieden im November 2001, dass die Clearingarbeit aus wirtschaftlichen Gründen nicht weitergeführt werden könne – natürlich ohne die Mitarbeiterinnen an dem Entscheidungsprozess zu beteiligen. Ich halte es für dringend notwendig, dass die Medien dieses Thema immer wieder seriös bearbeiten und die Fachstellen, die mit der Brisanz dieses Themas vertraut sind, erhalten bleiben. HELGA NELLEN, Köln

Die Redaktion behält sich den Abdruck und das Kürzen von Briefen vor. Die veröffentlichten LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.

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