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Ministerpräsident ÄthiopiensMeles Zenawi ist tot

Der äthiopische Ministerpräsident Meles Zenawi starb in der Nacht. Der 57-jährige ehemalige Rebellenkämpfer regierte das Land seit 1991 und führte immer wieder Krieg gegen Eritrea.

Mit friedlicher Geste: Meles Zenawi auf dem World Economic Forum on Africa 2010. Bild: reuters

ADDIS ABEBA afp | Der äthiopische Ministerpräsident Meles Zenawi ist tot. Der 57-Jährige sei in der Nacht zum Dienstag kurz vor Mitternacht in einem Krankenhaus im Ausland verstorben, erklärte ein Regierungssprecher am Dienstag in der Hauptstadt Addis Abeba, ohne weitere Details zu nennen. Meles war seit zwei Monaten nicht mehr öffentlich gesehen worden und fehlte bei Gipfeltreffen und Parlamentsabstimmungen.

Diplomaten hatten im Juli erklärt, Meles ringe in einer Brüsseler Klinik mit dem Tod. Die äthiopische Regierung dementierte dies damals und erklärte, der Ministerpräsident sei bei guter Gesundheit. Der frühere Rebellenkämpfer Meles bestimmte die Geschicke der Regionalmacht Äthiopien seit mehr als zwei Jahrzehnten.

Das Schicksal des äthiopischen Regierungschefs war in den vergangenen Monaten von einer Aura des Schweigens umgeben. Die Regierung in Addis Abeba teilte nicht mit, woran er erkrankt war. „Er hatte sich gut erholt, aber plötzlich ist etwas geschehen und er musste in die Intensivstation eingeliefert werden“, sagte Regierungssprecher Bereket Simon. „Sie konnten sein Leben nicht retten.“

Entsprechend der äthiopischen Verfassung gehen die Amtsgeschäfte des verstorbenen Ministerpräsidenten an seinen Stellvertreter Hailemariam Desalegn über. Allerdings legt der Artikel 75 der Verfassung dafür keine Fristen fest. Seitdem Meles vor zwei Monaten aus der Öffentlichkeit verschwand, herrschte bei Diplomaten und Journalisten in Addis Abeba der Eindruck vor, dass die Regierungsgeschäfte zum Erliegen gekommen waren. Meles hatte den Vielvölkerstaat seit 1991 regiert.

Krieg mit Eritrea

Während der Regierungszeit von Meles brach der langjährige Konflikt mit Eritrea wieder auf, das 1993 die Unabhängigkeit von Äthiopien erlangt hatte. Die Truppen beider Länder standen sich in den Jahren 1998 bis 2000 in einem Grenzkrieg gegenüber, in dem zehntausende Menschen getötet wurden. Meles weigerte sich auch nach einem internationalen Schiedsspruch, die äthiopischen Einheiten aus der Grenzstadt Badme abzuziehen. Dort gab es immer neue Auseinandersetzungen.

Äthiopische Truppen drangen 2006 auch ins benachbarte Somalia vor, um dort gegen islamisch-fundamentalistische Milizen einzuschreiten. 2007 wurden die Truppen abgezogen, 2011 aber erfolgte eine erneute äthiopische Invasion in Somalia, wo es seit Jahrzehnten keine funktionierende Zentralregierung gab.

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