: Militärtraining im Ferienlager
■ In Israel bildet die rassistische Kach–Bewegung Jugendliche an Waffen und im Nahkampf aus
Aus Tel Aviv Amos Wollin
Hunderte von israelischen Jugendlichen beteiligen sich derzeit an paramilitärischen Ferienlagern der militant rassistischen Kach–Bewegung von Rabbi Meir Kahane. Zum Ausbildungsprogramm der 14– bis 16jährigen gehört der Umgang mit kleinkalibrigen Waffen, Märsche, Nahkampf, sowie Ausflüge zu „strategischen Zielen“ wie dem Tempelberg in Ostjerusalem. Dort wollen militante Rechte einen dritten jüdischen Tempel anstelle der beiden Moscheen errichten. Es sind vor allem junge religiös eingestellte Israelis, die sich an den Ferienlagern beteiligen. Die Camps liegen in den besetzten Gebieten, meist in der Nähe von jüdischen Siedlungen, deren Einwohner mit der Araber–Raus–Ideologie der Kach–Bewegung sympathisieren. An den zehn Lagern, die in diesem Sommer abgehalten werden, nehmen jeweils 60 Jugendliche, nach Geschlecht getrennt, teil. Nach Auffassung der Veranstalter sind die Aktivitäten in der Lagern völlig legal. Sie dienten der körperlichen und geistigen Vorbereitung künftiger Mitglieder der Kach–Bewegung, die nie verboten worden sei. „Unser Ziel ist auch, die Jugendlichen zu animieren, sich als Freiwillige für eine der Eliteeinheiten der israelischen Armee zu melden“, erklärte Kach–Sprecher Baruch Marzel. Die Polizei sei über die Lager informiert und habe sie sogar besucht, fügte er hinzu. Polizeiinspektor General David Kraus hat jedoch mittlerweile zugesichert, die Rechtmäßigkeit der Aktivitäten in den Ferienlagern zu überprüfen. Damit reagierte er auf Klagen von linken Parlamentsabgeordneten und eine Erklärung von Erziehungsminister Navon (Arbeiterpartei), in der von einer „gefährlichen Untergrundgruppe, die entschlossen ist, Waffen für die Durchsetzung ihrer Ziele einzusetzen“, die Rede war. Die Zeitung Yediot Achronot zitierte kürzlich den Organisator eines der Lager mit den Worten: „Wenn die israelische Regierung territoriale Konzessionen macht, werden unsere Soldaten in Aktion treten. Sie lernen, wie man Hindernisse umgeht, wie man Siedlungen errichtet und wie man seine Ziele durchsetzt, ohne gefangengenommen zu werden.“ Zu den prominenten Organisatoren der Lager gehört Abraham Hershkovitz, der ehemalige Leiter des Büros der „Jüdischen Verteidigungsliga“ von Kahane in New York. Er wurde aus den USA ausgewiesen, nachdem er versucht hatte, ein ägyptisches Flugzeug zu entführen und dabei festgenommen worden war. In Israel brauchten Hershkovitz und Kahane eine zweijährige Haftstrafe nicht anzutreten. Sie hatten versucht, Sprengstoff für Anschläge nach Europa zu schmuggeln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen