piwik no script img

Menschen auf der Frankfurter BuchmesseDie Kulturnation ist überall

Braucht es die Frankfurter Buchmesse? Aber ja. Denn überall lauert eine Überraschung. Und nur dort trifft man Menschen, die man noch nicht kennt.

4.000 Aussteller aus 95 Ländern zeigen ihre Neuerscheinungen: hier der Pavillon Spaniens Foto: picture alliance/dpa

Die Frankfurter Buchmesse sei ein bedeutendes kulturelles, aber auch soziales und politisches Ereignis, ohne das die „Kulturnation Deutschland im Grunde kaum zu denken“ sei, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anlässlich der feierlichen Eröffnung der Messe am Dienstag. Ob die Kulturnation ohne Buchmesse zu denken wäre, ist eine interessante Frage. Jedenfalls ist das eine traurige Vorstellung.

Dass bei der größten Buchmesse der Welt nun 4.000 Aussteller aus 95 Ländern ihre Neuerscheinungen vorstellen werden, ist eine gute Nachricht. Vor der Pandemie waren es über 7.000, aber im Vergleich zum letzten Jahr, als die Gänge gespenstisch leer waren, ist der Trubel wieder da. Es wird debattiert, gelesen, flaniert, getratscht und ab fünf macht immer irgendjemand, die man kennt, an ihrem Stand ein paar Flaschen Wein oder Cremant auf.

Im Hintergrund werden derweil Lizenzen für Übersetzungen gehandelt, so dass wir auch im kommenden Jahr viele Bücher auf Deutsch lesen können, die in Sprachen geschrieben worden sind, die wir nicht beherrschen. Die Arbeit der vielen Übersetzerinnen und Übersetzer wird in diesem Messejahr besonders gewürdigt. Ohne ihre Arbeit würde es die Welt, in der wir leben, gar nicht geben, meint Ivan gar.

Menschen aus aller Welt

Die Messe ist ein faszinierender Ort, weil man dort jeden Tag die schöne Überraschung erleben kann, Menschen aus aller Welt zu treffen, die man nicht kennt. Plötzlich sind sie da. Wir sitzen zu fünft am Tisch. Drei der Anwesenden sind Verleger. Sie kommen aus Kroatien, den USA und Schweden. Der Kulturnation wird an diesem Tisch auf Englisch gehuldigt.

Das Gespräch dreht sich nicht nur um Bücher. Irgendwann muss über den Krieg in der Ukraine gesprochen werden. Die Meinungen darüber, was nun zu tun sei, gehen weit auseinander. Einig sind sich alle darüber, was man sich nicht ausmalen mag: Dass in zwei Jahren ein republikanischer Präsident mit Putin einen Deal aushandelt.

Dann streiten sich die Verleger darüber, ob so eine große Messe das richtige Medium sei, um Bücher zu handeln. Ja klar, sagt vehement der Amerikaner. Warum nicht auf viele kleine Messen fahren oder gleich direkt nach New York fliegen, fragt die Schwedin. Einigen können sich alle, dass wir es der Messe verdanken, dass wir nun zusammensitzen und über Gott und die Welt reden. Womöglich ist die Kulturnation ja gar nicht deutsch, sondern umspannt die ganze Welt? Das ist nicht nur denkbar, sondern plausibel.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!