Menschenrechtler kritisieren Sudan: Luftangriffe auf wehrlose Zivilisten
Menschenrechtler werfen der sudanesischen Armee einen brutalen Feldzug in den Nuba-Bergen vor. Die Angriffe sollen ganze Ortschaften entvölkert haben.
Die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch (HRW) werfen Sudans Regierung "wahllose" Luftangriffe auf Zivilisten in den Nuba-Bergen in der umkämpften Provinz Südkordofan vor. In einem am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen Bericht fordern die beiden Gruppierungen ein UN-Eingreifen gegen eine "pausenlose Bombenkampagne, die zivile Männer, Frauen und Kinder tötet und verletzt".
In Südkordofan geht Sudans Armee seit Anfang Juni gegen Aufständische des Nuba-Volkes vor. Diese waren während des südsudanesischen Unabhängigkeitskrieges mit den heute im Südsudan regierenden SPLA-Rebellen (Sudanesische Volksbefreiungsarmee) verbündet, finden sich jetzt aber in der Nordhälfte des geteilten Sudan wieder und kämpfen als nordsudanesischer Arm der SPLA weiter.
Die Angriffe der sudanesischen Regierungstruppen haben nach Angaben der humanitären UN-Organisation Ocha über 200.000 Menschen in die Flucht getrieben und ganze Ortschaften entvölkert. Viele von ihnen leben ohne jede Hilfe "in Höhlen, auf Berggipfeln, unter Bäumen und im Busch", so der Bericht. Die Angriffe dauern trotz eines von Sudans Präsident Omar Hassan al-Bashir am 23. August verkündeten Waffenstillstands an, so die Menschenrechtler. Hilfswerke und UN-Personal haben laut Ocha zu den Kampf- und Fluchtgebieten keinen Zugang. Selbst UN-Stützpunkte dürfen derzeit nicht versorgt werden.
"Während die Untersucher vor Ort waren, warfen Antonov-Maschinen nahezu täglich Bomben auf Ackerland und Dörfer ab", heißt es in dem Bericht von Amnesty und HRW. "Keine offensichtlichen militärischen Ziele waren in der Nähe irgendeines der besuchten Angriffsziele ersichtlich." Es seien auch keine Rebellen in der Nähe gewesen. Die Bomben würden wahllos aus den Antonov-Frachtmaschinen im Tiefflug hinausgeworfen.
Nach Angaben der beiden Organisationen untersuchten ihre Mitarbeiter vor Ort in der zweiten Augusthälfte die Schauplätze von 13 Luftangriffen in den Gebieten Kauda, Delami und Kurchi. Bei diesen Angriffen seien Dutzende Zivilisten getötet worden, "manche in oder bei ihren Häusern, andere bei der Feldarbeit oder beim Wasserholen, oder auf Dorfmärkten".
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