piwik no script img

MeinungsumfrageKlimapolitik wird wahlentscheidend

Mehr als 30 Prozent beziehen Klimapolitik ganz vorn in ihre Kanzler-Wahlentscheidung mit ein - die Nichtregierungsorganisation Avaaz jubiliert. Nun könne man richtig Druck aufbauen.

Das Eis schmilzt - WWF-Aktion gegen den drohenden Klimawandel. Bild: ap

Jetzt ist der Klimawähler geboren: SPD und Union könnten bei der Bundestagswahl wahlentscheidend punkten, wenn sie sich klar für alternative Energien und Klimaschutz positionieren würden. Das ist Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. "19 Prozent der 1.000 repräsentativ befragten Bürger erklärten, sie würden die Wahl der SPD oder CDU in Betracht ziehen, wenn diese sich stärker um den Klimaschutz kümmerten", erklärte Thorsten Spengler von Infratest.

Mehr alternative Energien, eine neue ökologische Wirtschaftspolitik und eine deutsche Führungsrolle bei den Klimaverhandlungen - würden Sie die SPD wählen, falls Frank-Walter Steinmeier sich dafür deutlich stärker einsetzt, fragte Infratest. 30 Prozent der Grünen-Anhänger antworteten mit "Ja", 39 Prozent mit "Ja, vielleicht". Immerhin 12 Prozent der FDP-Anhänger bejahten und sogar 8 Prozent der Anhänger der Union. Umgekehrt würden 35 Prozent der SPD-Anhänger Angela Merkel wählen, wenn sie wieder mehr Klimaschutz betreiben würde und sogar 54 Prozent der FDP. "Immer mehr Wähler entscheiden sich erst kurz vor der Wahl", erläuterte Spengler.

"Die Parteien suchen nach einem Wahlkampfthema, wir haben es gefunden", frohlockt Julius van de Laar, Sprecher der internationalen Klimaschutzorganisation AVAAZ. Gemeinsam mit der deutschen Klimaallianz hatte AVAAZ die Umfrage in Auftrag gegeben. "Wir haben das vor den Wahlen in Kanada, vor den Wahlen in Australien oder zuletzt vor den Wahlen in Japan gesehen: Klimapolitik kann den Ausgang entscheiden", so van de Laar. Mit dem Internetportal Klimakanzlerin-gesucht.de soll Druck aufgebaut werden. Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier habe gebeten, die Umfrageergebnisse noch einmal persönlich vorgestellt zu bekommen. Bei einem Wahlkampfbesuch im Bergwerk Bottrop hat sich der SPD-Kandidat jedoch zur weiteren Steinkohleförderung bekannt. "Unsere Aufgabe ist jetzt, im Wahlkampf genau hinzuschauen", sagte Christoph Bals von Germanwatch und kündigte an, dass die Klima-Allianz nun auf jeder Veranstaltung der beiden Spitzenkandidaten präsent sei.

Allerdings weist der schöne Optimismus der Klimaschützer einen Makel auf: Die Frage, wie wahlentscheidend Klimaschutz etwa im Vergleich zur Bildungs-, Wirtschafts- oder Sozialpolitik ist, diese Frage stellte Infratest nicht. "In Absprache mit unserem Auftraggeber", sagte Thorsten Spengler. Aus früheren Untersuchungen wisse man allerdings, dass etwa die Energiepolitik den anderen Themen gegenüber gleichrangig gesehen wird.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

10 Kommentare

 / 
  • H
    hto

    In der "Demokratie" durch Kreuzchen auf dem Blankoscheck geht die Angst um, doch weil der Mensch gebildet wird in Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche, braucht sich kein Profitler des "freiheitlichen" Wettbewerbs vor einer Lösung in eindeutiger Wahrheit fürchten - wir werden alle im Kommunikationsmülls unserer gleichermaßen "individualbewußten" Dummheit / Konfusion zugrunde gehen!?

  • N
    Nigredo

    Man stelle sich mal vor, Angela Merkel würde jetzt einen auf "Klimakanzlerin" oder sowas in der Art machen, wer wäre denn so doof, ihr das abzukaufen? Ich meine abgesehen von denen intellektuell Minderbemittelten, die glauben, dass das Wahlprogramm der FDP seriös und sozial gerecht sei?

  • K
    Klaus

    Wenn das so ist hat Merkel ja beste Chancen wieder Kanzlerin zu werden. Ihr Klimaengagement war ja nun bei weitem engagierter und erfolgreicher als das der von Ihr abgelösten Rot/Grünen Bundesregierung. Da ging es ja mehr um Dosenpfand und Atom als ums Klima. Wieso eigentlich? Wahrscheinlich weil die damaligen Hauptprotagonisten wie Fischer und Schröder ihre mittlerweile gestartete Zukunft als Hauptamtliche Lobbyisten in der Energiewirtschaft nicht auf das Spiel setzen wollten.

    Der Rot Grüne Atomausstieg ist doch auch eine Lachnummer. Das Problem nach hinten verschoben und fertig. Mit dem tatsächlichen abschalten müssen die anderen Klarkommen. Dabei weiss doch jeder, dass der Atomstrom erst ausgestellt wird wenn die Alternative steht. Bis dahin wird Atomstrom aus Frankreich und Tschechien importiert. Vielleicht hätte Tritin das gleich mal verbieten sollen. Das hat er sich aber nicht getraut. Probleme werden nach hinten geschoben, übrigens auch die Endlager Entscheidungen. Ich konnte nicht erkennen das Trittin und seine möchtegern Grünen da irgentwie weiter gekommen sind. Gabriel übrigens auch nicht. Das ist ja bald unter Kohl mehr wegweisenderes für die Umwelt umgesetzt worden, wie z.B. der konsequente Ausbau der Kreislaufwirtschaft und nicht zu vergessen die bahnbrechende Einführung des erneuerbaren Energie Gesetzes von 1992. Ohne dies würden wahrscheinlich heute noch kaum Windmühlen stehen.

  • IN
    Ihr Namefranziska.qu

    Und das soll jemand glauben.

  • B
    Bernd

    Na super! Dann dürfen wir uns in den nächsten Wochen bis zur Wahl neben den Arbeitsmarktlügen auch noch abstruse Versprechen zur Klimapolitik aus allen politischen Lagern anhören. Was dann in den vier Jahren bis zur nächsten Wahl geschieht, liegt doch ohnehin in den Geldkoffern... äh, in der Hand der Energielobbyisten.

  • H
    hto

    In der "Demokratie" durch Kreuzchen auf dem Blankoscheck geht die Angst um, doch weil der Mensch gebildet wird in Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche, braucht sich kein Profitler des "freiheitlichen" Wettbewerbs vor einer Lösung in eindeutiger Wahrheit fürchten - wir werden alle im Kommunikationsmülls unserer gleichermaßen "individualbewußten" Dummheit / Konfusion zugrunde gehen!?

  • N
    Nigredo

    Man stelle sich mal vor, Angela Merkel würde jetzt einen auf "Klimakanzlerin" oder sowas in der Art machen, wer wäre denn so doof, ihr das abzukaufen? Ich meine abgesehen von denen intellektuell Minderbemittelten, die glauben, dass das Wahlprogramm der FDP seriös und sozial gerecht sei?

  • K
    Klaus

    Wenn das so ist hat Merkel ja beste Chancen wieder Kanzlerin zu werden. Ihr Klimaengagement war ja nun bei weitem engagierter und erfolgreicher als das der von Ihr abgelösten Rot/Grünen Bundesregierung. Da ging es ja mehr um Dosenpfand und Atom als ums Klima. Wieso eigentlich? Wahrscheinlich weil die damaligen Hauptprotagonisten wie Fischer und Schröder ihre mittlerweile gestartete Zukunft als Hauptamtliche Lobbyisten in der Energiewirtschaft nicht auf das Spiel setzen wollten.

    Der Rot Grüne Atomausstieg ist doch auch eine Lachnummer. Das Problem nach hinten verschoben und fertig. Mit dem tatsächlichen abschalten müssen die anderen Klarkommen. Dabei weiss doch jeder, dass der Atomstrom erst ausgestellt wird wenn die Alternative steht. Bis dahin wird Atomstrom aus Frankreich und Tschechien importiert. Vielleicht hätte Tritin das gleich mal verbieten sollen. Das hat er sich aber nicht getraut. Probleme werden nach hinten geschoben, übrigens auch die Endlager Entscheidungen. Ich konnte nicht erkennen das Trittin und seine möchtegern Grünen da irgentwie weiter gekommen sind. Gabriel übrigens auch nicht. Das ist ja bald unter Kohl mehr wegweisenderes für die Umwelt umgesetzt worden, wie z.B. der konsequente Ausbau der Kreislaufwirtschaft und nicht zu vergessen die bahnbrechende Einführung des erneuerbaren Energie Gesetzes von 1992. Ohne dies würden wahrscheinlich heute noch kaum Windmühlen stehen.

  • IN
    Ihr Namefranziska.qu

    Und das soll jemand glauben.

  • B
    Bernd

    Na super! Dann dürfen wir uns in den nächsten Wochen bis zur Wahl neben den Arbeitsmarktlügen auch noch abstruse Versprechen zur Klimapolitik aus allen politischen Lagern anhören. Was dann in den vier Jahren bis zur nächsten Wahl geschieht, liegt doch ohnehin in den Geldkoffern... äh, in der Hand der Energielobbyisten.