: Milliardär gesucht
Das US-Medienhaus Dow Jones kann sich nun doch eine Beteiligung von Rupert Murdochs News Corp. vorstellen
Hat der Medien-Mogul Rupert Murdoch doch Recht? Keiner sagt beim ersten Angebot Ja, hatte er prophezeit. Auch nicht beim zweiten, aber meistens beim dritten … Nachdem die Familie Bancroft, die das US-Medien-Unternehmen Dow Jones & Co kontrolliert, Murdochs News Corp. kürzlich hatte abblitzen lassen, fand nun zu Wochenbeginn ein Treffen der beiden Parteien in New York statt. Der wegen seiner rechtskonservativen Agenda umstrittene Murdoch soll dabei versichert haben, dass bei einer Übernahme das renommierte Wall Street Journal nichts von seiner Qualität werde einbüßen müssen. Die Familie hatte Murdochs Erstgebot von rund fünf Milliarden US-Dollar für den Dow-Jones-Konzern Anfang Mai aus Bedenken heraus abgelehnt, Image und Integrität der Medienprodukte würden Schaden nehmen.
Nach dem Treffen zitierten US-Medien Rupert Murdoch mit der Bemerkung, die Verhandlungen seien lang, aber konstruktiv gewesen. Und tatsächlich scheinen die Bancrofts ihre Einstellung überdacht zu haben: „Die Familie ist zu der Überzeugung gelangt, dass die Zielsetzung von Dow Jones möglicherweise besser in Zusammenarbeit mit einer anderen Organisation, zu der auch die News Corp. zählen könnte, erreicht werden kann“, teilte ein Sprecher mit. Die Verlegerfamilie hält 64 Prozent an dem Aktienunternehmen und kann aufgrund besonderer Wahlrechte jede Form von Übernahme überstimmen.
Die Gewerkschaft, welche die Dow-Jones-Angestellten vertritt und die den Verkauf vehement ablehnt, hat unterdessen damit begonnen, Alternativen zur Finanzierung des angeschlagenen Konzerns zu suchen, um damit eine Murdoch-Übernahme zu verhindern. Die Independent Association of Publishers’ Employees teilte mit, dass sie konkret nach anderen Investoren Ausschau halte. Laut Medienberichten soll die Gewerkschaft an Großinvestoren wie Warren Buffett und Supermarkt-Magnat Ronald W. Burkle Bittbriefe geschrieben haben. Eine Strategie, die die Tageszeitung Washington Post als „ABBR“ verspottet: „Any Billionaire but Rupert“ – Jeder Milliardär außer Rupert. Burkle hatte sich zuvor bereits vergeblich um eine Übernahme des Los Angeleser Medienhauses Tribune Co. bemüht. Buffett sitzt im Aufsichtsrat der Washington Post und besitzt selbst die Buffalo News. Die Gewerkschaft hatte sich vor allem besorgt über die Zukunft der unabhängigen Berichterstattung aus China geäußert – einem Land, zu dem Murdoch umfangreiche Geschäftsbeziehungen pflegt. Murdochs Unternehmen News Corp. ließ wissen, dass solche Bedenken aus der Luft gegriffen seien.
Wenig beruhigend dürfte bei den Betroffenen die Nachricht gewirkt haben, die am Mittwoch eintraf: Bei Murdochs vier überregionalen Zeitungshäusern in Großbritannien werde es zu Stellenstreichungen kommen. Als Grund wurde angegeben, Kosten senken und den sich verringernden Gewinnspannen in der Medienbranche entgegenwirken zu wollen. Der britische Guardian berichtete auf seiner Website, der Konzern wolle von den etwa 1.400 Stellen bei Sun, News of the World, Times and Sunday Times rund 100 Jobs streichen. AWO