Miete für Geflüchtete: 50 Euro pro Quadratmeter Container
Der Rechnungshof rügt zu hohe Wohnkosten für Geflüchtete. Deren Miete zahlt der Bund – wie auch die Miete von Hartz-IV-BezieherInnen.
Anlass der Kritik ist die geplante Erhöhung der Bundesbeteiligung an den Leistungen für Unterkunft und Heizung. Bisher trug der Bund die Hälfte dieser Kosten, die andere Hälfte mussten die kommunalen Träger, also die Städte und Gemeinden aufbringen. Um die Kommunen zu entlasten, will der Bund seine Beteiligung auf rund 75 Prozent der Wohnkosten erhöhen. Bei Geflüchteten übernimmt der Bund schon seit dem Jahre 2016 ganze 100 Prozent der Wohnkosten.
Vogel rügte, dass die Mittel für die Wohnkosten „nicht wirtschaftlich und nicht sparsam“ ausgegeben worden seien. Die Gebühren kommunaler Träger für die Unterkunftskosten für Geflüchtete seien „oft mehr als 100 Prozent“ über den ortsüblichen Mieten für Wohnräume vergleichbarer Größe gelegen. Die Gebühren beziehen sich auf die Kosten, die die Kommunen für die Unterbringung in Heimen, Hostels und Mietwohnungen bei den Jobcentern geltend machen.
Verena Göppert, Finanzexpertin beim Deutschen Städtetag, wies die Vorwürfe des Rechnungshofes „massiv“ zurück. Es habe sich bei der Unterbringung von Geflüchteten um eine besondere Situation gehandelt, sagte sie bei der Anhörung zur Gesetzesänderung für eine Entlastung der Kommunen.
20 Prozent Mieterhöhung über zwei Jahre
In einem Bericht des Rechnungshofs wird moniert, dass auch Kosten in den Heimen für Betreuung, für Bewachung, Verpflegung und Strom als „Wohnkosten“ bei den Jobcentern geltend gemacht wurden. Als der Bund ab dem Jahre 2016 die Unterkunftskosten für Geflüchtete zu 100 Prozent übernahm, stiegen die Wohnkosten für Geflüchtete bis zum Jahre 2018 pro Bedarfsgemeinschaft um 20 Prozent, bei den Nicht-Geflüchteten hingegen nur um ein Prozent, so der Bericht. Für die Unterbringung in einem Wohncontainer berechnete eine Kommune dann 50 Euro pro Quadratmeter, davor waren es nur 10 Euro gewesen.
Weil viele Geflüchtete keine Mietwohnungen finden, sind sie weiterhin in Heimen und Hostels untergebracht. In Berlin etwa leben noch 10.000 Menschen in Flüchtlingsunterkünften, das ist etwa ein Fünftel der seit dem Jahre 2015 eingereisten Geflüchteten im Hartz-IV-Bezug. In den Unterkünften liege der Tagessatz bei 27 Euro pro Person, teilte die Berliner Senatsverwaltung für Soziales mit.
Die Mietobergrenzen für „angemessene Wohnungen“ für Hartz-IV-Empfänger liegen in der Regel unter den Wohnkosten in Heimen. In Berlin beispielsweise gilt für einen Alleinstehenden im Hartz-IV-Bezug mit Härtefallregelung ein Höchstbetrag von 582 Euro warm als Mietobergrenze. Findet ein Hartz-IV-Bezieher keine angemessene Wohnung, ist die Kommune verpflichtet, zumindest einen Heimplatz zu stellen, um Obdachlosigkeit zu vermeiden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin