Mess-Woche: Alles gut durchgemulcht
■ Brenor: Die Gewerbeschau zeigt Bremen die weite Welt
Das ist fast wie bei Günther Jauch: Reisen, Strom- und Gaspreise zum Abwinken. „Bei der SPD kannste nur einen Ausflug nach Brüssel gewinnen“, raunt der als Sherlock Holmes verkleidete Werbefuzzi von der swb Enordia. Klar kauf ich meinen Strom bei der swb – und nicht bei der SPD.
Durch die Gänge schieben bei der Brenor. Der ganze Bremer Norden ist aus dem Häuschen beim weltgrößten Messe-Event gleich nach IAA und Cebit. Die Brenor: 30.000 Besucher, 150 Aussteller, Kaufrausch, ach quatsch: Kauf-Extase!
Alles so schön bunt hier: Jede Menge Infomobile, Hüpfburgen, Hörgeräte-Stände und Rollende Treppenstudios. Hallo, da steht der Portas-Mann! Ein Verkäufer im C & A-Anzug dreht jemandem einen Abgaswärmetauscher an, ein Gast flieht aus Halle 3: „Alles nur Spinner!“
Zum Glück war alles gut durchgemulcht: 6.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche hatten die Veranstalter mit Baum- und Borkenresten überzogen, damit niemand durch den Schlamm laufen muss. „Der Mulch ist minderwertig“, klärt Carsten Christgan auf. Die Kompostierung Nord GmbH habe Besseres zu bieten: „Häcksel“ (für Wege) und „Mucksel“ (zum Boden abdecken, ein Kubikmeter für 20 Mark), außerdem Gartenboden für Lunken (das sind Löcher), Fein- und den guten Bremer Kompost (mit Kokosfaser).
Alwin Schiddel vom Lüssumer Turnverein ist stolz, diesmal das „Repätoar“, also das Show-Programm in Zelt 1 zusammengestellt zu haben. „Fröhliche Klänge, Sen. Perschau, Rhythmische Sportgymnastik d. Lüssumer TV, Beckedorfer Schifferknoten, Florales aus Meisterhand“ undsoweiterundsofort.
Als Schmerzausgleich gibt es dann Weltneuheiten bei „Heim und Haus“: „Colani-Design ohne Colani-Preis“ ruft Andreas Zeigner und verweist auf sein „Deluxe“ Markisen-System, einen „innovativen Schattenspender“. Außerdem bietet er Rolladen gegen Sonne, Sturm und Gangster an. „Und wat ihr nicht wüllt, dat verkof ich auf Sylt!“ ksc
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