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neue filmeMemento

USA 2000, Regie: Christopher Nolan; mit Guy Pearce, Carrie-Anne Moss u.a.; 117 Min.

Einen Racheengel wie Leonard Shelby hat das Kino noch nicht gesehen. In Christopher Nolans zweitem Film „Memento“ rast er zielstrebig, aber ohne Plan durch eine weitläufige Kulisse geschichtsloser Urbanität. Shelby hat bei einem Überfall auf sich und seine Frau sein Kurzzeitgedächtnis verloren. Alles, was sich seit diesem Moment in seinem Leben ereignet, ist nach fünf Minuten unwiederbringlich von seiner Festplatte gelöscht. Daraus folgt ein Leben für den Moment. Es passt mittlerweile in eine Aktenmappe, in der er alles aufbewahrt, was ihm bei der Suche nach dem Mörder seiner Frau hilfreich sein könnte. Polaroids von Orten und Menschen, mit an den Rand gekritzelten Notizen. Wer sind sie sie? Was wollen sie von mir? Kann ich ihnen trauen? Weil auf sein Gedächtnis kein Verlass mehr ist, hat er seinen Körper mit Tätowierungen in ein Notizbuch verwandelt. Um Shelbys mentale Kondition in eine angemessene narrative Form des flüchtigen Gedächtnisses seiner Bilder zu bringen, nutzt Regisseur Nolan einen genialen dramaturgischen Kniff. Er montiert die einzelnen Sequenzen von hinten nach vorne, erzählt seinen Film vom Ende her zurück zum Anfang der Geschichte. Als das Gedächtnis seine Unschuld verlor.

Babylon, Central, CinemaxX Potsdamer Platz, Cinestar Hellersdorf, Cubix UFA-Plalast, Kino in der Kulturbrauerei, Neues Off, Thalia Babelsberg, UFA-Arthouse Die Kurbel

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