: Mimpanse oder Schimmensch?
■ Italien diskutiert über die Züchtung des „reinen Arbeiters“
Rom (taz) -Ein Florentiner Professor, Brunetto Chiarelli, hat in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „L Espresso“ dafür gesorgt, daß Italiens Tageszeitungen außer Mafia und Irangate auch noch andere Horrorvisionen verbreiten können. Einen Menschen mit einem Schimpansen oder anderen Affen zu kreuzen, hatte der Professor behauptet, sei möglich, ja schon in der „Mache“; da die Chromosomenfäden der beiden nicht sehr differieren, andererseits auch Hühner mit Wachteln und Pferde mit Zebras gekreuzt wurden - warum nicht auch Mensch und Affe? Vorteil, so Chiarelli: „Man kann subhumane Wesen herstellen, die untergeordnete und menschenunwürdige Arbeiten verrichten.“ Den reinen Arbeiter also. Die Geschichte - in Espresso im Rahmen eines längeren Artikels über Genmanipulation abgedruckt - sorgte für den erwarteten Aufstand.Doch bald löste sich die Homunculus– Produktion in schlichte „philosophische Überlegungen“ auf, allenfalls „angehängt an mutmaßliche Experimente in den USA und in Frankreich“. Professor Chiarelli selbst hat zwar einst Biologie studiert und einige Abhandlungen über Primaten verfaßt, sich aber ansonsten der Anthropologie ergeben, vorwiegend mit Studien über alte Ägypter und die Dynamik von Bevölkerungsentwicklungen. Bohrenden Fragen etwa der Nobelpreisträgerin Rita Levi Montacilini - als Biochemikerin derzeit die anerkannteste Expertin auf dem Gebiet - „nach dem Stand der Dinge und den konkreten Experimenten am Florentiner Institut für Anthropologie“ konnte der Professor in einem Communique nur antworten, daß „bei uns nicht einmal im Traum an solche Experimente gedacht sei“ - und daß er selber, der Anthropologe, „sich lediglich Gedanken über ethische Folgen eines etwaigen Schimmenschen gemacht“ habe. Die Menschen–Schimpansen–Klonerei hat offenbar ihr erstes Opfer gefordert. Den Professor Chiarelli höchstselbst. Werner Raith
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen