Mellowpark 1: Warme Worte für die Jugend

Politiker aller Parteien wollen den Mellowpark angeblich retten, tun aber wenig. Dabei wäre es ganz einfach: Die Biker und Skater brauchen Platz - aber den hat man schon für viel Geld verhökert.

Eigentlich sind sich alle einig: Als vorige Woche im Abgeordnetenhaus das Thema Mellowpark aufgerufen wurde, beschworen Vertreter aller Fraktionen, das vorbildliche Jugendprojekt in Treptow-Köpenick habe Bedeutung weit über Berlin hinaus. Doch für mehr als wortreiche Bekenntnisse reicht es offenbar nicht: Noch zögern die Politiker mit konkreter Hilfe für den Park, dem der Standort für Skatepark, Spielplatz und Sportflächen an der Friedrichshagener Straße gekündigt wurde. Zu einer Entscheidung für ein Alternativgrundstück an der Wuhlheide, das der Trägerverein des Mellowparks ins Spiel gebracht hat, konnten sich die Abgeordneten bislang nicht durchringen.

Der Mellowpark ist ein bei Jugendlichen sehr beliebter BMX- und Skatepark in Köpenick. Ein privater Investor plant den Bau von Eigentumswohnungen auf dem angrenzenden Gelände und kündigte dem Trägerverein zum Ende vorigen Jahres. Ein mögliches Ausweichgelände nahe der Wuhlheide hat der Liegenschaftsfonds inzwischen verkauft - doch dies muss das Abgeordnetenhaus billigen. Ob die Politiker das tun, weil es Geld bringt, oder eher im Interesse der Jugendlichen entscheiden, ist noch offen.

So sagte etwa Ellen Haußdörfer (SPD), die Fraktions-Sprecherin für Stadtentwicklung: "Was wir brauchen, ist eine schnelle Entscheidung, wie auch immer sie aussehen mag." Wie sie eine solche herbeiführen will, erklärte sie allerdings nicht. Dabei findet Haußdörfer, die auch Juso-Vorsitzende in Treptow-Köpenick ist, das Konzept des Mellowpark-Vereins für das Alternativgelände der alten Paul-Zobel-Sportanlage "innovativ". Dass diese über sechs Hektar große Fläche neue Heimat des Mellowparks wird, ist erklärter Wunsch auch des Bezirks Treptow-Köpenick (siehe Interview). Der hatte einst allerdings den Liegenschaftsfonds mit dem Verkauf ebendieses Grundstücks beauftragt, was das landeseigene Unternehmen inzwischen getan hat. Nun muss das Abgeordnetenhaus über die Veräußerung und die einhergehende Entwidmung der Sportfläche befinden.

Wenig überraschend ist die Meinung der Senatsverwaltung für Finanzen zu dieser Frage: "Wir gehen weiterhin von einem Verkauf aus, schließlich geht es um die Aufwertung eines attraktiven Wassergrundstücks", so Sprecher Clemens Teschendorf. Von dem erheblichen Erlös könne neben dem Land Berlin auch der Bezirk Treptow-Köpenick profitieren. Um wie viel Geld es geht, offenbarte im Abgeordnetenhaus der parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Uwe Doering: 6 Millionen Euro.

Den Namen des Käufers will man beim Liegenschaftsfonds mit Verweis auf das schwebende Verfahren nicht nennen. Mehreren, übereinstimmenden Quellen nach plant eine Rivers Immobilien-Konzept GmbH Wohnungen der mittleren und oberen Preisklasse. Doering empfahl, sich Investor und Kaufvertrag genau anzusehen. Die vorgelegten Pläne für das Areal seien "sehr dürftig", so der bau- und wohnungspolitische Sprecher der Linken.

Eindeutig positioniert hat sich bisher einzig der Abgeordnete Andreas Statzkowski (CDU): Er sei gegen den Verkauf des Grundstücks. "Ein jugendpolitisch wie wirtschaftlich derartig erfolgreiches Projekt - wo haben wir das sonst noch?", so Statzkowski. Außerdem gehe der Mellowpark-Träger "ausgesprochen konstruktiv mit der Grundstücksfrage um". In dieser hat jetzt Linkspartei-Mann Doering einen Vorschlag gemacht: Vorstellbar sei, das Paul-Zobel-Areal zu teilen und so dem Mellowpark 30.000 Quadratmeter zur Verfügung zu stellen.

Im Haus von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) befürchtet man angesichts der dadurch entstehenden Nachbarschaft zwischen Mellowpark und Wohnraum eine "geringfügige Verwertbarkeit des Grundstücks". Rot-Rot überwies das Thema erstmal in Stadtentwicklungs- und Jugend-Ausschuss.

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