AUFMERKSAMKEIT : Metadebatten
Wir lieben Metadebatten in Berlin. Davon können wir gar nicht genug kriegen. Denn darüber zu reden, dass über Grundlegendes nicht geredet wird, ist doch viel lustiger, als über Grundlegendes selbst zu sprechen. Wir wollen mehr davon. Darauf lief seltsamerweise das Begehren des Publikums bei der Diskussionsveranstaltung „Was braucht die Kunst?“ am Freitagabend hinaus, die von der Zitty im HAU 1 organisiert worden war.
Die Initiatoren des offenen Briefs „Haben und Brauchen“, waren da, Gabriele Horn von den KW – und Torsten Wöhlert, der Sprecher der Senatskulturverwaltung. Warum, wurde er gefragte, lässt man die bekannten Berliner Kunstinstitutionen im Regen stehen und gibt statt dessen 1,6 Millionen Euro für die jetzt „Based in Berlin“ genannte Leistungsschau aus? Weil es eben leichter sei, für neue Kulturprojekte neues Geld zu bekommen, als schon bestehende mit mehr Geld zu versorgen. So funktioniere eben die parlamentarische Demokratie. Ex-taz-Chef Michael Sontheimer, Ko-Moderator von Claudia Wahjudi, sekundierte: Ja, das sei auch bei der taz-Panter-Stiftung so, wo er im Kuratorium sitze, neues Geld gebe es auch da nur für neue Konzepte.
Und neue Aufmerksamkeit, neue Presse, gibt es – so möchte man ergänzen – eben nur für neuen Streit und neue Debatten. Also bloß nichts richtig machen, bloß nicht über die Sachverhalte selbst reden. Darüber etwa, wie sich Kultursenator Wowereit und Adlatus André Schmitz besser beraten lassen könnten, damit sie nicht ständig patzen (und – entgegen Wöhlert – das neue Geld für das neue Projekt vom Parlament eben nicht bewilligt bekommen, wie die endlose Kunsthallen-Story belegt). Apropos neue Projekte: Das können die Berliner Künstler sowieso besser. Sie haben beim Senat Projektanträge für ungefähr 1,7 Millionen Euro eingereicht. Mittel gibt es dafür in Höhe von 97.000 Euro. BRIGITTE WERNEBURG