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Ding und Dings

Es ist die Balkonszene aus Romeo und Julia, mit der Regisseur Gore Verbinski sein Paar in Szene setzt. Allerdings, es ist heute, es ist Kino und Samantha (Julia Roberts), bewaffnet mit dem ganzen Arsenal der beziehungstherapeutisch geschulten Zicke, tobt Kleider und Koffer werfend zu ihrem Romeo hinunter, während Jerry (Brad Pitt) sich vergeblich bemüht, ihren Ärger zu dämpfen.

Weil sich Jerrys Eloquenz aber im englischen Original etwa so darstellt: „When you told me to pick up the thing at the thing, well, . .  .“, ist seine Anstrengung grundsätzlich zum Scheitern verurteilt.

Danach trennen sich die Wege der beiden, und das ist der raffinierteste Coup des Starvehikels. Während Jerry für seinen Boss in Mexiko eine alte, kostbare Pistole („The Mexican“) aus dem Land schmuggeln soll und seine Sprachmächtigkeit weiter unter Beweis stellt – Spanisch ist ganz einfach, man hängt schlicht ein „o“ an jedes Wort und spricht vom „el trucko to the next towno“ –, fährt Samantha nach Las Vegas, um endlich Croupier zu werden. Auf dem Weg wird sie gekidnappt, von Tony Soprano höchstselbst, also James Gandolfini. Er spielt Leroy, einen Beauftragten von Jerrys Boss, der dadurch ganz sichergehen will, dass Jerry diesmal das Dings bei dem Dings richtig dreht.

Samantha und Leroy – zwei Dauerredner und Experten auf dem weiten Feld der neuen Liebesunordnung. Dabei ist es nicht unerheblich, dass sich Leroy als schwul herausstellt. Ob das bei seinem Job nicht vielleicht doch etwas prekär sei, wundert sich Samantha. Es ist prekär – weil die Liebe eine prekäre Angelegenheit ist. Das ist die Botschaft von „Mexican“, die auch in den Sepiabraun gehaltenen Versionen der Legende um die berühmte Pistole immer wieder variiert wird: als klassischer Western-Showdown auf einem Dorfplatz.

So entpuppt sich das Roadmovie mit seinen selbstironischen Einblendungen, mit der unangestrengten Weise, in der Julia Roberts schlicht furios ist, während Brad Pitt auf eine ebenso entspannte Art muffelt, als mustergültige Screw Ball Comedy. Wbg

„Mexican“. Regie: Gore Verbinsky. Mit Julia Roberts, Brad Pitt, James Gandolfini. USA 2001, 123 Min.

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