piwik no script img

Michelle Müntefering nominiertDie Hände in den Sternen

Michelle Müntefering tritt für die SPD bei der nächsten Bundestagswahl an. Sie will nicht wegen ihres Nachnamens gewählt werden.

Eloquent und kritisch: Michelle Müntefering will in den Bundestag. Bild: dpa

Rückblick: „Meine Damen, meine Herren, Michelle Schumann, das bin ich, ich bin 24 Jahre alt. Als Mädchen des Ruhrgebiets habe ich die Hände in den Sternen, die Beine auf dem Boden, die Gedanken bei der Gemeinschaft und mein Herz bei Schalke 04. Glückauf“, sagte Michelle Müntefering im Jahr 2004 und gewann damit den Rhetorik-Wettbewerb der Deutschen Rednerschule.

Mit ihrer Rede überzeugte die 32-Jährige nun auch die Herner SPD und wurde zur Bundestagskandidatin des Wahlkreises Herne/Bochum II gewählt. Unter anderem stach sie Uwe Knüpfer aus, Chefredakteur der Parteizeitung Vorwärts.

Auch die selbstbewusste Müntefering ist Journalistin. Nach ihrer schulbegleitenden Ausbildung zur Kinderkrankenschwester auf der Herner Waldorfschule studierte sie Journalismus in Gelsenkirchen.

Eloquent und kritisch hinterfragte die Kleinunternehmer-Tochter die für sie zu neoliberalen Wirtschaftsinhalte des Studiums. Müntefering rief in die Vorlesungen rein und widersprach oder bekräftigte lautstark das Gesagte der Professoren.

„In zehn Jahren Landesvorsitzende“

Schon mit 22 wurde sie stellvertretende Vorsitzende der Herner Sozialdemokraten. Zwei Jahre später war die Studentin jüngstes Mitglied des SPD-Landesvorstandes in NRW. Damals prophezeite Peer Steinbrück ihr: „In zehn Jahren ist Michelle Landesvorsitzende.“

Nach dem Studium wurde sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestagsbüro Franz Münteferings. Was folgte, offenbarte der ehemalige Vizekanzler 2009 auf einer Veranstaltung: Er und Michelle sind ein Paar. Noch im gleichen Jahr heirateten die beiden im kleinen Kreis auf dem Essener Weltkulturerbe Zeche Zollverein.

Für Diskussionsstoff sorgten der frühe Hochzeitstermin nach dem Tod Münteferings zweiter Frau und der 40 Jahre große Altersunterschied der beiden. „Ich will nicht wegen meines Nachnamens gewählt werden“, forderte Michelle auf der Wahlveranstaltung der Herner SPD.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • R
    Rotfilz

    Es filzt sich vortrefflich in bestimmten Kreisen.

    Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal

     

    "Tu fromm — du brauchst es gar nicht zu sein. Sie fallen drauf rein."

    SPD-Chef Franz Müntefering als Laienprediger in der Evangelischen Luisen-Kirche in Charlottenburg. Sonntag, den 18. April 2004

     

    Fällt seine Selbstherrlichkeit aufgrund einer höheren Bestimmung als Kandidat aus?

    Burlesk, die Genossen kapieren nicht das sie Schauspieler auf ihrer eigenen Bühne geworden sind. Inzucht ist strafbar. Inzucht im gleichen System durchaus ein Interessenkonflikt.

     

    Rhetorik mag ein Augenblicksvorteil geben, dauerhaft haben Lügner kurze Beine und einen weit größeren Schaden angerichtet als angenommen.

    Statt Hirn sitzen in der SPD nur noch Rhetoriker, gelenkt aus den greisen Kreisen erzählen sie alle die gleichen Lügen. Nur bisschen anderes verpackt.

    Viele Politiker sind nur noch abstoßend widerlich.

     

    Maschmeyer for El-Presidente, das wäre ehrlicher.

  • R
    reblek

    "Sie will nicht wegen ihres Nachnamens gewählt werden." - Klar, deshalb wird auch so ein Bohei darum veranstaltet wie bei der Gattin von Schröderputin. Und MM wird dann denselben Blödsinn in die Welt blasen wie ihr Gatte: "Opposition ist Mist", weil sie auch gerne lieber an den Fleischtöpfen sitzt, statt sich Gedanken darüber zu machen, wie es anders und besser gehen könnte.

  • S
    Sozialdemokrat

    Es ist nicht zu fassen. Da wird Tag für Tag das Scheitern der Schröder-/ Müntefering-/ Clement-/ Steinbrück-/ Steinmeier-/ Gabriel-/ Clement-/ Fischerschen phantastischen Fitnessreformen a la Agenda 2010, flächendeckender Lohnsenkungen, - Leiharbeit, -Rentenkürzung - mehr als 40% der Rentenempfänger ab 2030 werden Sozialhilfe beantragen müssen - auch für den letzten ehemaligen gutgläubigen Rot/Grün –Wähler sichtbar.

    Aber statt „nostra culpa“ bzw. wir haben zwar nichts kapiert, aber die „Experten haben uns doch gesagt was wir machen müssen“, weiter dreistes Auftreten:“ Zusammenhänge muss man nicht verstehen. Dafür kann man doch Experten einkaufen“. Und jetzt präsentiert uns diese Sippschaft ihre x-te Partnerversion 3.0 oder 4.0 als hervorragende Köpfe für die Fortsetzung ihrer Politik. Wieso trinken die Parteigliederungen auch noch so begierig von dem Kakao, durch den diese Karikaturen von Politikern sie gezogen haben?

    Willkommen im real existierenden Asozialismus.