: Milliarden glotzten gegen die Apartheid
■ In 60 Ländern Übertragung des Geburtstagskonzerts für Nelson Mandela / Bayern zensiert politische Kommentare / Wie der Pressesprecher Südafrikas
Milliarden glotzten
gegen die Apartheid
In 60 Ländern Übertragung des Geburtstagskonzerts für Nelson Mandela / Bayern zensiert politische Kommentare / „Wie der Pressesprecher Südafrikas“
London/München (dpa) - Die Freunde von Rock und Pop in Südafrika und Bayern hatten am Samstag schlechte Karten: Anders als rund eine Milliarde Menschen in aller Welt konnten sie das Giga-Ereignis der Polit- und Musik-Szene des Jahres gar nicht oder nur zum Teil verfolgen.
Die Geburtstagsparty mit über 70.000 Gästen für Nelson Mandela im Londoner Wembley Stadion dauerte elf Stunden, sah rund 100 MusikerInnen auf der Bühne und wurde in 60 Länder, darunter auch die UdSSR, übertragen. Nur der 70jährige Jubilar selbst fehlte. Er sitzt seit über 25 Jahren in Südafrika hinter Gittern. Organisiert wurde das Spektakel, Eintrittspreis rund 75 Mark, von der britischen Bewegung „Artists against Apartheid“. Die BBC war nach scharfen Protesten der südafrikanischen Botschaft dazu vergattert worden, bei der Übertragung nicht zu politisch zu kommentieren.
Dabei half ihr in der Bundesrepublik nach Kräften der Bayerische Rundfunk (BR). Eine selbst für den BR „ungewöhnliche Bevormundung“ der Zuschauer, meinte die bayerische SPD. Deren Rundfunkrat Böddrich nannte es gestern „völlig unerträglich“, daß politische Aussagen und Moderationen der Künstler offenkundig bewußt übertextet worden seien. Der BR hatte als einziges Drittes Programm der ARD die Veranstaltung um mehr als ein Drittel gekürzt. Mit ständigen, das menschenverachtende Apartheid-Regime verteidigenden Kommentaren habe sich BR-Moderator Günther von Lojewski wie der „Pressesprecher des südafrikanischen Konsulats“ benommen. Tagesthema Seite 3
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