Michael Macht wird Autobauer-Chef: Porsches neue Nummer eins
Als Manager half Michael Macht, Porsche zu einem der profitabelsten Autobauer der Welt zu machen. Die Spitze von Porsche übernimmt er zu einem schwierigen Zeitpunkt.
BERLIN taz| Einfach wird seine neue Aufgabe nicht: Michael Macht, der neue Mann an der Spitze von Porsche, übernimmt das Unternehmen zu einem schwierigen Zeitpunkt. Nicht genug, dass die Autobranche insgesamt in einer tiefen Krise steckt. Zusätzlich muss Macht den Sportwagenhersteller in einem integrierten Volkswagen-Porsche-Konzern erst positionieren. Und das gilt nicht nur für die Marke, sondern auch für die Arbeitsorganisation und nicht zuletzt für die Beschäftigten und vor allem den Betriebsrat, die sich bis zuletzt hinter Machts Vorgänger Wendelin Wiedeking gestellt hatten. Ihre Motivation dürfte nach dem verlorenen Machtpoker gelitten haben. Macht wird also vermitteln müssen zwischen den neuen Herren in Wolfsburg und den Leuten in Zuffenhausen.
Die Voraussetzungen dazu sollte er haben. Bei Porsche kennt man den heute 48-jährigen Stuttgarter lange genug. Nach seinem Maschinenbaustudium an der Universität Stuttgart und einem Zwischenstopp beim Fraunhofer Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation kam er 1990 als Fachreferent für Motorenplanung und knüpfte erste Kontakte zum damaligen Produktionschef Wiedeking. Mit ihm und ein paar anderen Porsche-Managern sah er sich bei der japanischen Konkurrenz um. Was sie dort lernten, setzten sie in Zuffenhausen modellhaft um: Im so genannten Porsche-Verbesserungsprozess verringerten sie die Fertigungstiefe und minimierten die Anzahl der unterschiedlichen Bauteile für die verschiedenen Modelle. Heute laufen in Stuttgart sämtliche Baureihen über eine einzige Fertigungsstraße. Auf diese Weise wurde Porsche zum profitabelsten Autobauer der Welt. Dass Macht zugleich in der Belegschaft durchaus beliebt ist, obwohl er mit seiner Strategie auch etliche Arbeitsplätze vernichtete, hat damit zu tun, dass er - ähnlich wie sein Vorgänger - den Kontakt zu den Leuten hält. Man sieht ihn öfter im grauen Kittel über dem weißen Hemd in den Werken herumlaufen als im Sacko.
Auch bei Volkswagen ist Macht kein Unbekannter mehr. Vieles in der bisherigen Kooperation der beiden Autohersteller lief über ihn. Beispielsweise die Entwicklung einer gemeinsamen Plattform für den VW Touareg und den Porsche Cayenne. Selbst VW-Aufsichtsratschef und Wiedeking-Gegner Ferdinand Piech sowie VW-Vorstandschef Martin Winterkorn sollen den neuen Porsche-Chef schätzen. Vielleicht auch, weil er sich bislang mehr durch konkrete Ergebnisse seiner Arbeit in Fertigung und Betrieben hervorgetan hat als durch Auftritte in der Öffentlichkeit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“