■ Milizonäre gegen Journalisten: Von hinten erschossen
„Er schickte eine E-Mail an über drei Dutzend Korrespondenten und fragte sie, ob sie nicht ein Flugzeug chartern wollten, um sie von der indonesischen Hauptstadt Jakarta ins von Gewalt erschütterte Dili in Osttimor zu bringen.“ Mit diesen Worten beschreibt der indonesische Journalist Andreas Harsono seinen niederländischen Kollegen Sander Thoenes und dessen Engagement.
Der 30jährige Thoenes war als Jakarta-Korrespondent der britischen Financial Times und als Vorstandsmitglied des Clubs der Auslandskorrespondenten in der indonesischen Hauptstadt daran beteiligt, ein Flugzeug aufzutreiben, das Journalisten die Berichterstattung über den Einmarsch der UN-Schutztruppe in Osttimor von vor Ort ermöglichen sollte. Auf diese Weise konnte die taz-Korrespondentin Jutta Lietsch nach Dili zurückkehren.
Kurz nach der Ankunft in Dili engagierte der fließend Indonesisch sprechende Thoenes ein Motorradtaxi, das ihn in den Vorort Becora brachte. Am nächsten Tag wurde dort seine verstümmelte Leiche gefunden. Wie die Autopsie ergab, starb Thoenes durch einen Schuss von hinten ins Herz. Sein Fahrer berichtete, dass Männer in indonesischen Polizeiuniformen an einer Straßensperre auf sie geschossen und sie anschließend gejagt hatten. Dabei sei ständig auf sie geschossen worden. Während nach einem Sturz dem Fahrer die Flucht gelang, blieb Thoenes auf dem Asphalt liegend zurück. „Thoenes war ein schweigsamer Mann, nicht einer von denen, die Ärger suchten“, so der Korrespondent des Independent, Richard Lloyd Perry. Voraussichtlich am Donnerstag wird Thoenes in Enschede beigesetzt. han
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