Mexikos Präsident: Neues, altes Gesicht
Enrique Peña Nieto ist neuer Präsident Mexikos. Obwohl er als frisches Gesicht präsentiert wird, ist er doch eng verbunden mit den alten, korrupten Eliten.
Ohne die Möwe wäre vielleicht alles anders geworden. Denn „La Gaviota“ – die Möwe – dürfte vielen Mexikanern, und insbesondere vielen Mexikanerinnen, bis vor Kurzem eher ein Begriff gewesen sein als ihr Angetrauter Enrique Peña Nieto.
Doch seit die beiden im Jahr 2010 geheiratet haben, gelten sie als Traumpaar: der aufstrebende Politiker der ehemaligen Staatspartei PRI und die Schauspielerin, die im echten Leben Angelica Rivera heißt, vielen aber wegen ihrer Rolle in einer Seifenoper als „La Gaviota“ bekannt ist.
Telenovela-Sternchen und PRI-Politiker haben nicht unbedingt etwas gemeinsam, aber im Fall von Peña Nieto ist das anders: Der am Sonntag zum künftigen mexikanischen Präsidenten gewählte Vater von sechs Kindern hat sein Ziel wohl nur erreicht, weil ihm der Medienkonzern Televisa die Bühne dafür gestellt hat.
Millionen von Pesos hat das Unternehmen für entsprechende Meldungen und Interviews mit ihm investiert. Gezielt ist er so als Kandidat aufgebaut worden. Und der gut aussehende 45-Jährige spielte perfekt den smarten, eloquenten Politiker, der Mexiko in eine bessere Zukunft führen kann. Stets gut gekleidet vermittelt er jedoch ein politisch widersprüchliches Gemisch, das kaum eine Linie erkennen lässt.
Sein legeres Auftreten will nicht so recht zu dem Peña Nieto passen, der in der PRI Karriere gemacht hat. Dort steht die alte Garde der Dinosaurier hinter ihm, jene Hardliner, die für das korrupte und autoritäre PRI-Regime alter Zeiten stehen. Zu seinen Ziehvätern zählen illustre Gestalten wie der ehemalige Bürgermeister aus Tijuana, Jorge Hank, der für seine kriminellen Geschäfte in der nordmexikanischen Grenzstadt bekannt ist.
In seiner Amtszeit als Gouverneur des Bundesstaates Mexiko von 2005 bis 2011 war Peña Nieto nicht nur für eine der korruptesten Polizeieinheiten Mexikos zuständig. In seiner Verantwortung stand auch ein Einsatz gegen Demonstranten, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen.
Als er vor ein paar Wochen von Studenten auf diesen Vorfall angesprochen wurde, beschimpfte er diese kurzerhand als bezahlte Provokateure seiner politischen Gegner. „Wir sind die neue Generation der PRI“, erklärte nun Peña Nieto nach seinem Wahlsieg. Einen Schritt zurück in die Vergangenheit, so versprach er, werde es mit ihm sicher nicht geben.
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