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Messerangriff auf Bürgermeister in NRWWegen liberaler Flüchtlingspolitik?

Ein Mann geht mit einem Messer auf den Bürgermeister der Kleinstadt Altena los und verletzt ihn schwer. Vieles spricht für ein politisches Motiv.

Der Bürgermeister Andreas Hollstein war am Montagabend in einem Dönerladen mit einem Messer angegriffen worden (Archivbild) Foto: dpa

Altena/Berlin dpa/reuters | Der Bürgermeister der sauerländischen Stadt Altena, Andreas Hollstein (CDU), ist bei einem Messerangriff schwer verletzt worden. Die Behörden halten ein politisches Motiv für wahrscheinlich. Die Staatsanwaltschaft in Hagen kündigte weitere Informationen für den Dienstagmorgen an.

Hollstein war am Montagabend in einem Dönerladen mit einem Messer angegriffen worden. Der Politiker sei mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden, habe es aber noch am Abend wieder verlassen können, berichteten örtliche Medien in der Nacht. „Ich habe zupackende Menschen an meiner Seite gehabt und bin froh, dass ich noch lebe“, sagte Hollstein der Nachrichtenseite Lokalstimme.

„Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass es einen politischen Hintergrund bei diesem Anschlag gibt“, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Der mutmaßliche Täter, der laut Laschet dingfest gemacht wurde, habe Bemerkungen über die Flüchtlingspolitik gemacht, die diesen Rückschluss zuließen.

Altena im Märkischen Kreis wurde bundesweit bekannt, weil es mehr Flüchtlinge aufnimmt, als es nach dem Verteilschlüssel aufnehmen müsste. Hollstein habe sich aus dem Krankenhaus bereits gemeldet und für die Anteilnahme gedankt. Auch ein Mann, der ihm zur Hilfe eilte, wurde leicht verletzt. Nach einem Bericht der WAZ war der Angreifer offensichtlich alkoholisiert. Der Täter soll Hollstein vor dem Angriff gefragt haben: „Sind Sie der Bürgermeister?“

Reaktionen aus der Politik

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Attacke auf den Bürgermeister von Altena in Nordrhein-Westfalen verurteilt. „Ich bin entsetzt über den Messerangriff auf Bürgermeister Andreas Hollstein – und sehr erleichtert, dass er schon wieder bei seiner Familie sein kann“, erklärte die CDU-Vorsitzende am Dienstag. „Dank auch an die, die ihm geholfen haben.“

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) schrieb am Dienstagmorgen auf Twitter „Schreckliche Nachricht aus Altena“ ,und wünschte Hollstein gute Besserung. „Dürfen niemals akzeptieren, dass Menschen attackiert werden, nur weil sie anderen helfen. In unserem Land darf kein Platz sein für Hass und Gewalt“, ergänzte der Minister. Der nordrhein-westfälische Familienminister Joachim Stamp (FDP) schrieb bei Twitter: „Alle guten Wünsche an Andreas Hollstein, dem großartigen Bürgermeister Altenas.“

„Diese Gewalt in unserem Land gegenüber ehrenamtlich Tätigen, gegen Bürgermeister, die sich um das Wohl ihrer Stadt kümmern, ist verabscheuungswürdig“, sagte Ministerpräsident Laschet. „Klar ist: in Nordrhein-Westfalen ist kein Platz für Hass und Gewalt. Die Vielfalt ist Kennzeichen unseres Landes.“

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) war im Oktober 2015 einen Tag vor ihrer Wahl von einem Rechtsextremisten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden. Schäuble wurde auf einer Wahlkampfveranstaltung 1990 Opfer eines Attentats – und ist seither querschnittsgelähmt.

In der vergangenen Woche wollte ursprünglich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei seinem Antrittsbesuch in NRW auch nach Altena kommen – und sich dort mit Flüchtlingsfamilien treffen. Diese Reise musste er wegen der geplatzten Jamaika-Verhandlungen absagen.

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1 Kommentar

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  • Bin nicht gerade überrascht, bei der Entwicklung in diesem Land.

    Da kann man dem Herrn Bürgermeister nur wünschen, dass keine bleibenden Probleme entstehen. Und seine Vorgesetzte, ihre kanzlerische Hoheit? Die wird das ganze aussitzten und so tun als würde sie nix mitkriegen, sofern sie nicht explizit, von Journalisten darauf angesprochen wird. Diese Art der Aussitztungpolitik, ist imho der premiere der Grund für Radikalisierung und nicht die Migrationspolitik an sich. Die ist eher sekundär. Aber, dass sich Frau Merkels Art des "Gestaltens" noch ändern wird, kann man nach 12 Jahren getrost ausschließen