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Microsofts Handy- und Tablet-AngriffWindows Phone 7 am Start

Momentan beherrschen Google und Apple den IT-Zukunftsmarkt mit Smartphones und Touchscreen-Rechnern. Nun will der Software-Riese Microsoft aufholen - diesen Monat geht's los.

Joe Belfiore, Vize-Präsident und Direktor des Windows Phone Program Managements, stellt Windows Phone 7 Series am Mobile World Congress in Barcelona vor. Bild: dpa

Auf dem PC hat Microsoft noch immer seine altbekannte Dominanz: Dank der Popularität des Betriebssystems Windows kommen Computernutzer um den amerikanischen Software-Konzern nur schwer herum.

Auf dem Wachstumsmarkt mobiler Rechner hinkt Microsoft allerdings hinterher. Bei den Windows-Smartphones mussten die Nutzer bis zuletzt mit einer nicht mehr zeitgemäßen Oberfläche Vorlieb nehmen. Bei Tablet-Rechnern, dem aktuellen Zukunftsmarkt Nummer zwei, werden momentan erst gar keine Vorzeigeprodukte mit Microsoft-Technik verkauft.

Beides soll sich nun zum Guten wenden, wie der von einigen Marktbeobachtern schon angezählte Firmenchef Steve Ballmer hofft. Noch in diesem Herbst will Microsoft erste Smartphones mit "Windows Phone 7" auf den Markt bringen lassen. Die Geräte glänzen mit einer vollständig neuen Oberfläche, die leichte Anflüge von Google Android und Apple iOS enthält, aber auch jede Menge eigene Ideen mitbringt.

Dazu beginnt Microsoft auch bei den Handy-Anwendungen, den Apps, bei Null: Wer als Entwickler bei Windows 7 Phone mitmachen will, muss neu programmieren. Solche Software gelangt dann in einen eigenen Marktplatz, über den Nutzer jederzeit neue Apps kaufen können.

Windows Phone 7 bekam in Vorabtests bereits gute Kritiken. "Look & Feel" seien neuartig und durchaus innovativ, heißt es in Techblogs. Microsoft, so scheint es, hat kein Risiko gescheut. Allerdings kommt das Aufholmanöver reichlich spät.

Im Gegensatz zu Microsofts neuen Smartphones sollen die noch für das Weihnachtsgeschäft geplanten Tablett-Rechner des Software-Riesen nicht mit einem speziell angepassten Betriebssystem laufen, sondern auf Windows 7 setzen. Dabei handelt es sich um eine auf "Touch" optimierte Version mit ausreichend großen Eingabefeldern, virtueller Tastatur und Mehrfingergesten.

Allerdings verlangt das "große" Microsoft-Betriebssystem recht viele Ressourcen, was ein solches Tablet voluminöser und schwerer machen könnte als die Konkurrenz mit den auf mobile Bedingungen angepassten Leichtgewicht-Betriebssystemen Apple iOS und Google Android. Wie genau die "Windows-Tablets" aussehen werden, will Firmenboss Ballmer voraussichtlich in der nächsten Woche bekanntgeben.

Microsofts neue Smartphone- und Tablet-Generation hat für den Konzern einen hohen strategischen Stellenwert. Er ist derzeit in diesen Gerätegattungen nur mit veralteter Technik vertreten, gilt Experten bis zu zwei Jahre im Rückstand.

Derlei Defizite haben den noch immer wertvollsten Software-Anbieter der Welt allerdings noch nie gehindert. So hatte Microsoft-Gründer Bill Gates etwa anfangs das Internet nicht für voll genommen und setzte stattdessen auf einen eigenen Online-Dienst.

Es dauerte Jahre, bis der Konzern mit einem eigenen Browser zum Überholmanöver ansetzte - und schlug dann tatsächlich traditionsreiche Konkurrenten wie Netscape in die Flucht. Allerdings hatte Microsoft hier durch die Kontrolle des PC-Betriebssystems auch eine zentrale Marktmacht in der Hand. Die fehlt bei Smartphones und Tablets nun.

Noch ist unklar, welche Partner Geräte mit Windows Phone 7 und Windows 7 Tablet bauen werden - wie üblich verkauft Microsoft nur die Software, nicht aber die Hardware. Bei den Smartphones ist als erster Anbieter offenbar der taiwanesische Konzern HTC vorgesehen.

Dieser setzt allerdings in den letzten zwei Jahren massiv auf Googles Android, nachdem er zuvor zu den wichtigsten Windows-Handy-Hauslieferanten gehört hatte. Windows Phone 7 soll ihn aus der Reserve locken.

Neben dem reinen Wettbewerb über Geräte laufen auch mehrere Rechtsstreitigkeiten zwischen Microsoft und dem Rest der Smartphone-Branche. So glaubt man bei dem Konzern, dass Hersteller von Google Android-Handys grundsätzlich Lizenzgebühren an Microsoft abführen müssten, weil Android dessen Patente verletze.

HTC blecht schon länger, während Motorola nicht wollte. Microsoft hat den Handy-Konzern deshalb verklagt. Steve Ballmer betonte, Googles Betriebssystem sei eben keineswegs so frei, wie der Anbieter behaupte.

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5 Kommentare

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  • A
    Alex

    @Kotelette:

    Marktführerschaft zeichnet sich nicht allein durch die Verkaufszahlen der jeweiligen Geräte aus. Viel wichtiger für Handyhersteller, App-Entwickler und Telefongesellschaften ist das Nutzungsverhalten der Smartphone-Funktionen. Genau in diesem Bereich hinkt Nokia deutlich hinter den modernen Betriebssystemen iOS und Android hinterher.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Marktführer

     

    Auf Windows Phone 7 bin ich gespannt. Erste Videos lassen auf eine vielversprechende Nutzeroberfläche hoffen. Gleichzeitig wird eine offline-Synchronisationsmöglichkeit sowie Bluetooth-Tethering zu Macs in Aussicht gestellt, Features, welche Android gar nicht oder nur über Umwege anbietet.

  • M
    Mirko

    @Jussuf: Ich bin mir nicht so sicher ob MS dieses Heer wirklich noch hat. Die Windows-Entwicklung ist schon stark fragmentiert - schon in Microsofts Entwicklungswerkzeugen: Direktzugriff auf die System-DLLs, MFC, .NET, .NET mit WPF, ... Dazu kommen noch Fremdlibraries oder platformübergreifende Sprachen/Toolkits wie qt, Java, etc. Mal ganz abgesehen davon, dass viele Betriebssoftwarelösungen als Webserver laufen und nahezu jeder Browser als Client funktioniert.

    Von all diesen Entwicklungsmöglichkeiten unter Windows unterstützt Windows Phone nur .NET mit WPF (und für Spiele die X-box-Entwicklung), die jüngste Variante, und auch das mit Einschränkungen. Da wird für die meisten "altgedienten" Windows-Entwickler der Umstieg vermutlich ähnlich aufwendig wie z.B. auf Androids Java-Umgebung.

     

    Letztlich ist aber anzunehmen, dass es für WP7 genauso wie für Android und iPhone ausreichend Anwendungen geben wird. Die Kaufentscheidung dürfte dann an anderen Punkten hängen, etwa Hardware der Geräte, Funktionalitätsunterschiede im System (z.B. Synchronisation) und last but not least der Oberfläche/Bedienung. WP7 macht vieles anders als gewohnt und hat eine ungewohnte Optik - das kann man hassen oder lieben. Wir werden sehen, wie's die Käufer aufnehmen.

  • M
    Malte

    @kotelette:

     

    In den USA ist bereits jetzt Android Marktführer:

     

    http://www.oe24.at/software/Android-zieht-am-iPhone-vorbei/4222535

     

    Symbian ist v.a. in Europa bekannt. Alles in allem wird Android Symbian in ein paar Jahren einholen...

  • K
    kotelette

    Nokia mit Symbian ist Marktführer im Bereich "Smartphones".

     

    quelle: http://www.gartner.com/it/page.jsp?id=1372013

    tabelle 2

     

    RIM, Android und iOS kommen zusammen auf den selben Anteil wie Symbian.

  • J
    Jussuf

    Ich bin gespannt und zugleich skeptisch. Microsoft hat ein Riesenheer an Entwicklern auf seiner Seite, die überwiegend auf Windowssystemen arbeiten wollen. Das birgt enormes Potenzial - eben jenes, was Software vielfach zum Durchbruch und zur Akzeptanz verholfen hat.

     

    Dennoch wird wohl wieder die Chance verpasst, den Markt als Pionier "freizukaufen", und endlich plattformübergreifend Angebote zu unterbreiten, die man als Entwickler guten Gewissens schlucken kann, weil man seine eigenen Kunden damit nicht auf ein System beschränkt.

     

    Damit ist MS zwar noch besser als Apple, hinsichtlich der Beschränkungen, denen man unterliegt. Gleichzeitig hinkt es bei verspätetem Start schon Google hinterher, die mit Android eine wählbare, relativ offene Alternative bieten.

     

    Fazit: nett, aber fail.