: Mexiko tanzt den Fox-Trott
Auch die längste Regierungszeit hat irgendwann einmal ein Ende: Nach 71 Jahren muss die Staatspartei PRI die Macht an den konservativen Vicente Fox und seine PAN-Partei abgeben
BERLIN taz ■ Seit vielen Jahren schon nannte alle Welt die mexikanische Staatspartei PRI nur noch die „Dinosaurier“ – nach 71 Jahren an der Macht ist nun ihr Ende gekommen. Überraschend deutlich hat der Herausforderer Vicente Fox von der konservativen PAN die Präsidentschaftswahlen vom Sonntag gewonnen. Nach Auszählung von 88 Prozent der Wahllokale lag Fox mit 43,23 Prozent der Stimmen uneinholbar vor dem PRI-Kandidaten Francisco Labastida, der nur auf 35,31 Prozent der Stimmen kam. Der Kandidat der linkssozialdemokratischen PRD, Cuauthémoc Cárdenas, lag mit 16,5 Prozent der Stimmen weit abgeschlagen. In beiden Kammern des Parlaments wird Fox’ PAN zwar die stärkste Fraktion stellen, nicht aber die absolute Mehrheit. Allerdings ist die Stellung des Präsidenten in der mexikanischen Verfassung so stark, dass er in wesentlichen Fragen auch ohne das Parlament regieren kann.
Wenn Vicente Fox am 1. Dezember dieses Jahres das Präsidentenamt übernimmt, dann endet damit eine Ära in Mexiko: Seit 1929 hatte die PRI, einst als Sammlungsbewegung der sich bekämpfenden regionalen Führer der mexikanischen Revolution gegründet, ununterbrochen regiert. Erst ab Ende der 80er-Jahre geriet ihre absolute Herrschaft auf nationaler Ebene und in den Bundesstaaten ins Wanken. Auch der Aufstand der Zapatista-Guerilla im südmexikanischen Chiapas 1994 zeigte, dass das System PRI an seinem kritischen Punkt angelangt war.
Mit Vicente Fox erwarten Mexiko politische Veränderungen – bei größtmöglicher ökonomischer Kontinuität. Die Börse jedenfalls zeigte sich zufrieden: In der ersten halben Stunde des gestrigen Börsentages stieg der mexikanische Index um 4,06 Prozent. Der mexikanische Peso verbesserte sich gegenüber dem Dollar um 27 Centavos und lag bei 9,57 pro Dollar. PKT
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