Menschen mit Behinderung in Bremen: Behandlungszentrum bleibt zu
Personalmangel ist überall: Das medizinische Behandlungszentrum für Erwachsene mit Behinderungen muss geschlossen bleiben, weil eine Leitung fehlt.
Nach rund eineinhalb Jahren Betrieb musste das MZEB Ende vergangenen Jahres dicht machen. Der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) hatte dies entschieden, weil die ärztliche Leitung seit Monaten wegen einer Erkrankung ausgefallen war. Die Absicht des städtischen Klinikverbunds in Bremen Gesundheit Nord (Geno), der das MZEB betreibt, war ganz klar: Im Juli 2023 wird wieder geöffnet.
Denn eigentlich hatte die Geno einen Arzt gefunden, der die Leitung übernehmen sollte. Zunächst mit einer halben Stelle ab Anfang Juli. Er ist Neurologe, war auch bislang stundenweise für das MZEB tätig, erklärt Geno-Sprecherin Karen Matiszick. Der Vertrag sei schon unterschrieben gewesen. „Aber er kam aus seinem jetzigen Arbeitsverhältnis nicht so raus, wie wir uns das gewünscht hatten.“ Zudem habe dem Zulassungsausschuss die halbe Stelle für die Leitung nicht ausgereicht.
Deswegen habe man eine Verlängerung des Ruhens der Ermächtigung bis Ende des Jahres beantragen müssen, erklärte Andrea Bronner, Direktorin am Klinikum Mitte, in der Sitzung des Landesteilhabebeirats vergangene Woche. Die KV bestätigte dies. Ihr liege viel am MZEB, sagte Bronner in der Sitzung. „Es ist wichtig, dass Menschen mit multiplen Behinderungen versorgt werden.“ Das Ziel ist nun, im Januar 2024 wieder zu öffnen.
Interdisziplinäres Team
Zur Schließung des MZEB hatten viele Akteure der Behindertenhilfe erklärt, warum das Behandlungszentrum so bedeutend ist: Dort habe es mehr Zeit gegeben als bei anderen Ärzt*innen. Mit seinem multiprofessionellen Ansatz sei es zudem sehr entlastend gewesen – auch für die Betreuenden, die mit ihren Klient*innen vorher verschiedene Fachrichtungen abklappern mussten.
Zum Team gehören neben dem Neurologen unter anderem eine Psychologin, eine Physiotherapeutin und eine Ergotherapeutin. Die ausgefallene ärztliche Leitung ist Allgemeinmedizinerin und Psychiaterin. Voraussetzung für ein MZEB, so erklärte es Bronner, sind die Fachrichtungen Neurologie plus eine der drei Richtungen Allgemeinmedizin, Inneres oder Psychiatrie.
Nun sucht die Geno nach einer ganz neuen Leitung. „Es ist total schwierig“, sagte Bronner, „und das liegt nicht an mangelndem Engagement.“ Bereits die Allgemeinmedizinerin habe man nur über Netzwerke gefunden. Es habe sich niemand beworben. „Wenn jemand von Ihnen jemanden kennt, ich bin für alles offen“, sagte sie den Mitgliedern des Landesteilhabebeirats.
Immerhin: Die technische Ausstattung im MZEB, die in der Vergangenheit auch kritisiert wurde, sei nun komplett fertig, sagte Bronner. Ebenso sei die Barrierefreiheit gänzlich realisiert. „Wir haben richtig investiert.“ Lediglich die Führung für Menschen mit Sehbehinderung auf dem Fußboden fehle noch, weil dort noch renoviert wurde.
Beiratsmitglied Dieter Stegmann von der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen Bremen machte deutlich, dass Bremen ohne das MZEB einen wichtigen Aspekt bei der Versorgung von Menschen mit Behinderung verliere. „Das wäre wirklich ein Skandal.“ Er selbst sei gerade auf der Suche nach einer Zahnarztpraxis, um sein Gebiss behandeln zu lassen. „Für viele Menschen ist es ein aktuelles Problem, räumlich und zeitlich angemessen versorgt zu werden.“
Es müsse doch möglich sein, sagte Stegmann weiter, wenn bundesweit so viele MZEBs laufen, das auch in Bremen an den Start zu bringen. Laut einer Liste der Bundesarbeitsgemeinschaft für medizinische Behandlungszentren für Erwachsene mit Behinderung gibt es derzeit 47 aktive MZEBs in Deutschland.
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