piwik no script img

„Mein Ideal war eine neue Linke aus Teilen von PDS, Grünen und Bürgerbewegung“

Harald Wolf (43) war im Sommer 1990 Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der Alternativen Liste (AL) in Westberlin, dem Vorgänger des Berliner Landesverbandes von Bündnis 90/Die Grünen. Im September 1990 trat der gebürtige Offenbacher aus der AL aus. Schon drei Monate später kandidierte Harald Wolf auf dem Ticket von Zasilo auf der offenen Liste der PDS für das Berliner Abgeordnetenhaus. Seit März 1999 ist Harald Wolf Mitglied der PDS. Schon seit 1995 ist er deren Fraktionsvorsitzender.

„Im Sommer 1990 stand die Auseinandersetzung zwischen Ost und Westlinken an. Das Scheitern des realen Sozialismus und den Bemühungen zu seiner Reform musste Konsequenzen für alle Strömungen der Linken haben. Gleichzeitig wurde bei der Alternativen Liste die Regierungsbeteilung immer mehr zum Selbstzweck.

In Abgrenzung gegenüber der PDS stand die Alternative Liste den etablierten Parteien in nichts nach.

Mit Zirkeln wie dem Husemannstraßenkreis und Zasilo wollten wir den Dialog zwischen den verschiedenen politischen Strömungen links von der SPD organisieren, und zwar möglichst unabhängig von Parteiloyalität, weil die offene Debatten in der Regel verhindert.

Schließlich musste es ja etwas Besseres geben als die Vereinigung auf der Basis der alten Bundesrepublik.

Mein idealtypisches Ziel war eine Neugruppierung der Linken aus Teilen von PDS, Bürgerbewegung und Grünen.

So ist ja auch kurzzeitig die Initiative entstanden, zur Bundestagswahl mit einer oppositionellen Personenliste, also mit Leuten wie Bärbel Bohley, Gregor Gysi, Petra Kelly und Jens Reich. Das scheiterte vor allem am Widerstand der Grünen.

Natürlich hatte das Ganze damals etwas von Donquichotterie, und das war uns auch klar.

Aber diese Diskussionen geführt zu haben, die Kundgebung zum Wahlrecht und die Eröffnung der Auseinandersetzung innerhalb der Linken über die Rolle der Stasi, das war es schon wert.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen