Mikroplastik im Boden: Großer Forschungsbedarf
Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind oftmals stark mit Mikroplastik belastet. Vor allem Klärschlämme kontaminieren die Äcker.
![Kläranlage von oben Kläranlage von oben](https://taz.de/picture/4607753/14/Mikroplastik-Klaerschlamm-1.jpeg)
Als Mikroplastik werden Kunststoffteile bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Zwei wesentliche Arten von Mikroplastik werden unterschieden: Kunststoffgranulate, die bereits in diesen kleinen Dimensionen in Produkten verarbeitet werden, etwa als Zusatz in Kosmetika. Weil sie in der Abwasserreinigung nicht ausgefiltert werden können, landen sie mit dem Klärschlamm auf den Böden. Die zweite Mikroplastik-Fraktion entsteht durch den Zerfall größerer Plastikteile. In der Landwirtschaft zählen dazu die großflächigen Plastikfolien (Mulchfolien), die Felder vor Verdunstung schützen.
Am Fachgebiet Bodenkunde der TU Berlin haben Frederick Büks und Martin Kaupenjohann jetzt 23 internationale Studien zur Bodenbelastung ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass Ackerböden und Böden des Obst- und Gemüseanbaus weltweit „eine hohe Kontamination mit Mikroplastik-Partikeln“ aufweisen. Gemessen wurden bis zu 13.000 Partikeln in einem Kilogramm Boden, das entspricht einem Gewichtsanteil von 4,5 Milligramm. Bei der Herkunft stellte sich heraus, dass „die Kontamination der landwirtschaftlich genutzten Böden durch Klärschlämme bis zu zehnmal so hoch ist wie durch Mulchfolien“, so ein Ergebnis der TU-Auswertung.
Ein weiterer Befund: Städte und stadtnahe Siedlungsgebiete sind ein Hotspot für Mikroplastik-Kontamination. „Die Konzentration von Mikroplastik in diesem Umfeld ist im Vergleich zu ländlichen Gebieten bis zu zehnmal höher“, stellen die TU-Forscher fest. Gleichwohl sind die Stadtböden weit weniger untersucht worden als die Ackerflächen.
Aus vorangegangenen Laborstudien ist bekannt, dass die gemessenen Plastik-Konzentrationen auch schädliche Auswirkungen auf die Bodenorganismen haben. Zwar sei der jetzige Vergleich zwischen Labor- und Feldforschung „ein gutes Ergebnis für die Wissenschaft, weil vorherige Studien bestätigt werden“, bemerkt TU-Wissenschafler Büks. „Aber leider nicht für Regenwurm und Käfer“. Die Studie entstand im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projektes „Entwicklung Neuer Kunststoffe für eine Saubere Umwelt unter Bestimmung Relevanter Eintragspfade (ENSURE)“.
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