: Mehr als ein Stadionevent
Flasht nicht erst am Wochenende: Maximum HipHop 2001 ■ Von Alexander Diehl
Im vergangenen Jahr wurde an dieser Stelle darüber disputiert, ob HipHop in sommerlichen Fußballstadien überhaupt real sei, verglichen mit Public Enemy 1988 in Mannheimer Kellern oder sonstwo, dem Größten, was es in dieser Hinsicht überhaupt je usw... Mit der zunehmenden Etablierung der Hamburger „Maximum HipHop“-Woche mag sich dieses eventmäßige Abrücken vom Eigentlichen noch weiter verschärfen. Allerdings hat HipHop – neben dem Beharren auf wahre Lehren – doch schon immer das Erreichen/Unterhalten einer Crowd im Auge gehabt (oder wenigstens nichts dagegen), bringt es doch gemeinhin so manchem Protagonisten erst den (finanziellen) Ertrag seines Schaffens. Nun wurde HipHop – mit Verzögerung – in den 90er-Jahren auch hierzulande ein aussichtsreiches Genre, und weil insbesondere seine hamburgische Ausprägung im vergangenen Jahr „ein neues Level“ (so die „Maximum HipHop“-Veranstalter) erreicht hat, ist das Großevent wahrscheinlich nur konsequent.
„Maximum HipHop“ ist begrüßenswerterweise mehr als nur das besagte „Flash“-Stadionkonzert am Sonnabendnachmittag. Wie im Vorjahr geht es wieder darum, „die verschiedenen Aspekte von Hip-Hop, Rap, DJing, Graffiti und Breakdance gebündelt zu präsentieren“. Bereits am vergangenen Montag wurde die internationale Graffiti-Ausstellung „Urban Discipline“ eröffnet, die noch bis zum kommenden Montag läuft. Am Sonntag trat beim Nachwuchswettbewerb „RapFactory“ der lokale Nachwuchs gegeneinander an sowie vor eine fachkundige Jury. Die Sieger des Abends – die Pumaritter – durften gestern Abend inmitten eines guten Line-Ups (u.a. Deichkind, Trainingslager und Fiva MC) „die offizielle Eröffnungsveranstaltung“ des Ganzen bestreiten.
Der heutige Donnerstag hält bereit, was mancher als beste Veranstaltung der HipHop-Woche ansieht: die nationale Endausscheidung der International Turntablist Federation (ITF). Die acht bestplatzierten DJs des Vorjahres, die Sieger sowie die zwei besten Zweitplatzierten der acht regionalen Vorrunden treten in der Markthalle an den „Wheels of Steel“ gegeneinander an. Was Scratches und Beat Juggling von, ähem, Weltniveau verheißt. Live wird mit Eins, Zwo Hamburgs manchmal beste HipHop-Crew das Rahmenprogramm bilden. Tags darauf wird es an gleicher Stelle um die letzte Säule des HipHop gehe: beim „Battle of the Year“, der „inoffiziellen“ deutschen Meisterschaft im Breakdance, bei dem 14 Crews um die Teilnahme am internationalen Finale im kommenden Herbst konkurrieren. Sonnabend Nachmittag dann der markanteste (und publikumsträchtigste) Programmpunkt: Einen halben Tag lang solide zusammengestelltes HipHop-Programm auf großer Bühne im Millerntorstadion. Der abgeklärte Newcomer Nico Suave (siehe taz hamburg v. 31.5.) trifft da auf das erklärt fertige rotäugige Reimemonster Ferris MC. Und dessen Auftritt gehörte im vergangenen Jahr schon zu den besseren Performances der Veranstaltung.
Natürlich darf die hiesige Reime-und-Schläge-Hochburg nicht fehlen: Als Eimsbush Allstars treten unter anderem der durch seine Äußerungen zuweilen durchaus kritikwürdige Dancehallbewohner D-Flame, Illo 77 und – bei weiter Auslegung der Bezirksgrenzen – die bekennenden Altonaer Digger Dance an. Es folgt ein Gastspiel: Massive Töne, Meli, TimXtreme, Karibik Frank und diverse andere beweisen als Kopfnicker Spezial, dass der bundesdeutsche Südwes-ten durchaus HipHop beherbergt, der dem der Hansestadt ebenbürtig ist. Ebenfalls nur zu Gast in der Stadt ist Ferris-Kumpel Afrob, keine weitere Vorstellung brauchen in Hamburch-City wohl Denyo 77 und die Kalauer-Allzweckwaffe Fünf Sterne deluxe. Wenn – es folgt die Standardfloskel des norddeutschen Ankündigungsjournalismus – das Wetter mitspielt, könnte das also eine ganz gelungene Veranstaltung werden.
Nationale ITF-Ausscheidung (Live: Eins Zwo): Donnerstag, 20 Uhr, Markthalle; Battle of the Year: Freitag, 20 Uhr, Markthalle; Flash 2001 (mit Fünf Sterne deluxe, Denyo 77, Afrob, Eimsbush Allstars, Kopfnicker Spezial, Ferris MC und Nico Suave): Sonnabend, Einlass 13 Uhr, Beginn 15 Uhr, Millerntorstadion; internationale Graffiti-Ausstellung „Urban Discipline“: noch bis 18. Juni, alte Postsortierhalle (Stephansplatz). Infos unter www.maximumhiphop.de
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