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Messerstecher frei

■ Bewährung für Seles-Attentäter

Der Monica Seles-Attentäter Günther Parche, der dem 19jährigen Tennisstar am 30. April beim Damen-Turnier am Rothenbaum ein 13 Zentimeter langes Küchenmesser in den Rücken gerammt hatte, ist auf freiem Fuß. Der 39jährige Thüringer wurde gestern vom Amtsgericht Hamburg wegen gefährlicher Körperverletzung nur zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Gleichzeitig hob das Gericht den Haftbefehl auf. Richterin Elke Bosse zum überraschenden Urteil: „Wir erwarten, daß sich der Angeklagte künftig nicht mehr strafbar machen wird.“

Das Gericht folgte damit dem Antrag von Verteidiger Ortmar Kury. Seles-Anwalt Gerd Strate, der Parche wegen Mordversuchs angeklagt wissen wollte, kündigte unmittelbar nach dem Urteil Revision an. Strate hatte in seinem Plädoyer dem Gericht schwere Vorwürfe gemacht, da viele Tatzeugen nicht gehört wurden. „Es geht nicht darum, die bessere Strafverfolgung zu betreiben, sondern darum, den Sachverhalt so aufzuklären, wie es angemessen ist.“

In ihrer Urteilsbegründung machte Richterin Bosse den „Starrummel“ in den Medien mitverantwortlich, daß Parche zum fanatischen Steffi Graf-Anhänger wurde und Seles niederstach, nur weil sie Steffi Graf von Platz eins der Weltrangliste verdrängt hatte. Parche habe sich schuldig gemacht, weil Monica Seles wirklich in ihrem Lebensnerv getroffen worden sei.

Parche will die Nacht zum Donnerstag noch im Untersuchungsgefängnis bleiben. Er wisse derzeit noch nicht genau, wo er hingehen werde. Vor dem Attentat hatte er jahrelang im Haus seiner Tante in Thüringen gelebt. Zu ihr hatte er während der Untersuchungshaft nur über den Anwalt telefonisch Kontakt gehalten.

dpa/taz

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